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PC Games Magazin Ravens Cry (Vorschau)

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SHErLOCk HOLMES:<br />

CrIMES AND<br />

PuNISHMENTS<br />

Ca. € 40,-<br />

29. September 2014<br />

In dieser schicken Ansicht verbinden wir unsere Indizien zu verschiedenen Schlussfolgerungen.<br />

Meine Meinung | Felix Schütz<br />

„klarer Fall: Schöne Grafik und ein cooles Beweisesystem<br />

trösten nicht über rückschritte hinweg.“<br />

Frogwares letzter Fall Das Testament des Sherlock Holmes hat<br />

mir etwas besser gefallen als Crimes & Punishments. Sicher, die<br />

Grafik ist diesmal viel schicker und das neue Herleitungssystem<br />

ist überraschend spannend! Doch abseits davon hat mich dieser<br />

Holmes zu oft kalt gelassen: Mit seiner glatt gebügelten Art<br />

gelingt es ihm einfach nicht, mich für die Fälle und seine genialen<br />

Methoden zu begeistern. kein Wunder: Spielerisch habe ich ja<br />

Beweisführung. Indem wir Spuren<br />

sichern und Details erfragen, werden<br />

wichtige Indizien gesammelt. Die entscheidenden<br />

Punkte landen dann in<br />

einer schicken Übersicht, wo wir sie<br />

zu Beweisketten verknüpfen, die uns<br />

am Ende den Schuldigen liefern. Der<br />

Clou: Manche Details lassen sich auf<br />

zwei Arten auslegen. Der Gärtner war<br />

am Tatort? Verdächtig! Aber macht<br />

ihn das gleich zum Mörder? Oder<br />

war er nur zur falschen Zeit am falschen<br />

Ort? Je nachdem, wie wir die<br />

Lage interpretieren, ergeben sich<br />

Zusammenhänge und Widersprüche.<br />

Am Ende können wir dann zwischen<br />

mehreren Figuren wählen und ihnen<br />

die Schuld zuweisen. Dabei entscheidet<br />

einzig unser Bauchgefühl. Ob wir<br />

aber auch richtig lagen, verrät uns das<br />

Spiel erst, nachdem wir den Fall abgeschlossen<br />

haben – und es bietet uns<br />

dann netterweise an, noch mal zur<br />

letzten Entscheidung zurückzuspringen,<br />

um einen anderen Täter zu bestimmen.<br />

Prima! Nebenbei entscheiden<br />

wir auch, ob wir den Schuldigen<br />

der Polizei ausliefern oder ihn laufen<br />

lassen – eine solche moralische Entscheidung<br />

hat spielerisch zwar keine<br />

Auswirkung, passt aber gut zu Holmes<br />

eigenwilligem Wesen.<br />

10 | 2014<br />

Detektiv spielen für Anfänger<br />

Die übrige Ermittlungsarbeit ist dagegen<br />

leider arg simpel geraten. Aus der<br />

Verfolger- oder Ego-Ansicht steuern<br />

wir Holmes durch hübsch gestaltete,<br />

aber meist eng abgesteckte Areale,<br />

in denen wir nur wenig selbst erkunden<br />

dürfen. Haben wir alle Hinweise<br />

entdeckt, weist uns das Spiel deutlich<br />

darauf hin – so verpassen wir nichts<br />

Wichtiges. Trotzdem müssen wir für<br />

unsere Aufgaben häufig zwischen den<br />

Locations hin und her wechseln, das<br />

sorgt für viele Ladeunterbrechungen.<br />

Ärgerlich: Obwohl der Hersteller das<br />

Spiel mit Screenshots bewirbt, auf<br />

denen zig Figuren zu sehen sind, trifft<br />

man im Spiel nur auf wenige N<strong>PC</strong>s.<br />

Die meisten Orte wirken geradezu<br />

ausgestorben – da verspricht die Werbung<br />

mehr, als das Spiel zu bieten hat.<br />

Die weitläufigeren London-Abschnitte<br />

aus dem Vorgängerspiel<br />

wurden ebenso gestrichen wie die<br />

Point&Click-Eingaben; man steuert<br />

nun entweder mit Maus und Tastatur<br />

oder per Gamepad. Auch der spielerische<br />

Anspruch wurde im Vergleich<br />

zum Vorgänger zurückgefahren:<br />

Freiheiten haben wir bei unseren untersuchungen<br />

nicht, Minispiele sind<br />

oft in rekordzeit gelöst und selbst<br />

Die Tatverdächtigen sind schwer zu<br />

durchschauen. Wir entscheiden, wen wir<br />

am Ende eines Falls für schuldig erklären.<br />

nicht mehr zu tun als vordefinierte Eingaben abzuarbeiten –<br />

nach zwei bis drei Stunden habe ich dann alle Hinweise in jedem<br />

der kleinen Levels gesammelt und muss nur noch den Täter bestimmen.<br />

Anschließend geht’s zur nächsten Geschichte – ohne<br />

dass dazwischen echte Spannung oder Dramatik aufgekommen<br />

wäre. Alles in allem ist das zwar trotzdem noch ein solider, meist<br />

unterhaltsamer Holmes – aber eben kein großartiger.<br />

Inventargegenstände wählt das Spiel<br />

einfach automatisch aus. Trotzdem<br />

gibt’s immer wieder interessante,<br />

spielerische Ansätze: So müssen wir<br />

etwa anhand einer Zeitleiste einen<br />

Mordfall rekonstruieren oder dank<br />

Holmes Vorstellungskraft mögliche<br />

Fluchtwege in einem Haus ausmachen<br />

und verbarrikadieren, damit wir<br />

dort später ein paar Gauner schnappen<br />

können. Aus diesen Ideen hätte<br />

man zwar noch mehr machen können,<br />

doch sie sorgen zumindest für<br />

genügend Abwechslung.<br />

Leider darf der treue Doktor Watson<br />

in Crimes & Punishments kaum<br />

mehr tun, als Holmes artig hinterherzudackeln.<br />

Er hat keine nützlichen<br />

Hinweise parat und kommt überhaupt<br />

nur einmal für die Lösung eines<br />

Schalterrätsels zum Einsatz. Ansonsten<br />

wird seine Figur auf einfältiges<br />

Nachfragen reduziert, hin und wieder<br />

versperrt er uns sogar den Weg. Zum<br />

Vergleich: Selbst Holmes verlässlicher<br />

Hund Toby, der diesmal in zwei kurzen<br />

Abschnitten spielbar ist, hat relevantere<br />

Auftritte als der verschmähte<br />

Doktor Watson – dadurch vergeudet<br />

Frogwares viel spielerisches Potenzial,<br />

von erzählerischen Möglichkeiten mal<br />

ganz zu schweigen.<br />

ZAHLEN uND FAkTEN<br />

Genre: Adventure<br />

Entwickler: Frogwares<br />

Publisher: Focus Home/koch Media<br />

Sprache: Engl. Sprecher, dt. untertitel<br />

Kopierschutz: Das Spiel muss über<br />

Steam aktiviert werden.<br />

GrAFIk, SOuND uND STEuEruNG<br />

Grafik: Atmosphärische, aber leblose<br />

Levels. Die Texturen und Charaktere<br />

sind für ein Adventure hübsch detailliert,<br />

aufpoppende Details stören hin<br />

und wieder das Gesamtbild.<br />

Sound: Gute englische Sprecher und<br />

eine passende Musikuntermalung.<br />

Steuerung: Mit Maus und Tastatur<br />

oder einem Gamepad spielbar. Die<br />

Ego-Ansicht spielt sich gut, die Verfolgerperspektive<br />

ist dafür zu träge.<br />

HArDWArE-ANFOrDEruNGEN<br />

Minimum (Herstellerangabe): Windows<br />

Vista oder höher, Dual Core CPu 2,4<br />

GHz, 2 GB rAM, radeon HD 3850/<br />

Geforce 8600 GTS, 14 GB Festplatte<br />

JuGENDEIGNuNG<br />

USK: Ab 12 Jahren<br />

Die krimi-Geschichten handeln häufig<br />

von Morden. Für manche Fälle<br />

müssen wir Leichen untersuchen.<br />

DIE TEST-ABrECHNuNG<br />

Testversion: review Code (keine retail)<br />

Spielzeit (Std.:Min.): 18:00<br />

2 bis 3 Stunden Spielzeit fallen pro<br />

Fall an. Das Spiel lief im Test bugfrei.<br />

PrO uND CONTrA<br />

Interessante Nebenfiguren, die<br />

uns lange im ungewissen lassen<br />

Gute, zeitgemäße Grafik<br />

Detailreiche Gesichter<br />

Gute englische Sprecher<br />

Lippensynchrone Sprachausgabe<br />

Cooles Beweisführungsmenü<br />

Einsteigerfreundlich<br />

Minispiele sind optional<br />

Atmosphärische Soundkulisse<br />

Sechs abwechslungsreiche Fälle<br />

… die aber nicht verbunden sind<br />

– man erlebt nur kurzgeschichten<br />

Moralische Entscheidungen haben<br />

daher keine konsequenzen<br />

Aalglatter, unaufgeregter Holmes<br />

(fast) ohne Ecken und kanten<br />

kaum Spannung oder richtig<br />

dramatisch inszenierte Momente<br />

Detektivarbeit fällt arg simpel aus<br />

Meist eng abgesteckte Locations<br />

Häufige Ladezeiten beim reisen<br />

Durchweg leblose Levels<br />

keine deutsche Sprachausgabe<br />

kein Point&Click-Interface mehr<br />

EINZELSPIELEr-TESTurTEIL<br />

<strong>PC</strong> GAMES<br />

SPIELSPASS<br />

Wertung73<br />

51

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