Woran leidet der neue mensch? | Die sieben Plagen Infektionen: Tropische Angreifer Prof. Christian Bogdan spürt den Überlebensstrategien von Krankheitserregern nach. Sie sind nur rund zwei Millimeter klein, beige-farben und stechen gerne zu. Besonders im Mittleren und Nahen Osten, in Afrika, in Zentral- und Südamerika und im Mittelmeerraum: Sandmücken. Und sie übertragen eine Infektionskrankheit namens Leishmaniose – wenn sie zuvor einen bereits infizierten Menschen oder ein infiziertes Tier gestochen und dort die Parasiten „aufgenommen“ haben, die diese Krankheit verursachen. „Wir sind heute mehr und mehr mit Erregern von Krankheiten konfrontiert, die bis dato als klassische Tropenkrankheiten galten“, erläutert Prof. Christian Bogdan, Institutsdirektor des Mikrobiologischen Instituts – Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene – der FAU. Die Gründe sind vielfältig: Der weltweite Reisetourismus boomt, hinzu kommen Migrationen und auch berufsbedingte Wechsel sowie in einigen Fällen auch eine Ausbreitung der für die Übertragung verantwortlichen Insekten. Kein Wunder also, dass ursprünglich „exotische“ Erreger allmählich auch in nördlichen Breiten zu finden sind. „In den nächsten 20 bis 30 Jahren wäre es vorstellbar, dass Sandmücken auch bei uns in Bayern auftreten.“ Welche Region am ehesten geeignet wäre, um Sandmücken eine Heimat zugeben, ist laut der Studie des Erlanger Instituts, die in Zusammenarbeit mit Klimaforschern der <strong>Universität</strong> Bayreuth entstand, der westliche Teil Mainfrankens, die Region Passau und der bayerische Teil des Bodensees. Christian Bogdan geht es aber nicht nur um die Epidemiologie der Leishmaniose: „Wir wollen vor allem verstehen, wodurch Leishmanien krank machen und es schaffen, auch nach einer erfolgten Therapie lebenslang im Wirt auszuharren“, beschreibt der Mikrobiologe das Ziel seiner Erlanger Grundlagenforschung. So gelang es ihm mit seinem Wissenschaftlerteam in einem ersten Schritt anhand eines Mausmodells nachzuweisen, dass die Leishmaniose-Erreger einen bestimmten Stoffwechselweg (Arginase) nutzen, um ihr Überleben zu sichern. „Derzeit erforschen wir, welche Zellen konkret die Arginase bereitstellen“, sagt Bogdan. „Unser nächstes Ziel ist es, die Arginase in diesen Zellen spezifisch zu hemmen, damit neue Therapiemöglichkeiten entwickelt werden können.“ Leishmanien sind für Bogdan jedoch nur ein Beispiel in einem ganzen Kanon von sich ausbreitenden Infektionserregern. Unter den Viren ist hier besonders der Erreger des lange bekannten Dengue-Fiebers zu nennen. „Immer wieder treten auch neue, hochvirulente Erreger in Erscheinung wie zum Beispiel Influenzaviren mit neu rekombinierten Genomen (z.B. H7N9)“. Zu dieser Kategorie gehört auch das neue Coronavirus (MERS-CoV), das seit 2012 im Nahen und Mittleren Osten auftritt und schwere, in der Hälfte der Fälle tödlich verlaufende Atemwegsinfektionen auslöst, sagt der Wissenschaftler. Desweiteren gibt es Erreger wie zum Beispiel die Borreliose-Bakterien, bei denen man zwar die Krankheit bereits kannte, doch erst in den 1980er Jahren herausfand, um welche Erreger genau es sich handelt. Zu beobachten ist aber auch das Wiederauftreten alter Keime wie zum Beispiel jene, die zu Diphtherie führen. „In den 1990er Jahren kam es in den GUS-Staaten zu einem dramatischen Diphtherieausbruch, da das staatliche Impfprogramm zusammengebrochen war“, erläutert Bogdan. Letztlich kommt es aber auch zu Infektionskrankheiten, die teilweise vom Menschen selbst verursacht oder verbreitet werden: Als Erreger von Krankenhausinfektionen sorgen etwa das MRSA-Bakterium und andere multiresistente Bakterien für Schlagzeilen. „Dieses Problem ist vom Umfang her durchaus bedrohlich.“ Wie kann man die unterschiedlichsten Infektionskrankheiten bekämpfen? Auch darauf versucht das von Christian Bogdan geleitete Mikrobiologische Institut der FAU Antworten zu finden. Bogdan verweist auf mehrere Forschergruppen wie zum Beispiel die Arbeitsgruppe um Prof. Roland Lang. Sie beschäftigt sich mit sogenannten Adjuvantien. „Diese speziellen Hilfsstoffe werden einem Impfstoff beigegeben, um eine gewünschte Immunantwort auszulösen.“ Kurz: Es geht darum, den Impfschutz zu optimieren, ohne dass der Geimpfte unerwünschte Nebenwirkungen einer Impfung erfährt. Eine andere Facette der Erlanger Infektionsforschung wird in der Forschergruppe des Mikrobiologen und Immunologen Prof. Jochen Mattner deutlich. Er untersucht ein Phänomen namens „Antigenes Mimikry“, das als eine der Ursachen von Autoimmunkrankheiten gilt. Hierbei löst eine Infektion eine Immunantwort aus, die sich fälschlicherweise gegen körpereigenes Gewebe richtet. Ob in der Chirurgie, in der Kinderheilkunde, der Dermatologie, der Inneren Medizin oder auch der Neurologie: Infektionen treten überall auf. Die bedeutet im Umkehrschluss: Infektionsforschung ist für jedes Teilgebiet der Medizin wichtig. n 58 friedrich – forschungsmagazin der <strong>Friedrich</strong>-<strong>Alexander</strong>-<strong>Universität</strong>
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