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PC Games Magazin Ravens Cry (Vorschau)

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Das MassenphänoMen WorlD of Warcraft<br />

Manchmal ist ein Spiel auch deshalb<br />

ein unvergessliches Event, weil es<br />

eine riesige Community erzeugt. Und<br />

welcher Kandidat wäre hierfür ein geeigneteres<br />

Beispiel als das berühmtberüchtigte<br />

World of Warcraft? Ja, klar:<br />

Ähnlich wie im Falle von Tetris hat das<br />

MMORPG mit der Zeit seinen Ausnahme-Status<br />

eingebüßt. Zudem gab es bei<br />

seiner Veröffentlichung im Jahr 2004<br />

viele ähnlich geartete Spiele, aufgrund<br />

deren Suchtfaktor unverbesserliche<br />

Zocker ihr Sozial- oder gar Arbeitsleben<br />

fast gänzlich auf Eis legten.<br />

Jedoch ging World of Warcraft weit<br />

über seine angepeilten Zielgruppen<br />

hinaus. Ähnlich wie Super Mario Bros.<br />

haben seither auch <strong>PC</strong>-Nutzer einen<br />

Titel in der Hand, dessen Name auch<br />

der Nichtspieler kennt – und sei es in<br />

der landläufig etablierten Abkürzung<br />

WoW. Es ist ein Thema für sich, inwiefern<br />

Blizzard es gerade mit diesem Titel<br />

schaffte, all die Massen zu bewegen<br />

– vermutlich waren sie einfach zum<br />

richtigen Zeitpunkt an der richtigen<br />

Stelle. Doch das Warum und Wieso ist<br />

zweitrangig: Wer World of Warcraft rein<br />

als Phänomen betrachtet und nicht als<br />

etwas Besonderes ansieht, der möchte<br />

es einfach nur nicht wahr haben. Die<br />

noch immer riesige Community ist wohl<br />

Beweis genug dafür, dass WoW etwas<br />

Außergewöhnliches ist.<br />

Zehn Jahre alt und kein Ende in Sicht: Mit Warlords of Draenor erscheint demnächst<br />

das fünfte umfangreiche Add-on zum MMORPG-Altmeister World of Warcraft.<br />

Foto: <strong>Games</strong>press/Blizzard<br />

tors den Fan von Actionspielen an<br />

und verpacken all das in ein zugängliches<br />

Steuerungskonzept. Zudem<br />

existieren kaum Nachahmer,<br />

weshalb Bullfrog-Werke bis heute<br />

einmalig und ihren Anhängern in<br />

Erinnerung geblieben sind.<br />

Detailvernarrtheit<br />

Euch klingt das zu trocken, ihr definiert<br />

unvergessliche Spiele lieber<br />

anhand neckischer Anekdoten?<br />

Dann dürftet ihr beim folgenden<br />

Klassiker aufhorchen: Metal Gear<br />

Solid. Wir ignorieren die technisch<br />

maue <strong>PC</strong>-Konvertierung und konzentrieren<br />

uns auf den Detailgrad,<br />

den sich nur ein Mensch wie die<br />

japanische Entwickler-Ikone Hideo<br />

Kojima ausdenken konnte.<br />

Bereits der Pappkarton, den ihr<br />

bei euch tragt und unter dem ihr<br />

euch jederzeit verstecken dürft, ist<br />

eine Skurrilität und mittlerweile zu<br />

einem Running Gag der Serie geworden.<br />

Darüber hinaus könnt ihr<br />

an einer ganz bestimmten Stelle einen<br />

kleinen Hund dazu animieren,<br />

euch unter dem Karton steckend<br />

anzupinkeln. Kurios, aber hilfreich.<br />

Der Sinn der Übung: Dank des<br />

Urin-Duftes, der euch fortan begleitet,<br />

greift euch keiner der gefährlichen<br />

Wolfshunde mehr an.<br />

Oder wo sonst, wenn nicht hier,<br />

lässt sich eine Söldnerin wie Meryl<br />

Silverburgh beim Umziehen überraschen,<br />

wenn ihr der Frau schnell<br />

genug auf das stille Örtchen folgt?<br />

Und wir fangen besser gar nicht<br />

erst mit Psycho Mantis an, der eure<br />

Gedanken liest und somit perfekt<br />

auf eure Angriffe reagiert, bis ihr<br />

vom eingestöpselten Joypad ablasst<br />

und ihn mit Maus plus Tastatur<br />

bekämpft … Manche Details<br />

sind derart unnütz, dass sie dem<br />

Spieler gar schaden. So befindet<br />

sich in eurem Inventar ein Päckchen<br />

Zigaretten, das bei Benutzung<br />

eure Lebensenergie reduziert.<br />

Doch all diese Feinheiten machen<br />

Metal Gear Solid zu etwas Erinnerungswürdigem,<br />

weil der Spieler<br />

fühlt, wie viel Freude die Entwickler<br />

an ihrem Baby hatten.<br />

Der eine Moment<br />

Manchmal reicht auch ein kurzer<br />

Augenblick oder ein winzig kleines<br />

Detail, damit ein Spiel auf immer<br />

im Gedächtnis bleibt. Die zunächst<br />

trocken anmutende Grenzbeamten-Simulation<br />

(!) Papers, Please<br />

gewinnt spürbar an Dramatik, wenn<br />

ein Terrorist über die Mauer klettert<br />

und einen Grenzsoldaten mit einer<br />

Granate bewirft. Noch traumatisierender<br />

ist der Shooter Spec Ops:<br />

The Line, weil er den Spieler zu einer<br />

fürchterlichen Tat nötigt – und<br />

damit ein sonst so gewaltbetontes<br />

Genre in eine völlig andere Stimmungslage<br />

kippt.<br />

Der deutsche Entwickler Daedalic<br />

Entertainment schaffte ein<br />

ähnliches Kunststück mit Edna<br />

bricht aus, dessen absurder Humor<br />

gegen Ende aufgrund eines<br />

tragischen Mordes zur Randnotiz<br />

verkommt. Im Nachfolger Harveys<br />

Neue Augen hingegen steckt die<br />

Brillanz in einem der besten Rätsel<br />

überhaupt, obwohl es auf dem<br />

Papier betrachtet völlig unlogisch<br />

erscheint: Ihr müsst einen Clown<br />

mit einem Kronleuchter erschlagen,<br />

den ihr wiederum mit einem<br />

Luftballon in Schraubenschlüsselform<br />

(!) von der Decke hebelt. Die<br />

Idee ist so absurd, weshalb jeder sie<br />

ausprobiert – und sich alle diebisch<br />

darüber amüsieren, weil es tatsächlich<br />

funktioniert.<br />

Für einen richtigen Schock sorgte<br />

Call of Duty 4: Modern Warfare:<br />

Zunächst hetzt uns der Ego-Shooter<br />

durch typische Kriegsszenarien<br />

und springt fleißig zwischen zwei<br />

Spielcharakteren hin und her. Als<br />

wir während eines Rettungseinsatzes<br />

von einer Explosion erfasst werden<br />

und mit unserem Helikopter<br />

zu Boden gehen, macht sich schon<br />

Verunsicherung breit. Die folgende<br />

Szene lässt uns fassungslos auf einen<br />

Atompilz blicken und mit der<br />

Frage zurück: Wie zum Geier sollen<br />

wir hier rauskommen? Die Antwort:<br />

Gar nicht. Wir sind tot. Danach wird<br />

das Spiel nur aus Sicht des verbleibenden<br />

Charakters erzählt. Ein<br />

wahrhaft unvergesslicher Moment,<br />

Diese Übersichtskarte aus Daggerfall repräsentiert eine gigantische<br />

Spielfläche von über 160.000 Quadratkilometern.<br />

Nicht nur die Charaktere aus Gods Will Be Watching jubeln, nachdem der Spieler<br />

sie erfolgreich durch eines der mörderschweren Kapitel geleitet hat.<br />

10 | 2014<br />

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