DER NEUE MENSCH - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen ...
DER NEUE MENSCH - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen ...
DER NEUE MENSCH - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
WORAN LEIDET <strong>DER</strong> <strong>NEUE</strong> <strong>MENSCH</strong>? | Die sieben Plagen<br />
Allergien:<br />
Sensible Verdauung<br />
Wer gerne thailändisch isst, schätzt nicht nur das Leichte an<br />
dieser Küche, sondern auch die Zutaten: Jasminreis, Ingwer,<br />
Zitronengras, Mungbohnen oder Tamarinde. Aus der Sicht<br />
des Gastroenterologen und Allergologen Prof. Martin Raithel<br />
aber stellt sich der Genuss exotischer Speisen anders dar:<br />
„Wir werden mit einer Vielzahl von exotischen Antigenen<br />
konfrontiert. Doch unsere genetische Ausstattung ist für solche<br />
exotischen Antigene primär nicht gerüstet.“<br />
Der Leiter der interdisziplinären Notaufnahme (INZ) des <strong>Universität</strong>sklinikums<br />
<strong>Erlangen</strong> ist neben der interventionellen<br />
Endoskopie unter anderem auf die Diagnostik, Therapie und<br />
kungen<br />
und Allergien spezialisiert. Das Problem des modernen<br />
Menschen: Er hat verlernt, sich zu bewegen. Mit fatalen<br />
Folgen. So kann ein in der Mittagspause verspeistes scharfes<br />
Chiligericht wesentlich länger im Magen und im Dünndarm<br />
<br />
Darm schneller weitertransportiert wird. „Dies kann zu einer<br />
<br />
sagt der Internist und Gastroenterologe Martin Raithel.<br />
Damit ist Raithel beim zentralen Punkt angelangt: Ist die<br />
<br />
ter<br />
anderem Allergien die Folge sein. „Auch durch Nikotin, die<br />
Einnahme von Schmerzmitteln oder Antibiotika kann es zu<br />
einer Sensibilisierung für Lebensmittelantigene kommen.<br />
Stress kann ein Übermaß an Neurotransmittern freisetzen,<br />
muntoleranz<br />
verändert werden.“<br />
Eine Schlüsselrolle übernimmt dabei das biogene Amin<br />
Histamin, das im Wesentlichen daran beteiligt ist, körperfremde<br />
Stoffe abzuwehren. „Histamin und andere Mediatoren<br />
sind wichtige Entzündungs- und Allergiestoffe aus Mastzellen<br />
(Allergiezellen)“, sagt Raithel. „Sie spielen eine wichtige Rolle<br />
in der Entstehung von Symptomen bei Allergien, Entzündungen,<br />
Infektionen oder Neoplasien, also der Neubildung von<br />
Körpergeweben.“<br />
In Sachen Histamin gilt Martin Raithel als ausgewiesener Experte<br />
– mit dem Ergebnis, dass Patienten aus ganz Europa<br />
<br />
feruf<br />
den Erlanger Spezialisten erreichte. Den Mann, um die<br />
40 Jahre alt, plagten schon seit Jahren erhebliche gesundheitliche<br />
Probleme. War eine Allergie gegen Nüsse ausschlaggebend<br />
für zahlreiche heftige Symptome und die Aktivierung<br />
von Mastzellen? Ob Wetterfühligkeit, Stress, die Lust<br />
auf salzhaltige Kost, Konzentrationsprobleme oder das Ge-<br />
<br />
Untersuchungen, denen er sich unterzog, führte zu einer klaren<br />
Diagnose.<br />
„Da besteht der Verdacht auf eine Krankheit namens Histamin-Intoleranz<br />
und auf das Mastzellaktivierungssyndrom“,<br />
sagt Raithel. Histaminhaltige Lebensmittel können nicht schnell<br />
Prof. Martin<br />
Raithel erzielt bei<br />
erhöhtem<br />
Histaminspiegel<br />
Erfolge mit<br />
Vitamin-<br />
C-Therapie.<br />
genug oder ausreichend abgebaut werden. Das führt zu Symptomen,<br />
die mit einer Allergie leicht zu verwechseln sind.<br />
„Durch Therapieerfolge haben wir nachgewiesen, dass die<br />
Gabe von Vitamin C bei Allergikern einen erhöhten Histamin-<br />
<br />
Wirtschaft und Technologie bzw. die Arbeitsgemeinschaft in-<br />
<br />
ein Verbundprojekt, bei dem es um die Regulation des Histaminstoffwechsels<br />
am Darm bei Reizdarmpatienten, Mastzellaktivierung<br />
und Allergien geht.<br />
Allergiepatienten steht der Mediziner jedoch auch als Ernährungsfachmann<br />
zur Seite. „Wir schulen Patienten, die allergieauslösende<br />
Lebensmittel nicht mehr zu sich nehmen können“,<br />
deunverträglichkeit<br />
als Intoleranz, einer Allergie oder einer<br />
-<br />
tive<br />
Diagnose ist wichtig“, sagt Raithel. Gezielte Diäten tragen<br />
dann oft dazu bei, dass sich auch die Psyche der Patienten<br />
verändert: „Die Unsicherheiten bei der Lebensmittelauswahl<br />
<br />
sich, und die Konzentrationsfähigkeit wird wieder besser.“<br />
Gemeinsam mit seinen Kollegen der Medizinischen Klinken 1<br />
und 3 wird einmal jährlich ein meist sehr gut besuchtes<br />
Arzt-Patienten-Seminar durchgeführt, in dem intensiv über<br />
Allergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und neueste<br />
Forschungerkenntnisse gesprochen und diskutiert wird.<br />
<br />
Magen-Darmschleimhaut besser zu schützen, zu schonen<br />
und wieder aufzubauen“, fordert Martin Raithel. Deshalb rät<br />
er grundsätzlich zu einer ballaststoffreichen Ernährung mit<br />
Mischkost, wohlwissend, dass sich bei der Frage nach der<br />
„richtigen Ernährung“ die Geister scheiden: „Ernährung ist<br />
wie Fußball: Jeder hat seine Erfahrungen und möchte mitreden.“<br />
Dabei kann es so einfach sein: „Mit mediterraner<br />
<br />
54 friedrich – forschungsmagazin der <strong>Friedrich</strong>-<strong>Alexander</strong>-<strong>Universität</strong>