DER NEUE MENSCH - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen ...
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WIE HEILT <strong>DER</strong> <strong>NEUE</strong> <strong>MENSCH</strong>?<br />
passen oder „Sand ins Getriebe streuen“, wie er sagt. Dazu hat<br />
er Hemmstoffe gegen den Motor des Fließbands entwickelt, genauer<br />
gesagt gegen ein Enzym, das den Fließband-Motor (die<br />
Polymerase II) stetig antreibt, eine sogenannte Kinase. „Diese<br />
Kinase kann man hemmen, um die Fließbandgeschwindigkeit<br />
wieder auf Normalmaß runterzudrehen.“<br />
grund<br />
einiger Labor-Tricks genau die gleiche Leukämie entwickeln<br />
wie der Mensch. „Die Hemmstoffe scheinen tatsächlich<br />
zu wirken“, sagt Slany, „aber natürlich muss erst noch in klinischen<br />
Studien geklärt werden, ob das beim Menschen auch so<br />
ist und es keine unerwünschten Nebenwirkungen gibt.“ Immerhin<br />
haben seine Forschungen bereits das Interesse von Phar-<br />
-<br />
<br />
pen,<br />
in die Hox-Gene involviert sind, funktionieren.<br />
Mit Magnet zum Tumor führen<br />
Während sich Forscher wie Gmeiner und Slany um neue Wirkstoffe<br />
bemühen, interessiert sich Christoph Alexiou dafür, wie die<br />
Wirkstoffe denn im Körper des Patienten an den Einsatzort kom-<br />
<br />
verfolgt er die Idee, Medikamente gegen Krebs mithilfe von Magneten<br />
zum Tumor – und nur dorthin – zu transportieren. Die Motivation<br />
des praktizierenden HNO-Arztes ist dabei alles andere als<br />
akademisch, sondern kommt aus der täglichen Erfahrung mit<br />
Krebspatienten: „Ich möchte die Chemotherapie verbessern, weil<br />
deln.“<br />
Alexiou, dem die Else-Kröner-Fresenius-Stiftung an der<br />
Sektion für Experimentelle Onkologie und Nanotechnologie der<br />
Hals-Nasen-Ohren-Klinik der <strong>Universität</strong> <strong>Erlangen</strong> die bundesweit<br />
erste Professur für Nanomedizin einrichtete, hängt winzige,<br />
magnetisch steuerbare Nanopartikel an die chemischen Wirkstoffe,<br />
die Krebszellen abtöten sollen. Da diese Substanzen, sogenannte<br />
Chemotherapeutika, jedoch auch gesunde Zellen vergiften<br />
können, soll das Magnetfeld die Stoffe ausschließlich zum<br />
Tumor lenken – so wie sich Eisenspäne auf dem Tisch per Magnet<br />
berührungsfrei manövrieren lassen.<br />
Die Idee, Medikamente per Magnet zum Zielort zu führen, hatte<br />
lin<br />
Neues probiert und magnetische Nanopartikel über die Vene<br />
gespritzt. „Wir legen jedoch einen Zugang in die Arterie, die zum<br />
Tumor führt“, erklärt Alexiou den Unterschied bei seinem Verfahren.<br />
„Dadurch müssen wir nur sehr wenige Chemotherapeutika<br />
einsetzen, und können trotzdem mehr Wirkstoff im Tumor<br />
anreichern, als bei herkömmlichen Chemotherapien möglich<br />
ist.“ Die Magnetpartikel schaffen also dreierlei zugleich: Alexiou<br />
muss nur wenig giftige Substanz spritzen, um mehr als üblich<br />
Medikamente magnetisch direkt zum Tumor steuern –<br />
das ist die Vision von Prof. Dr. Christoph Alexiou.<br />
am Tumor anzureichern, und ist damit therapeutisch effektiver.<br />
Nicht nur solide Tumoren, auch Tochtergeschwülste hofft der<br />
Arzt damit irgendwann behandeln zu können.<br />
<br />
„One-Man-Show“, wie er sagt, doch inzwischen hat er ein Team<br />
<br />
und kann die Nanopartikel selbst synthetisieren und auch deren<br />
Verträglichkeit testen. „Wir sind sehr interdisziplinär aufgestellt“,<br />
sagt Alexiou, „ich habe nicht die Hybris, das alles allein machen<br />
zu können.“ In Zusammenarbeit mit der Firma Siemens Healthcare,<br />
die von jeher Neuentwicklungen an der <strong>Universität</strong>sklinik<br />
<strong>Erlangen</strong> testet, optimiert Alexiou den Magneten bzw. das Magnetfeld,<br />
das die Wirkstoffpartikel zum Tumor lotst. Gemeinsam<br />
mit dem Physiker Stefan Odenbach vom Institut für Magnet-<br />
<br />
besser fokussieren und so die Anreicherung der Partikel im Tumor<br />
verbessern. Da die Erlanger <strong>Universität</strong>sapotheke auch die<br />
<br />
kann seine Gruppe die Partikel sogar für Tests am Menschen<br />
produzieren lassen. Doch bislang seien die Nanopartikel, zusammen<br />
mit dem Chemotherapeutikum Mitoxantron, erst in<br />
Tierversuchen getestet worden – durchaus erfolgreich allerdings:<br />
Die Arznei konnte 114fach stärker im Krebsgewebe angereichert<br />
werden als sonst bei Chemotherapien möglich. „Wir<br />
hoffen, dass wir in drei bis fünf Jahren so weit sind, um in die<br />
Klinik zu gehen“, sagt Alexiou.<br />
76 friedrich – forschungsmagazin der <strong>Friedrich</strong>-<strong>Alexander</strong>-<strong>Universität</strong>