Fo - UniversitätsVerlagWebler
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<strong>Fo</strong><br />
W.D. Webler • Ausbau der Promotions- und Postdoc-Phase für vielfältige Aufgaben ...<br />
8.1 <strong>Fo</strong>rschungskompetenz erweitern<br />
Bei der Förderung der <strong>Fo</strong>rschungskompetenz ist die Hochschule<br />
mit ihren eigenen Rahmenbedingungen konfrontiert:<br />
Angesichts knapper Ressourcen und der Ausstattungsdefizite<br />
muss eine befriedigende <strong>Fo</strong>rschungsausstattung<br />
erst extern eingeworben werden. Im Rahmen verschärften<br />
Wettbewerbs der Hochschulen um <strong>Fo</strong>rschungsressourcen<br />
ist es konsequent, allen Beteiligten Angebote<br />
zur Grundlegung, Weiterentwicklung und Ergänzung<br />
ihrer <strong>Fo</strong>rschungskompetenzen zu machen, um die<br />
Chancen der Drittmitteleinwerbung zu steigern. Aber auch<br />
die innere Effektivität und Effizienz geförderter Projekte<br />
kann noch deutlich gesteigert werden, um eigene Energieund<br />
Zeitressourcen zu sparen bzw. rationaler einzusetzen.<br />
Durch angemessene Personalführung kann der Zusammenhalt,<br />
die Berufszufriedenheit und damit die Leistungsfähigkeit<br />
und -bereitschaft von <strong>Fo</strong>rschungsteams wesentlich gesteigert<br />
werden - wenn man sich auf solche Personalführung<br />
versteht; aber diese Kompetenzen sind im Rahmen<br />
von Weiterbildung erwerbbar.<br />
8.2 Kooperationen mit der Wirtschaft und externer Verwaltung<br />
Soweit Kooperationen mit der Wirtschaft und externen<br />
Verwaltungen angestrebt werden, sind Vorkenntnisse über<br />
Denkweisen, Kooperations- und Organisationsgrundlagen<br />
von großem Vorteil. Das Themenfeld kann nur begrenzt<br />
einbezogen werden, aber schon Einführungen können hier<br />
Kooperationsvoraussetzungen verbessern.<br />
8.3 Internationalität<br />
Immer mehr <strong>Fo</strong>rschungskooperationen laufen in internationalen<br />
Partnerschaften oder mit ausländischen Mitarbeitern<br />
ab. Interkulturelle Kompetenz, Diversity-Management und<br />
Inklusion werden daher immer wichtiger. Hierzu liegen positive<br />
Erfahrungen mit Blockseminaren und kompaktem Lesematerial<br />
vor; beide können zu Sensibilisierungen beutragen,<br />
die zu Weiterbildung in Eigeninitiative oder zur Teilnahme<br />
an einschlägigen Seminaren führen können.<br />
8.4 Fähigkeit zur Verbindung von <strong>Fo</strong>rschung und Lehre,<br />
Lehre aus <strong>Fo</strong>rschung entwickeln - Problemaufriss und Ziele<br />
Die Einheit von <strong>Fo</strong>rschung und Lehre ist auch weiterhin die<br />
Basis der Universitätsentwicklung in Deutschland, wie die<br />
jüngsten Beschlüsse des Wissenschaftsrates zur Personalstruktur<br />
an Hochschulen in jüngster Zeit wieder gezeigt<br />
haben. Dann müssen - in einer ganzheitlichen Betrachtung<br />
des Berufes der Hochschullehrerin bzw. des Hochschullehrers<br />
- auch beide Seiten in ihrem Wechselverhältnis für ein<br />
integriertes Weiterbildungskonzept betrachtet werden.<br />
Auch wenn das Prinzip „Lehre aus <strong>Fo</strong>rschung entwickeln”<br />
(aus vor-industrieller Zeit stammend) sich für die moderne<br />
Gesellschaft (insbesondere deren industrielle Entwicklung)<br />
als äußerst nützlich erwiesen hat, weil es die Hochschulabsolventen<br />
jeweils mit dem neuesten Kenntnisstand in die<br />
Berufe entließ, so gerät dieses Prinzip - wenn Bachelor-Studien<br />
abgewertet worden sind - in Gefahr. Dies trifft sowohl<br />
die dort eingesetzten Lehrenden wie die Studierenden, die<br />
in vielen Studiengängen auch selbst mit <strong>Fo</strong>rschung kaum<br />
noch in Kontakt kommen. Solche Verbindungen werden<br />
zunehmend für Masterstudiengänge oder sogar erst Promotions-Studiengänge<br />
reserviert. Der Preis ist hoch - vielleicht<br />
zu hoch. Aus der Sicht der Qualität der Lehre ergeben sich<br />
damit zwei Probleme:<br />
a) die Lehrenden sollten sich in ihrer Fähigkeit weiter bilden,<br />
auch unter geänderten Rahmenbedingungen (nicht<br />
nur curricular, sondern auch der Kompetenzorientierung)<br />
ihre eigenen <strong>Fo</strong>rschungen in die Lehre einzubringen.<br />
Aber dazu muss auch als Basis gewährleistet sein, dass<br />
die <strong>Fo</strong>rschungskompetenz der Lehrenden hohes Niveau<br />
erreicht hat. Qualität der Lehre trifft sich auf diesem Niveau<br />
mit dem Niveau der <strong>Fo</strong>rschung. Geht man also von<br />
dem genuinen Konzept der modernen Universität aus, ist<br />
die <strong>Fo</strong>rschungskompetenz Voraussetzung für Lehre auf<br />
hohem wissenschaftlichen Niveau.<br />
Auf welche Weise Lehre aus <strong>Fo</strong>rschung entwickelt werden<br />
kann, wie die Lehre wieder enger an <strong>Fo</strong>rschung entlanggeführt<br />
werden kann, davon ist Vieles in den vermeintlich<br />
von aktueller <strong>Fo</strong>rschung weit entfernten Studiengängen<br />
an Kenntnissen verloren gegangen. Sie sollten<br />
über Weiterbildung wieder aktualisiert werden (vgl. dazu<br />
unten Ziff. 8.5).<br />
b) Dabei ist auch zu prüfen, ob die erfolgreichste, motivierendste<br />
Lernstrategie, die die Universität seit langem<br />
kennt - den <strong>Fo</strong>rschungsprozess selbst - stärker in das Studium<br />
integriert werden kann - etwa über Konzepte des<br />
genetischen und des forschenden Lernens. Hier sind vorhandene,<br />
erfolgreiche Modelle der Integration von Studierenden<br />
in die <strong>Fo</strong>rschung ebenso in die Weiterbildung<br />
aufzunehmen wie neu zu entwickelnde <strong>Fo</strong>rmen. Es geht<br />
um den <strong>Fo</strong>rschungsbezug von Lehre, um Methoden, die<br />
Studierenden auch Erkenntnisprozesse in der <strong>Fo</strong>rschung<br />
selbst erfahren zu lassen (auch in der Lehrerausbildung!)<br />
und um die Fähigkeit zur Rekomposition komplexer,<br />
über das eigene Fach u.U. hinausgehender Antworten<br />
auf Praxisprobleme unter Zusammenfassung vieler partikularer<br />
<strong>Fo</strong>rschungsergebnisse. Derartige <strong>Fo</strong>rderungen<br />
werden in der Anwendung forschenden Lernens, in Lehrforschungsprojekten<br />
und in der Fähigkeit erfüllt, Ergebnisse<br />
der eigenen Disziplin für Zwecke der Lehre wieder<br />
in den Status noch zu lösender Probleme rückzuversetzen<br />
(genetisches Lernen), statt die Studierenden nur zuzuschütten<br />
mit Ergebnissen, mit Stoff, deren Entstehungs-,<br />
d.h. Erkenntnisprozess sie nicht kennen lernen.<br />
Das führt zu gravierenden Verlusten an Wissenschaftlichkeit<br />
des Studiums Die Studierenden zuzuschütten mit<br />
tausend Antworten auf von ihnen nie gestellte Fragen<br />
tötet Neugierverhalten ab, befriedigt nicht Wissensdurst<br />
und -hunger, sondern führt zu maßloser Übersättigung.<br />
Lernen wird blockiert, statt gefördert. Den Zwang zum<br />
Lernen, ohne damit Antworten auf eigene Fragen zu gewinnen,<br />
halte ich für die zentrale Ursache der allseits beklagten<br />
Motivationsprobleme im Studium. Statt dessen<br />
müssen Lehrende in der Lage sein, Räume für selbstorganisiertes<br />
Lernen der Studierenden zu öffnen und sie (anfänglich)<br />
systematisch zum Selbststudium, also zur<br />
Selbstorganisation des Lernens auch als Voraussetzung<br />
lebenslangen Lernens anzuleiten.<br />
8.5 Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses<br />
Die Optimierung der Förderung des wissenschaftlichen<br />
Nachwuchses ist schon lange Diskussionsgegenstand. Pro-<br />
<strong>Fo</strong> 3+4/2009<br />
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