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Fo - UniversitätsVerlagWebler

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<strong>Fo</strong>rschungsentwicklung/-politik<br />

<strong>Fo</strong><br />

der WR erkannt. An die Promotion muss sich für die meisten<br />

Absolventen unmittelbar Berufstätigkeit außerhalb der<br />

universitären Wissenschaft anschließen. Also muss diese<br />

Berufsvorbereitung innerhalb der Promotions-Phase abgeschlossen<br />

werden. Mehr kann diese Phase nicht leisten. Um<br />

zu einer adäquaten professionellen Vorbereitung auf die<br />

Wissenschaft als Beruf zu kommen, muss dies in eine neue<br />

Phase verlegt werden. Sie vor der Junior-Professur in einer<br />

Postdoktoranden-Phase organisieren zu wollen, erscheint<br />

zumindest widersprüchlich. War die Assistenzeit nicht abgeschafft<br />

worden, um das Berufungsalter zu senken und<br />

junge Wissenschaftler früher in unabhängige Aufgaben zu<br />

bringen? Die Postdoc-Phase führt einen verlängerten Übergang<br />

in die Professur in Abhängigkeit wieder ein - und das<br />

unter sehr viel schlechteren Bedingungen als die Existenz<br />

als Wissenschaftlicher Assistent vorher. Dort handelte es<br />

sich um eine Qualifizierungsstelle, d.h. Ausbildung als<br />

Dienstaufgabe in <strong>Fo</strong>rschung (Habilitation) und Lehre. Dort<br />

gab es offiziell Lehraufgaben mit reduziertem Deputat von<br />

4 SWS, dort gab es einen Dienstvertrag von 2x3 Jahren.<br />

Postdoc-Stellen sind meist durch Drittmittel finanzierte<br />

<strong>Fo</strong>rschungsprojektstellen, in ihrer Dauer abhängig von der<br />

Laufzeit der zugrunde liegenden Projekte. Lehraufgaben<br />

bestehen offiziell nicht, obwohl Lehrkompetenz im Hinblick<br />

auf die weitere Berufskarriere erworben werden muss. Wie<br />

bereits erwähnt: Ein großes Problem besteht darin, dass es<br />

sich eher wieder einseitig um <strong>Fo</strong>rschungskompetenzen<br />

handeln wird, die weiter ausgebildet werden. Insofern kann<br />

dieser Strang der Aufgaben eher nur freiwillig und informell<br />

vorangetrieben werden, was strukturell keine Lösung darstellt.<br />

Außerdem werden Lehraufgaben angesichts des Zeitdrucks,<br />

unter dem Drittmittelprojekte stehen, eher als starke<br />

Belastung empfunden, sodass kaum ein positives Verhältnis<br />

zu solchen Aufgaben aufgebaut werden wird.<br />

7. Vorhandene Themenfelder in Postgraduiertenprogrammen<br />

7.1 Ausgangslage<br />

Nach den anfänglichen Mängeln in der Förderung von Promovenden<br />

(die - insbesondere in den Geisteswissenschaften<br />

- noch keineswegs überall behoben sind) hat sich mittlerweile<br />

eine zweigeteilte Situation ergeben. Einerseits gibt<br />

es strukturierte Programme innerhalb der Promotions-<br />

Phase, die außer fachlicher Vertiefung mehr oder weniger<br />

umfänglich auch in andere Anforderungen hineinreichende<br />

Angebote organisieren. Hierbei handelt es sich häufig allerdings<br />

um vom Fach isolierte „soft-skill-Veranstaltungen”,<br />

die der <strong>Fo</strong>rderung nach einer breiteren Berufsvorbereitung<br />

von ihrem Profil her nur mangelhaft nachkommen können.<br />

Andererseits sind an einzelnen Hochschulen relativ umfassende,<br />

freie, nicht an Kollegs u.ä. gebundene Qualifizierungsprogramme<br />

in einem breiteren Bereich des Selbst-,<br />

<strong>Fo</strong>rschungs- und allgemeinen Wissenschaftsmanagements<br />

geschaffen worden. Sie sind zeitlich nicht an die Promotion<br />

gebunden, sondern an alle Postgraduierte und Junior-Professoren<br />

gerichtet. Dazu folgt unten ein Überblick über<br />

Teilthemen.<br />

Strukturierte Promotionsprogramme wurden vielfach so zusammengesetzt,<br />

wie bisher Studiengänge allgemein: Die<br />

dort angebotenen Veranstaltungen und Inhalte beruhten<br />

meist auf Alltagsbeobachtung von Defiziten der vorausgehenden<br />

Studiengänge, Vertiefungswünschen der Fachvertreter,<br />

die ihr Lehrgebiet noch nicht ausreichend in den vorausgehenden<br />

Studiengängen berücksichtigt fühlten und<br />

Überlegungen zu nützlichen Zusatzkompetenzen wie Projektmanagement,<br />

Umgang mit Konflikten oder für die Vermarktung<br />

eigener Erkenntnisse, wie Postergestaltung, Vortragstechnik<br />

u.ä.<br />

Eine systematische Analyse der Anforderungen in den jeweils<br />

komplementären Berufsfeldern und daraus resultierende<br />

Ableitung der Inhalte des Promotionsstudiums ist dagegen<br />

kaum bekannt geworden (vgl. jedoch Webler 2003,<br />

2004). Dieser Ansatz einer systematischen Ableitung soll in<br />

dem vorliegenden Aufsatz fortgesetzt werden mit dem Ziel,<br />

eine Vorlage für die inhaltliche Bestimmung der Angebote<br />

für Promovenden zu gewinnen. Da es über Promotions-Studiengänge<br />

insgesamt eine kontroverse Debatte gibt, sei<br />

hier klar gestellt: Der Verfasser vertritt die Auffassung eines<br />

Studienangebots, das in <strong>Fo</strong>rm und Inhalten (z.B. als Modell<br />

für nachfolgende eigene Lehre) orientierende Wirkung<br />

haben soll, Professionalität erwerben lässt und sich (außer<br />

durch Überblicksvorlesungen, wissenschaftliche Denkwerkstätten<br />

und Kolloquien) an <strong>Fo</strong>rmen des PBL und des forschenden<br />

Lernens anlehnt. Studiengänge sollen zu einer<br />

Berufsbefähigung für u.U. breite Berufsfelder führen - und<br />

lösen diese Erwartung auch in vielen Fällen ein. Promotions-Verfahren<br />

führen - wie zahlreiche Untersuchungen<br />

der letzten Jahre gezeigt haben - oft zum Ausweis der Eignung<br />

als <strong>Fo</strong>rschungsnachwuchs, aber kaum zu mehr - wenn<br />

auch auf hohem Niveau. Das hat in den letzten 15 Jahren<br />

nicht nur zu Kritik, sondern auch zu zahlreichen Reformempfehlungen<br />

und Initiativen geführt.<br />

Die Profile dieser Programme müssen noch einmal im Licht<br />

der unterschiedlichen Ziele der Promotions- und Postdoc-<br />

Phase überprüft und neu fokussiert werden.<br />

8. Künftig notwendige Themenfelder in Postgraduierten-<br />

Programmen<br />

Dies bedeutet, dass die Universitäten auf der Stufe der<br />

Postgraduierten ein Programm anbieten sollten, das sowohl<br />

tiefer in die <strong>Fo</strong>rschung (als auch Lehre, aber getrennt davon<br />

zu betrachten), als auch in wissenschaftsnahe Berufe führen<br />

kann. Diese Investition ist lohnend und keineswegs (allein)<br />

Privatsache, da sie dem Wissenschaftssystem im Sinne interner<br />

Qualitätssicherung unmittelbar zu gute kommt.<br />

Zum Teil haben die NW inzwischen selbst die Initiative ergriffen.<br />

An manchen Orten haben sie ihre Hochschulleitungen<br />

aufgefordert, im Rahmen des Auftrages der Hochschule<br />

zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses tätig zu<br />

werden. Sie forderten insbesondere, den inzwischen an vielen<br />

Hochschulen organisierten und begrüßten Angeboten<br />

zum Auf- und Ausbau der Lehrkompetenz nun ein Angebot<br />

zur Seite zu stellen, das auch die anderen Seiten der Professionalität<br />

fördert” - eine breitere <strong>Fo</strong>rschungskompetenz,<br />

über die Fähigkeit zu individueller <strong>Fo</strong>rschung hinausgehend<br />

und Fähigkeiten im Wissenschaftsmanagement. (Webler<br />

2003, S. 18f., vgl. Netzwerk Studienqualität Brandenburg;<br />

Leuphana Universität Lüneburg)<br />

Als Bilanz a) der Empfehlungen zum Profil von Promovierten,<br />

b) der Ableitung von Anforderungen und c) empirischer<br />

Studien zum status quo kommen die nachfolgenden<br />

Felder in Betracht:<br />

82 <strong>Fo</strong> 3+4/2009

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