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P.T. MAGAZIN 04/2012

Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

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Dr. Helfried Schmidt<br />

Die 100-Prozent-Steuer<br />

(Foto: OPS Netzwerk GmbH)<br />

Am Tag der Freiheit, dem 17. Juni, erklärte<br />

die Linken-Vorsitzende Katja Kipping<br />

im FAZ-Interview, die Partei brauche den<br />

„Linkspopulismus. […] als zugespitzte<br />

Ansprache der Armen und Entrechteten<br />

[…] gegen ‚die da oben‘.“ Und sie hatte<br />

auch den Königsweg parat. Eine 100-Prozent-Besteuerung<br />

für alle Einkommen<br />

über 480.000 Euro im Jahr auf der einen<br />

Seite, und bedingungsloses Grundeinkommen<br />

für alle auf der anderen Seite.<br />

Die Mindestsicherung für jeden solle<br />

1.050 Euro monatlich betragen.<br />

„Ich sage: ab 40.000 Euro im Monat<br />

gibt es kein Mehr an Lebensgenuss. Wenn<br />

es dann noch Einkommenszuwächse gibt,<br />

fließen sie in die Beeinflussung von politischen<br />

Entscheidungen durch Bestechung<br />

– oder in zerstörerische Finanzspekulationen.<br />

[…] Kein Mensch braucht mehr<br />

als das Vierzigfache des Mindesteinkommens.<br />

Alles was darüber liegt, kann man<br />

getrost mit 100 Prozent besteuern.“<br />

Das Argument scheint so griffig zu<br />

sein, dass es seit über 100 Jahren immer<br />

wieder kommt. Der linksliberale Reichstagsabgeordnete<br />

Eugen Richter schrieb<br />

schon 1896: „Die Sozialdemokratie macht<br />

der großen Menge der Minderwohlhabenden<br />

stets blauen Dunst vor, indem sie<br />

auf einzelne reiche Leute verweist und<br />

es so darstellt, als ob die Verhältnisse der<br />

vielen Millionen Minderwohlhabender in<br />

irgend nennenswerte Weise gebessert<br />

werden könnten, wenn man jenen wenigen<br />

Reichen ihren Reichtum abnimmt.“<br />

Das ist natürlich nicht der Fall. Im<br />

Gegenteil. Der Bundesrechnungshof<br />

schätzt, dass es heute über 15.000 Haushalte<br />

mit Einkommen oberhalb von<br />

500.000 Euro gibt. Mit rund 50 Prozent<br />

werden die jetzt schon besteuert. Nimmt<br />

man durchschnittlich eine Million Einkommen<br />

an, bleiben also höchstens<br />

250.000 Euro je Haushalt zusätzlich zur<br />

jetzigen Besteuerung zu verteilen. Macht<br />

mal 15.000 Haushalte gerade 3,75 Milliarden<br />

Euro je Jahr. Auf 20 Millionen Berechtigte<br />

gerechnet, sind das pro Kopf gerade<br />

187,50 Euro. Im Jahr. Also pro Tag rund 50<br />

Cent. Das ist gerade eine Kugel Eis täglich.<br />

Das mag jetzt im Juli seinen Charme<br />

haben. Aber satt werden die tatsächlich<br />

Hilfebedürftigen davon auch nicht.<br />

Die populistische Maßnahme würde den<br />

wirklich Armen also überhaupt nichts<br />

bringen.<br />

Hinzu kommt, dass das nur ein einziges<br />

Mal klappt. Denn wer sollte sich<br />

im Jahr darauf noch anstrengen, mehr<br />

als 480.000 Euro Einkommen zu erzielen,<br />

wenn es ihm ja doch zu 100 Prozent<br />

abgenommen wird und er sich dennoch<br />

als „Reicher“ beschimpfen lassen muss?<br />

Keiner.<br />

Aber es gäbe keine Reichen mehr.<br />

Das wiederum wäre volkswirtschaftlich<br />

dieselbe Katastrophe, die ein Teil der<br />

Älteren unter uns in der ehemaligen DDR<br />

erleben musste: Ohne private Vermögen<br />

gibt es keine Investitionen. Ohne Investitionen<br />

gibt es keinen Vermögensaufbau.<br />

Ohne Vermögensaufbau wird schrittweise<br />

die volkswirtschaftliche Substanz<br />

verzehrt. Ohne sich selbst erneuernden<br />

Kapitalstock gibt es keine wettbewerbsfähige<br />

Wirtschaft und keine sich selbst<br />

tragenden Arbeitsplätze. Und ohne<br />

Arbeitsplätze hat der Staat kein Geld für<br />

bedingungsloses Grundeinkommen.<br />

Man kann den Linken nicht übel nehmen,<br />

dass sie die eigene Gefolgschaft<br />

begeistern wollen wie Jesus mit Bergpredigt<br />

und Speisung der Fünftausend.<br />

Aber man darf ihnen die unzulässigen<br />

Verkürzungen und Vereinfachungen<br />

nicht durchgehen lassen. Wohin das<br />

führt, haben 20 Prozent der Bundesbürger<br />

40 Jahre lang erlebt. Bis zum<br />

Mauerfall 1989. ■<br />

Dr. Helfried Schmidt<br />

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4/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 3

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