Zwar-Zeitung 4 2014
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Die Bottroper ZWAR-<strong>Zeitung</strong> Die AKTIVE GENERATION Ausgabe 4 <strong>2014</strong> Seite 27<br />
Herr Religionslehrer erzählte, meistens ein älterer Herr. Es war ein<br />
Scharren und Reiben in der Klasse, die kalten Füße mussten ja warm<br />
werden. Viele hatten hohe Schuhe an, wegen des Schnees, der ja gern<br />
in die Halbschuhe, wie wir die heutigen normalen Schuhe damals<br />
nannten, gerutscht ist. So saßen die ärmeren Kinder in ihren Bänken,<br />
zogen heimlich ihre Schuhe aus und holten den Schnee, welcher schon<br />
in kleinen Klümpchen an den Socken hing, heraus.<br />
Acht Uhr war der Schulbeginn und die erste Pause, auch große Pause<br />
genannt, eine halbe Stunde ging sie, war viel zu kurz, denn die<br />
gestrigen Abenteuer mussten erzählt werden. Vom Schlittenfahren,<br />
welche Stürze man gemacht hatte, Schneeballschlachten gegen die<br />
Nachbarskinder, die einige Häuser weiter wohnten.<br />
Wie Mutter die<br />
Hände über den<br />
Kopf zusammen<br />
geschlagen hat,<br />
wenn wir mit der<br />
beginnenden<br />
Dunkelheit in die<br />
Wohnung kamen und uns um den Kohleherd setzten. Nicht nur die<br />
Sachen waren pitschenass, sondern auch dreckig und verklumpt. Der<br />
Schnee und nachher die Eisklümpchen an den Hosenrädern und<br />
Ärmelbündchen waren ja nicht sauber, und so waren alle Textilränder<br />
nicht nur nass, sondern auch schwarz vom Ruß. Die Schuhe, ja, die<br />
Schuhe waren damals ein Kapitel für sich.<br />
Zum Trocknen an den Ofen gestellt, damit<br />
sie am nächsten Morgen trocken waren,<br />
wurden sie hart, und wenn man sie anzog,<br />
taten oft die Füße weh, und das Innenfutter<br />
löste sich in kleinen Pappfetzen auf.<br />
Füße, Hände und Ohren waren erst eiskalt,<br />
in der Wärme wurden sie dann warm und<br />
schmerzten so, dass wir sie reiben<br />
mussten. Kapuzen kannten wir nicht, wir<br />
hatten diese schwarzen billigen Mützen auf,<br />
mit den Ohrenklappen, die man herunter zog, kalte Ohren hatten wir<br />
aber trotzdem.<br />
Die Schule war oft schon um 11 Uhr beendet, nur die „Großen“ der<br />
siebten und achten Klasse der Volksschule hatten bis 12.30 Uhr<br />
Unterricht. Mittagessen gab es erst wenn Vater von der „Schicht“ kam,<br />
meist gegen 15 Uhr. Abendessen um 19 Uhr, meistens Bratkartoffeln