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DER NEUE MENSCH - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen ...

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Die Hände in den Schoß legen:<br />

Ältere Menschen wollen das<br />

heute nur noch ab und zu.<br />

Stattdessen sind sie meist<br />

deutlich aktiver als die<br />

Senioren von einst.<br />

<br />

res,<br />

als dass wir vielen Menschen ein „Successful Aging“ ermöglichen<br />

können. Wir Altersmediziner tun nichts anderes als<br />

uns zu fragen, wie wir die letzte Wegstrecke für die Menschen<br />

gut gestalten können – damit meine ich nicht Palliativmedizin,<br />

und schon gar nicht assistierten Suizid. Sondern es geht darum,<br />

die Zeit innerhalb unserer Lebensspanne, in der wir mit Einschränkungen<br />

oder Krankheit leben müssen, möglichst kurz zu<br />

machen. Und das gelingt uns schon sehr gut. Über 80 Prozent<br />

der über 80-Jährigen lebt selbstständig zu Hause.<br />

Viele Menschen haben aber Angst vor dem Alter…<br />

Ja, ich weiß. Ich höre immer: Ach, ich will gar nicht so alt wer-<br />

<br />

werden. Die Angst, die heute umgeht unter den älteren Menschen,<br />

ist unberechtigt. Wir haben ein falsches Altersbild in unserer<br />

jugendverliebten Welt. Ja, natürlich steigt im Alter das Risiko<br />

für Demenz. Aber die Chancen, dass Sie oder ich im Alter<br />

dement werden, sind gar nicht so hoch. Und es gibt ganz viele<br />

Hochbetagte, die mit kleineren Einschränkungen gut leben. Es<br />

gibt Studien, in der Schweiz und in Deutschland, wonach<br />

<br />

mit Handicaps umzugehen. Der 70-Jährige muss gar nicht mehr<br />

auf den Kilimandscharo steigen. Er schaut sich lieber auf 3sat<br />

<br />

recht zufrieden.<br />

Sie sagen: kleinere Einschränkungen. Aber was ist mit den<br />

großen Einschränkungen, mit Demenz, mit Krebs? Werden<br />

<br />

Die drei großen Geißeln des Alters sind sicher Herz-Kreis-<br />

lauf-Erkrankungen<br />

haben wir schon viel erreicht – und da wird<br />

noch einiges kommen. Und damit verbunden auch Strategien<br />

mer-Demenz<br />

ist, sondern indirekt mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

zusammenhängt. Wo wir hinterherhinken, ist in der Tat<br />

Alzheimer, weil die Forschung wieder einmal viel zu simplizis-<br />

<br />

einen Weg – wenn das schon generell gilt, um wie viel wahrscheinlicher<br />

ist es dann bei unserem Gehirn als dem komplexesten<br />

Organ? Wir haben Dutzende von Neurotransmittern –<br />

anzunehmen, dass die gesamte Kognition auf einem einzigen<br />

angesiedelt ist, scheint mir erbärmlich naiv. Wir müssen ent-<br />

<br />

schnell leider nicht kommen. Der wichtigste Faktor aber ist der<br />

Fortschritt in der Onkologie – denn Krebs ist in der Tat extrem<br />

altersassoziiert. Das Durchschnittsalter bei Dickdarmkrebs<br />

liegt bei 70 Jahren. Das ist auch logisch: Unsere Zellen erneu-<br />

<br />

desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass etwas außer Kontrolle<br />

gerät. Aber selbst da gibt es große Fortschritte. Die Fra-<br />

-<br />

<br />

scheiden<br />

müssen: Investierten wir das Geld in teurere Krebsmedikamente<br />

– oder in Infrastruktur, die einem Demenzkranken<br />

ermöglicht, länger zu Hause zu bleiben? Das ist auch eine<br />

gesellschaftliche Frage.<br />

Für den einzelnen Patienten wird sich diese Frage wohl<br />

nicht stellen….<br />

Nein, und das ist ja in Ordnung. Ganz unabhängig von unserem<br />

„Nutzen für die Spezies“ darf irgendwann auch ein natürlicher<br />

Egoismus kommen – es ist einfach schön zu leben. <br />

Nr. 113 | Oktober 2013 | 38. Jahrgang 89

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