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<strong>Fo</strong><br />

<strong>Fo</strong>rschungsgespräch mit P. Gauweiler<br />

Gespräch mit Dr. Peter Gauweiler (MdB),<br />

bisheriger und neuer Vorsitzenden<br />

des Unterausschusses „Auswärtige Bildungsund<br />

Kulturpolitik” des Deutschen Bundestages<br />

Peter Gauweiler<br />

<strong>Fo</strong>: Herr Dr. Gauweiler, der von Ihnen auch in der vorigen<br />

Legislaturperiode geleitete Unterausschuss (UA) „Auswärtige<br />

Bildungs- und Kulturpolitik” des Deutschen Bundestages<br />

hat sich in der 2. Hälfte 2008 entschlossen, Anfang 2009<br />

eine Anhörung zum Themenkomplex „Deutsch als Wissenschaftssprache”<br />

durchzuführen. Die Debatte um dieses<br />

Thema gibt es schon lange, gewann aber mit der Gründung<br />

der Initiative ADAWIS und deren vielleicht überraschenden<br />

Erfolg sowie den einschlägigen Tagungen der AvH, des<br />

Goethe-Instituts und des DAAD eine neue öffentliche Qualität.<br />

Was waren die Ziele des Ausschusses, die er mit dieser<br />

Anhörung verfolgte?<br />

Peter Gauweiler (PG): Die Anhörung im Unterausschuss für<br />

Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik verfolgte das Ziel,<br />

eine Bestandsaufnahme der deutschen Sprache im wissenschaftlichen<br />

Leben zu erhalten und darüber hinaus mögliche<br />

Strategien und Initiativen auszuloten, um die deutsche<br />

Sprache als Wissenschaftssprache im In- und Ausland noch<br />

effektiver und nachhaltiger zu fördern und zu etablieren.<br />

<strong>Fo</strong>: Für den Wert jeder nationalen Wissenschaftssprache<br />

liegen eine Reihe überzeugender Analysen und Argumentationen<br />

vor. Anfangs gab es ja nicht wenige, die die eigene<br />

Wissenschaftssprache zugunsten des Englischen aufgeben<br />

wollten und die universalen Verständigungsmöglichkeiten<br />

über Ergebnisse in den Vordergrund stellten, statt sich über<br />

die <strong>Fo</strong>lgen schon für die Erkenntnisprozesse Gedanken zu<br />

machen. Wie würden Sie Verlauf und Ergebnis der Anhörung<br />

einordnen?<br />

PG: Ich denke, es wurden sehr wichtige und richtige Einschätzungen<br />

zu dem Thema von hochrangigen Experten aus<br />

der Wissenschaft und von den wichtigen Aushängeschildern<br />

der deutschen Sprache im Ausland und in Deutschland<br />

selbst, dargelegt. Dennoch besteht weiterhin der dringende<br />

Bedarf, diese sehr konstruktiven Gespräche auch in<br />

die politische Realität zu überführen und damit Deutsch im<br />

internationalen Konzert der wissenschaftlichen Sprachen<br />

besser zu positionieren.<br />

<strong>Fo</strong>: Welche inhaltlichen Schlüsse hat der UA aus dieser Anhörung<br />

gezogen? Wie sieht seine Beurteilung der Lage aus?<br />

PG: Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte hat gezeigt,<br />

dass Deutsch als Wissenschaftssprache immer weiter ins<br />

<strong>Fo</strong> 3+4/2009<br />

Hintertreffen geraten ist, obwohl deutlich ist, dass in den<br />

verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen durchaus Unterschiede<br />

in der Verbreitung und Verwendung der deutschen<br />

Sprache zu konstatieren sind. In den Geistes- oder<br />

Sozialwissenschaften wird beispielsweise erheblich mehr in<br />

deutscher Sprache auf Tagungen diskutiert und auf fachlicher<br />

Ebene publiziert, als in den naturwissenschaftlichen<br />

Fächern. Grundsätzlich sollten deutsche <strong>Fo</strong>rscher in Zukunft<br />

im wissenschaftlichen Diskurs in der internationalen Arena<br />

vermehrt in ihrer Muttersprache gehört werden.<br />

<strong>Fo</strong>: Welche politischen Maßnahmen hat der UA daraus abgeleitet?<br />

Hat Deutschland seitdem eine neue Sprachenpolitik<br />

eingeschlagen? Wenn ja, woran ist das ablesbar?<br />

PG: Die beste Steilvorlage für eine Aufwertung der deutschen<br />

Sprache ist, dass im universitären Alltag, in den Veröffentlichungen<br />

und bei Tagungen, die in Deutschland<br />

stattfinden, der angelsächsische Sprachschleier gelüftet und<br />

wieder richtiges und gutes deutsch gesprochen wird.<br />

Außerdem halte ich es für sehr wünschenswert, dass diejenigen,<br />

die Deutsch als Kultur- und Wissenschaftssprache<br />

begreifen, überhaupt wieder die Möglichkeit erhalten, dies<br />

zu tun. In den mittel- und osteuropäischen Staaten, in den<br />

Ländern der ehemaligen Sowjetunion wurde nach der<br />

Wende gut und häufig Deutsch gesprochen. Diese Kenntnisse<br />

gehen zurück; wir müssen diesen Rückgang aufhalten<br />

und dafür sorgen, daß gerade für junge Menschen die Möglichkeit<br />

bestehen bleibt, die deutsche Sprache zu erlernen.<br />

<strong>Fo</strong>: Der UA hat dann einen Antrag an den Deutschen Bundestag<br />

formuliert, auf den sich alle Ausschuss-Mitglieder<br />

einigen konnten? Welche Ziele und Schwerpunkte hatte<br />

der Entwurf?<br />

PG: In dem Antrag haben wir uns unter anderem dafür ausgesprochen,<br />

• uns bei den Ländern dafür einzusetzen, dass an Hochschulen<br />

neben fremdsprachigen Zugangsmöglichkeiten<br />

für nicht-muttersprachliche Studierende grundsätzlich an<br />

einer akademische Lehre in deutscher Sprache fest zu<br />

halten ist,<br />

• das Gutachterverfahren zur Excellenz-Initiative der deutschen<br />

Universitäten in den geistes- und sozialwissenschaftlichen<br />

Fächern auf Deutsch durchzuführen, in<br />

technisch-naturwissenschaftlichen Fächern eine deut-<br />

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