Fo - UniversitätsVerlagWebler
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<strong>Fo</strong>rschungsentwicklung/-politik<br />
<strong>Fo</strong><br />
motions-Stipendien und Graduiertenförderungsgesetz hatten<br />
zunächst die materielle Seite verbessert, die Graduiertenkollegs<br />
und Promotions-Studiengänge versuchten zu<br />
einer strukturierten, verbreiterten und verdichteten Betreuung<br />
und Ausbildung zu kommen.<br />
Soweit Promovenden noch weitgehend allein und individuell<br />
ihrem Dissertationsvorhaben nachgehen, fehlt es an<br />
einer breiteren und systematischen Vorbereitung auf vielfältige<br />
spätere berufliche Anforderungen. Während immer<br />
mehr Universitäten zu einer systematischen Vorbereitung<br />
des Nachwuchses auf spätere Aufgaben in Lehre, Studium,<br />
Prüfung und Beratung übergehen (Lehrkompetenz), vermissen<br />
die Nachwuchswissenschaftler/innen nun eine ebensolche<br />
systematische Förderung ihrer <strong>Fo</strong>rschungskompetenz.<br />
Zwar stellt sich das Problem in den verschiedenen Fachkulturen<br />
durchaus unterschiedlich dar (vgl. Webler 2003), aber<br />
insgesamt ist eine Förderung angesichts der immer höheren<br />
Anforderungen an die Drittmitteleinwerbung, Teamforschung,<br />
an Projektmanagement, Mitarbeiter/innen-Führung,<br />
Publikation und Vermarktung der Ergebnisse offensichtlich<br />
notwendig. Wenn mangels Angebot ein vergleichbares<br />
Programm nicht in der Promotions-Phase absolviert<br />
worden ist, haben auch die Junior-Professor/innen hier<br />
hohen Nachholbedarf. Sie müssen für ihre weitere Wissenschaftskarriere<br />
<strong>Fo</strong>rschungsleistungen erbringen, für die sie -<br />
über ihre bisherigen Erfahrungen hinaus - erst einmal ausgebildet<br />
werden müssen. Da eine dauerhafte Professur das<br />
Ziel ist, müssen die typischen traditionellen und (mit dem<br />
Wandel der <strong>Fo</strong>rschung) auch neue Berufungskriterien erfüllt<br />
werden. Neben den schon wiederholt genannten Kriterien<br />
im Zusammenhang mit Drittmittelprojekten geht es (vor<br />
allem in den Naturwissenschaften) um Präsentation und<br />
Publikation von <strong>Fo</strong>rschungsergebnissen auf internationalen<br />
Tagungen und in internationalen Medien - in Englisch. In<br />
den Geistes- und Sozialwissenschaften und (z.T.) Technikwissenschaften<br />
geht es auch um andere Kriterien. Von<br />
Quelleneditionen und großen Überblickswerken bis zu Texten<br />
im Dialog mit der Gesellschaft reichen dort (zusätzliche)<br />
Anforderungen. Und es müssen die Standards dem Nachwuchs<br />
in der eigenen Praxis selbstverständlich werden. Wie<br />
der Freiburger Historiker Ulrich Herrmann kürzlich in einem<br />
Gespräch über Standards und Berufungskriterien geäußert<br />
hatte: „Natürlich gelten überall die Breite der Materialkenntnis,<br />
das Ausmaß an Belesenheit, die analytische<br />
Schärfe, die Findigkeit und Originalität der Recherche, die<br />
Plausibilität des Urteils, schließlich die Ästhetik der Sprache,<br />
in welcher der Text verfasst ist.”<br />
Allen gemeinsam sind <strong>Fo</strong>rschungsleistungen im weiteren<br />
Sinne, z.B. solche, die der Wissenschaftskommunikation<br />
dienen - von der Ausrichtung und Organisation von Tagungen<br />
über Gutachtertätigkeit (inkl. Rezensionen) bis zur Herausgeberschaft<br />
für Zeitschriften. Mit einem Programm zur<br />
Förderung des <strong>Fo</strong>rschungsnachwuchses wäre auch ein<br />
Schritt zu einer angemessenen Balance zwischen Lehr- und<br />
<strong>Fo</strong>rschungsaufgaben getan.<br />
8.6 Professionalisierung der akademischen Selbstverwaltung<br />
und des Wissenschaftsmanagements<br />
Zur professionellen Bewältigung ihrer vielfältigen lehr- und<br />
forschungsbezogenen, organisatorischen und personalbezogenen<br />
sowie ihrer (Selbstverwaltungs-)Aufgaben müssten<br />
die Wissenschaftler/innen über Managementkenntnisse<br />
und -fähigkeiten verfügen. Zu den Aufgaben eines Universitätsprofessors/einer<br />
Universitätsprofessorin gehört die<br />
Selbstverwaltung bzw. das Wissenschaftsmanagement, d.h.<br />
der Aufbau und die Aufrechterhaltung der Strukturen und<br />
Ressourcen (personelle, finanzielle, organisatorische), um<br />
<strong>Fo</strong>rschung, Lehre und Weiterbildung betreiben zu können,<br />
die Übernahme von verwaltungstechnischen und Führungsaufgaben,<br />
sowie die Kooperation mit anderen <strong>Fo</strong>rschern<br />
und wissenschaftlichen Einrichtungen. So gilt es, sich mit<br />
Fragen der Fachbereichsentwicklung und, in Zukunft im<br />
Zuge steigender Autonomie immer stärker, mit Fragen des<br />
Haushaltsmanagements zu beschäftigen.<br />
Im Bereich der akademischen Selbstverwaltung und des<br />
Wissenschaftsmanagements i.w.S. ist eine Professionalisierung<br />
dringend notwendig. Die sozialen Kosten des unvorbereiteten<br />
Dilettierens auf diesem Gebiet sind zu hoch geworden.<br />
Also müssen z.B. das Management einer Professur,<br />
wenigstens Grundzüge der Personalführung und des Sitzungsmanagements<br />
im notwendigen Umfang dazu kommen.<br />
<strong>Fo</strong>rschungsbezug, Selbstverwaltung und Wissenschaftsmanagement<br />
lassen sich ohnehin oft nicht eindeutig<br />
abgrenzen. Aus solchen Überlegungen heraus hatte der<br />
nordrhein-westfälische Landtag in seiner Neufasssung des<br />
Hochschulrechts im Jahr 2000 den Hochschulen erstmals<br />
als Aufgabe nicht nur die Organisation eines hochschuldidaktischen<br />
Angebots für den Nachwuchs aufgegeben, sondern<br />
auch entsprechende Angebote im Wissenschaftsmanagement.<br />
Selbst mit begrenztem zeitlichen Aufwand kann<br />
hier schon einiges bewegt werden.<br />
V. Curriculare Umrisse der beruflichen<br />
Vorbereitung<br />
9. In welchen Programmen ist die berufliche Vorbereitung<br />
auf Promotionsniveau und in der Post-Doc-Phase einzulösen?<br />
Zu diesem Komplex hat der Verfasser ein Lösungskonzept<br />
vorgelegt (2004a), das inzwischen weiter ausgebaut worden<br />
ist (2009). Die vorstehend abgeleiteten Anforderungen<br />
können in ein Aus- und Weiterbildungsprogramm überführt<br />
werden, das teils als strukturiertes Promotionsstudium, teils<br />
nach der Promotion absolviert werden kann; die Struktur<br />
geht nicht nur von <strong>Fo</strong>rschungsaufgaben, sondern vom Gesamtspektrum<br />
der Anforderungen aus.<br />
Das Programm wird nicht als bloße curriculare Abbildung<br />
eines evtl. nur kurzfristigen Bedarfs angelegt, sondern<br />
grundlagenorientiert, breit und damit die Einzelperson befähigend,<br />
am Arbeitsplatz den strukturellen Veränderungen<br />
und wechselnden Anforderungen flexibel gewachsen zu<br />
sein und damit den eigenen Arbeitsplatz zu sichern. Ein solches<br />
Profil erlaubt es auch Berufsanfängern, schon in ihrer<br />
Bewerbung sichtbar zu machen, dass sie für einen Beschäftigungszusammenhang<br />
besonders geeignet sind, weil sie<br />
sich nicht nur auf hohem Niveau dem Wandel anpassen<br />
können, sondern diesen Wandel aktiv voranzutreiben und<br />
damit zumindest z.T. zu steuern in der Lage sind. Solche<br />
Ziele werden oft missverstanden: Profilen, die an den beruflichen<br />
Anforderungen orientiert sind, wird oft eine verkürzte,<br />
einseitige, bedarfsgerechte Ausrichtung der Arbeitskraft<br />
am Verwertungsinteresse der Arbeitgeber unterstellt (und<br />
84 <strong>Fo</strong> 3+4/2009