Fo - UniversitätsVerlagWebler
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<strong>Fo</strong><br />
W.D. Webler • Ausbau der Promotions- und Postdoc-Phase für vielfältige Aufgaben ...<br />
• Promovierende sollen Projektmanagementfähigkeiten<br />
und wo möglich und sinnvoll auch Erfahrungen in der<br />
Mitarbeiterführung erwerben.<br />
• Promovierenden soll Gelegenheit gegeben werden, an<br />
internationalen <strong>Fo</strong>rschungskooperationen zu partizipieren<br />
und ihre internationalen Kontakte auszubauen.<br />
• Promovierende sollen dabei unterstützt werden, weitere<br />
berufsfeldrelevante Schlüsselqualifikationen zu erwerben”<br />
(WR 2002, B.II., S. 48).<br />
<strong>Fo</strong> 3+4/2009<br />
Das detaillierte Profil wird von Fach zu Fach variieren.<br />
„Wichtig ist, dass Betreuer und Promovierende in gemeinsamer<br />
Absprache Lernziele festlegen, die die Dissertation<br />
ergänzen.” (Ebda) Der WR verweist darauf, dass Promotionen<br />
außer auf die wissenschaftliche Laufbahn auch „auf die<br />
Übernahme verantwortlicher Tätigkeiten in allen anderen<br />
Bereichen der Gesellschaft vorbereiten.” Die Zeit der Promotions-Phase<br />
reicht nicht aus, um alle „für eine weitere<br />
wissenschaftliche Laufbahn, insbesondere auch für eine Berufung<br />
in eine Junior-Professur” erforderlichen Kompetenzen<br />
zu erwerben. Daher spricht sich der WR für eine „Postdoktoranden-Phase”<br />
vor der Junior-Professur aus.„Für alle<br />
jene, die eine Tätigkeit außerhalb von Hochschule und <strong>Fo</strong>rschungseinrichtungen<br />
anstreben, wird es darauf ankommen,<br />
die dort geforderten Qualifikationsmerkmale während<br />
der Promotions-Phase in sonnvoller Weise zu akzentuieren<br />
und abzurunden. Auch hier sieht der Wissenschaftsrat eine<br />
wichtige Aufgabe der Promotionskollegs.”<br />
(Quelle: http://www.wissenschaftsrat.de/texte/5459-02.<br />
pdf, S. 49) Der WR will also die Promotions-Phase gerade<br />
nicht weiter auf eine Karriere in der Wissenschaft zuspitzen<br />
und vertiefen, wie das viele Promotionsprogramme (auch<br />
im Ausland, vgl. Beispiel im Anhang) faktisch tun, sondern<br />
hier das Ausbildungsziel eher in andere Berufe hinein verbreitern.<br />
Den Weg in die Wissenschaft soll eine Postdoktoranden-Phase<br />
ebnen. Auf diese <strong>Fo</strong>rderung wird später<br />
zurückgekommen. In allen diesen Kompetenz-Beschreibungen<br />
außerhalb des HRG - auch hier die des WR - wird der<br />
Bereich der Einstellungen und Haltungen und des Wertesystems<br />
unserer Gesellschaft weitgehend ausgeklammert (der<br />
jetzt erst in einem sehr kleinen Maßstab über die Kategorie<br />
des „Fehlverhaltens in der Wissenschaft” auf dem kleinstmöglichen<br />
Nenner notgedrungen berücksichtigt wird). Einerseits<br />
fehlt die gesellschaftspolitische Dimension: Auf § 7<br />
HRG („Ziele des Studiums”) bzw. dessen Übernahme in die<br />
Landesgesetze wird kein Bezug genommen. Wenn den<br />
Hochschulen ein gesellschaftlicher Auftrag für Ziele des Studiums<br />
gegeben wird, dann kann erwartet werden, dass alle<br />
Absolvent/innen diese Ziele erreicht haben. Auf der Stufe<br />
der Promotion sollten die Hochschulen diesen Auftrag ohnehin<br />
erfüllt haben. Er lautet: „Lehre und Studium sollen<br />
den Studenten auf ein berufliches Tätigkeitsfeld vorbereiten<br />
und ihm die dafür erforderlichen fachlichen Kenntnisse,<br />
Fähigkeiten und Methoden dem jeweiligen Studiengang<br />
entsprechend so vermitteln, dass er zu wissenschaftlicher<br />
oder künstlerischer Arbeit und zu verantwortlichem Handeln<br />
in einem freiheitlichen, demokratischen und sozialen<br />
Rechtsstaat befähigt wird.”<br />
Gerade wenn sich Promovenden „auf die Übernahme verantwortlicher<br />
Tätigkeiten in allen anderen Bereichen der<br />
Gesellschaft vorbereiten” sollen (WR), brauchen sie solche<br />
Orientierungen. Dieser bisher vernachlässigte Teil des Bildungsauftrags<br />
der Hochschulen wird in der jüngeren internationalen<br />
Entwicklung, in der andere Kulturen die europäische<br />
Kultur herausfordern, sodass sie sich auf ihre<br />
Identität, aber auch Legitimation besinnen muss, immer<br />
wichtiger. Hinter solchen Stellungnahmen ist der alte Konflikt<br />
zu vermuten, dass Wissenschaft angeblich nichts mit<br />
der sie tragenden Gesellschaft und ihrem Wertesystem zu<br />
tun hat und daher Werteentscheidungen des Grundgesetzes<br />
nichts im Studium zu suchen haben. Da Hochschulen<br />
von den jeweiligen Gesellschaften eingerichtet und als öffentliche<br />
Einrichtungen getragen werden, um die Führungspersönlichkeiten<br />
genau jener Gesellschaften auszubilden,<br />
kann ein solcher Auftrag jedoch nicht ernsthaft bestritten<br />
werden. Der Europäische Qualifikationsrahmen für lebenslanges<br />
Lernen, der am 23. April 2008 verabschiedet worden<br />
ist, beschreibt die Lernergebnisse, mit denen Niveau 8<br />
(Promotion) erreicht werden kann. Auch hier ist jede gesellschaftspolitische<br />
Dimension ausgeblendet:<br />
Kenntnisse: Spitzenkenntnisse in einem Arbeits- oder Lernbereich<br />
und an der Schnittstelle zwischen verschiedenen<br />
Bereichen.<br />
Fertigkeiten: weitest fortgeschrittene und spezialisierte Fertigkeiten<br />
und Methoden, einschließlich Synthese und Evaluierung<br />
zur Lösung zentraler Fragestellungen in den Bereichen<br />
<strong>Fo</strong>rschung und/oder Innovation und zur Erweiterung<br />
oder Neudefinition vorhandener Kenntnisse oder beruflicher<br />
Praxis.<br />
Kompetenzen: Fachliche Autorität, Innovationsfähigkeit,<br />
Selbständigkeit, wissenschaftliche und berufliche Íntegrität<br />
und nachhaltiges Engagement bei der Entwicklung neuer<br />
Ideen oder Verfahren in führenden Arbeits- oder Lernkontexten,<br />
einschließlich der <strong>Fo</strong>rschung. (Quelle: http://ec.eur<br />
opa.eu/dgs/education_culture/publ/pdf/eqf/broch_de.pdf,<br />
S. 12f.)<br />
Auch wenn die HRK diesem Vorgehen bei der Beschreibung<br />
von Qualifikationen ihre Zustimmung gab (Beschluss des<br />
103. HRK-Senats vom 13. Februar 2007, Quelle: http://<br />
www.hrk.de/109_3657.php), geht dieser Text nur wenig<br />
(im letzten Drittel) über Kategorien der Bloom´schen Taxonomie<br />
(nur) kognitiver Lernziele hinaus. Dieser Katalog ist<br />
nicht falsch, aber unzureichend.<br />
Der letzte Satz des Textes des Qualifikationsrahmens verweist<br />
darauf, dass außerhalb Deutschlands der Doktorgrad<br />
auch für andere als <strong>Fo</strong>rschungsleistungen vergeben wird.<br />
Die Promotion bildet dort auf dem Hintergrund einer deutlich<br />
weiter entwickelten Gleichstellung von beruflicher und<br />
allgemeiner Bildung, die von der EU geteilt wird (vgl. Euro-<br />
Pass und APL) die höchste Stufe der Berufsausbildung. In<br />
diese Richtung hatte der Deutsche Bildungsrat Ende der<br />
60er Jahre mit seinem Abitur I und II gedacht (Abitur als<br />
Bestätigung für ein Kontinuum zwischen mehr theoretischen<br />
und mehr praktischen Leistungen), war aber mit solchen<br />
Plänen schnell politisch gestoppt worden.<br />
6.2 Eine Postdoktoranden-Phase und ihr Profil<br />
Selbst die besser organisierte Promotions-Phase kann<br />
weder zeitlich noch inhaltlich die Vorbereitung sowohl auf<br />
eine Karriere in der Wissenschaft als auch für andere Aufgaben<br />
in der Gesellschaft leisten. Das ist aus der Analyse beruflicher<br />
Anforderungen hervorgegangen, und das hat auch<br />
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