DER NEUE MENSCH - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen ...
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Dinnergesellschaft im Restaurant am<br />
Ende der Galaxis: Ist der Mensch bald<br />
<br />
<br />
Denn neben einem heute noch kaum vorstellbaren Agieren im<br />
<br />
von Gehirnen. Man denkt gemeinsam mit anderen Menschen<br />
und Computern, mit unabsehbaren Folgen für das Sein.<br />
ter<br />
mithilfe von Gedanken steuern, zivile wie militärische. Der<br />
Soldat der Zukunft lenkt nicht mehr Drohnen, er ist Drohne. Er<br />
versetzt sich in Avatare aller Art, die er in Kämpfe aller Art ent-<br />
linge“,<br />
wie Stanislaw Lem die synthetischen Stellvertreter genannt<br />
hat, immer öfter auf die Avatare des Gegners. 7 Jetzt zählt<br />
nicht nur Hard- und Software, sondern auch, wer was mit wem<br />
mär<br />
im Kopf statt.<br />
Immer tiefgreifender überschreitet der Mensch die ihm von der<br />
Evolution auferlegten Limitierungen. Am Ende des 21. Jahrhunderts<br />
ist es für viele nur mehr schwer vorstellbar, dass noch die<br />
Menschen des 20. die genetische Ausstattung ihrer Kinder dem<br />
Zufall überlassen mussten. Während sich die Menopause beliebig<br />
hinauszögern lässt, sind zahlreiche Eigenschaften eines<br />
gen<br />
diesen Trend gegeben, die ihn aber letztendlich nicht haben<br />
aufhalten können. Wer später im Leben mit den Entscheidungen<br />
seiner möglicherweise diversen Eltern unzufrieden ist, kann sie<br />
<br />
Geschäftsbereich, zumal der Wissenschaft gleich ein ganzes<br />
Arsenal an Eingriffsmöglichkeiten zur Verfügung steht. 8 Ersatzorgane<br />
liefern Fabbing-Machines (3D-Drucker); implantierte<br />
Chips und Sensoren überwachen nicht nur die Vitalwerte, sondern<br />
korrigieren sie auch.<br />
Der gravierendste Eingriff ist jedoch der in die Enden der Chromosomen,<br />
die Telomere. Normalerweise verkürzen sie sich bei<br />
jeder Zellteilung und determinieren so Alterung und Tod. Dieser<br />
Prozess lässt sich im Laufe des 21. Jahrhunderts so weit beherrschen,<br />
dass das Leben deutlich verlängert wird. Selbst eine<br />
tendenzielle Unsterblichkeit wird greifbar, wenn auch vorerst nur<br />
<br />
sind vorprogrammiert.<br />
Allerdings ist der posthumane Mensch nicht mehr das einzige<br />
intelligente Wesen des Planeten. Denn die Roboter haben dank<br />
der Fortschritte der künstlichen Intelligenz zumindest Ebenbürtigkeit<br />
erlangt. Aber das spielt Ende des 21. Jahrhunderts keine<br />
große Rolle mehr, da die Übergänge zwischen biodesignten<br />
<br />
Die Frage „Mensch oder Maschine?“ ist längst ebenso hoff-<br />
<br />
Vielleicht ist bis dahin eine andere Frage beantwortet, nämlich<br />
die, ob die Fähigkeit des Menschen, sich von der Herrschaft der<br />
Evolution zu emanzipieren, nicht eben jener Evolution zu verdanken<br />
ist. Am Ende könnte die Emanzipation gar keine sein.<br />
Wie auch immer die Antwort lautet, der Möglichkeitsraum des<br />
21. Jahrhunderts hält noch andere Zukünfte und Szenarien bereit.<br />
Eine Renaissance der Religionen könnte die skizzierte Entwicklung<br />
ebenso aufhalten wie ein Scheitern der Wissenschaft.<br />
Die Überlistung der Natur als Grundlage der Technik, von der<br />
Hegel gesprochen hat, könnte an ihre Grenzen stoßen, die List<br />
nicht mehr gelingen. <br />
1<br />
Klaus Völker, Künstliche Menschen. Dichtungen & Dokumente, 2 Bde., München 1971, Bd. 2, S. 215; 2 Francis Bacon: Nova Atlantis. In: Klaus J. Heinisch (Hg.): Der utopische Staat, Reinbek bei<br />
Hamburg 1960, S. 171 – 215, S. 205; 3 Otto Ullrich: Technik und Herrschaft. Vom Handwerk zur verdinglichten Blockstruktur industrieller Arbeit, Frankfurt a. M. 1979, S. 8; 4 Dierk Spreen: Cyborgs<br />
und andere Techno-Körper. Ein Essay im Grenzbereich von Bios und Techne, Passau 1998; 5 Michio Kaku: Die Physik des Unmöglichen. Beamer, Phaser, Zeitmaschinen, Reinbek bei Hamburg 2008;<br />
Angela und Karlheinz Steinmüller: Visionen. 1900 – 2000 – 2100. Eine Chronik der Zukunft, Frankfurt a.M. 1999; 6 Siehe z.B.: http://www.technologyreview.com/ (Stand:11.07.2013); 7 Stanislaw Lem:<br />
Frieden auf Erden, Frankfurt a. M. 1986, S. 196; 8 Angela und Karlheinz Steinmüller: Visionen. 1900 – 2000 – 2100. Eine Chronik der Zukunft, Frankfurt a. M. 1999, S. 342<br />
Nr. 113 | Oktober 2013 | 38. Jahrgang 123