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<strong>Fo</strong>rschungsentwicklung/-politik<br />
<strong>Fo</strong><br />
marketing, schreiben Stipendien- und Mobilitätsprogramme<br />
für Doktoranden und Wissenschaftler aus dem Gastland<br />
aus, organisieren und betreiben die entsprechenden Bewerbungsverfahren,<br />
wählen Kandidaten aus, vergeben Gelder<br />
und betreuen<br />
Alumninetzwerke. Darüber hinaus betreiben die Wissenschaftsreferate<br />
eine ganze Reihe weiterer Programme und<br />
Projekte – zur <strong>Fo</strong>rschungskooperation, aber auch zum Innovations-<br />
und Unternehmensmarketing. Auf diese Weise<br />
verfügen sie zwar einerseits über beachtliche Budgetmittel,<br />
sind dafür andererseits auch stark mit der Programmbetreuung<br />
belastet.<br />
Schweiz<br />
Die Bemühungen der Schweiz um eine intensive WTZ mit<br />
Ländern außerhalb Europas und der USA lassen sich auf drei<br />
Interessen zusammenfassen. Erstens, die Stärkung der internationalen<br />
Wettbewerbsfähigkeit ihrer Hochschulen und<br />
<strong>Fo</strong>rschungseinrichtungen, nicht zuletzt um gute ausländische<br />
Doktoranden, Post-Docs und Wissenschafter, um auf<br />
diese Weise eine angemessene „Valorisierung der wissenschaftlichen<br />
Leistungen der Schweiz“ erreichen. Zweitens<br />
die nachhaltige Zusammenarbeit mit Ländern, deren F&T<br />
ein großes Entwicklungspotenzial besitzt, von dem die<br />
schweizerische Wissenschaft und Wirtschaft profitieren<br />
könnten. Drittens die allgemeine Standortwerbung für die<br />
Schweiz durch die intelligente Nutzung von Wissenschaft,<br />
<strong>Fo</strong>rschung, Innovation und Kunst, z.B. unter dem Dach der<br />
Initiative „+hink swiss“. Zentrale Aufgabe der schweizerischen<br />
Wissenschaftsreferenten ist das Marketing für den<br />
„Wissenschaftsplatz Schweiz“ und für die Master- und<br />
Ph.D.-Programme der Schweizer Hochschulen. Das beinhaltet<br />
neben der obligaten Beziehungspflege zur Politik und<br />
Verwaltung sowie zu Bildungs- und <strong>Fo</strong>rschungsinstitutionen<br />
im Gastland auch die Beobachtung von dessen Entwicklungen<br />
in der Wissenschafts-, Technologie- und Innovationspolitik.<br />
Hinzu kommt die regelmäßige oder anlassbedingte<br />
Berichterstattung, Informationsvermittlung<br />
durch Newsletter, Internetseiten oder Tagungsberichte und<br />
nicht zuletzt die Vorbereitung und Betreuung von Delegationsbesuchen<br />
aus der Schweiz. Weil sie Partnerschaften<br />
und Kooperationsmöglichkeiten v.a. außerhalb der vertraglich<br />
geregelten Förderschwerpunkte ausloten und anbahnen<br />
sollen, betrachten sich die Räte selber gern als „knowledge<br />
brokers”. Während die Zusammenarbeit Schweizer<br />
Wissenschaftler mit Kollegen und Instituten aus anderen<br />
europäischen Ländern und den USA traditionell bottom-up<br />
und in aller Regel problemlos verläuft, hat man sich in den<br />
neuen Zielländern für eine andere, stärker koordinierte und<br />
koordinierende Herangehensweise entschieden, ohne dadurch<br />
Kompromisse hinsichtlich der wissenschaftlichen<br />
Qualität machen zu müssen. Globale Probleme und Herausforderungen<br />
wie der Klimawandel oder eine nachhaltige<br />
Ressourcennutzung sind keine zentralen Anliegen für die<br />
schweizerische AWP. Auch geostrategische, sicherheitsoder<br />
kulturpolitische Überlegungen – AWP als „soft power“<br />
– spielen für die Schweiz keine Rolle. Stattdessen dominieren<br />
klar umrissene, pragmatische wissenschafts- und innovationspolitische<br />
Interessen. Nach ersten Erfahrungen mit<br />
Pilotprogrammen in Indien und China zwischen 2004 und<br />
2007 benennt die aktuelle Botschaft für die bilaterale <strong>Fo</strong>rschungszusammenarbeit<br />
fünf generelle Erfolgsbedingungen<br />
für die Instrumentierung der Kooperationsprogramme mit<br />
den neuen Schwerpunktländern: „Es muss eine nationale<br />
Strategie definiert werden, die auf einige Länder fokussiert<br />
ist, die über das erforderliche wissenschaftliche und technologische<br />
Potenzial verfügen, und für die Lancierung der<br />
Zusammenarbeit müssen ausreichende Finanzmittel bereitgestellt<br />
werden.<br />
Die Schweizer Hochschulen, der SNF und die KTI müssen<br />
sich an dieser Partnerschaft beteiligen und einen Teil ihrer<br />
Kooperationskapazitäten zur Verfügung stellen. Zwischen<br />
den Partnerländern muss ein Regierungsabkommen ausgearbeitet<br />
werden. Dieses muss sich am Grundsatz der Gegenseitigkeit<br />
orientieren und die wichtigsten wissenschaftlichen<br />
Themen, die Grundlagen der Zusammenarbeit und<br />
den Umfang der Ressourcen präzisieren, die die beteiligten<br />
Länder zu investieren bereit sind. Für jedes Schwerpunktland<br />
muss ein Leadinghouse bezeichnet werden, das die<br />
Steuerung des Kooperationsprogramms sicherstellt. Die für<br />
die wissenschaftliche Leitung der Zusammenarbeit zuständigen<br />
Schweizer Hochschulen erstatten dem Staatssekretariat<br />
für Bildung und <strong>Fo</strong>rschung Bericht. Nach Möglichkeit<br />
sind private Unternehmen von Beginn weg in die Partnerschaft<br />
einzubinden. Ferner sollten es diese Programme erlauben,<br />
wissenschaftliche, technologische und kulturelle<br />
Anliegen so weit als möglich miteinander zu verbinden, so<br />
dass Synergien genutzt, Kosten minimiert und die Wirkung<br />
der gemeinsamen Aktivitäten gestärkt werden” (SBF 2008,<br />
S. 1345).<br />
Eine weitere interessante Komponente der schweizerischen<br />
AWP sind ihre Innovationshäuser SWISSNEX. Diese vom<br />
Schweizer Außenministerium 6 und dem SBF gemeinsam finanzierte<br />
Einrichtungen vereinen die Förderung bilateraler<br />
WTZ, die Nutzung von F&E für den Aufbau internationaler<br />
Netzwerke ebenso wie für das gezielte Standortmarketing<br />
der Schweiz in besonders attraktiven Standorten des Auslands.<br />
Erstens runden sie das Aufgaben- und Kompetenzspektrum<br />
der Wissenschaftsräte ab, indem sie eine leicht<br />
zugängliche und gut sichtbare Plattform für eine Vermarktung<br />
Schweizer Wissenschaften und Innovationen bieten<br />
und hybride Netzwerke aus Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft<br />
knüpfen, protokollarisch aber dennoch hoch angesiedelt<br />
sind, weil ihre Leiter diplomatischen Status haben.<br />
Zweitens finanzieren sie ihre Arbeit in PPP, d. h. durch eine<br />
Mischung aus öffentlichen Mitteln und privaten Zuwendungen<br />
von Unternehmen, Stiftungen und Sponsoren. Daraus<br />
resultiert ein dritter wichtiger Unterschied: Während<br />
die Wissenschaftsreferenten die Aufgabe haben, wissenschaftspolitische<br />
Entwicklungen im Gastland zu beobachten<br />
und die internationalen Programme des SBF zu begleiten,<br />
müssen sich die Swissnex-Häuser am Markt bewähren, d.h.<br />
an den Interessen potenzieller „stakeholders“ orientieren.<br />
Anders gesagt müssen sie die Anliegen und Interessen von<br />
Institutionen, Organisationen und Unternehmen des Gastlandes<br />
mit denen Schweizerischer Einrichtungen auf eine<br />
Weise zusammenzubringen, dass beide Seiten von diesem<br />
Service etwas haben und aus der gemeinsamen Aktivität ein<br />
Mehrwert für beide resultiert. Zu guter Letzt nehmen sie<br />
6 Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA).<br />
72 <strong>Fo</strong> 3+4/2009