Ich vertrau der DKV DA STIMMEN DIE ZAHLEN - SalesCatalog.de
Ich vertrau der DKV DA STIMMEN DIE ZAHLEN - SalesCatalog.de
Ich vertrau der DKV DA STIMMEN DIE ZAHLEN - SalesCatalog.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Forum<br />
tIlgungspakt<br />
Mario Monti ist im Hauptberuf Wirtschaftsprofessor,<br />
im Nebenberuf Premierminister<br />
Italiens. Der Hochschullehrer<br />
Monti sieht <strong>de</strong>n Kern <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen<br />
Verständnisses von Wirtschaft noch in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit vor Adam Smith. Die Deutschen<br />
glaubten, so Monti kürzlich, Wohlstand<br />
sei das Ergebnis von moralisch einwandfreiem<br />
Verhalten. Die Euro-Debatte bei<br />
uns dürfte ihn in dieser Auffassung noch<br />
bestärkt haben. Nichts scheut die <strong>de</strong>utsche<br />
Krisenbewältigungspolitik mehr als<br />
die Schaffung eines „moral hazard“, eines<br />
Anreizes zu wirtschaftlich unverantwortlichem<br />
Verhalten. Damit haben an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
weniger Probleme, auch Mario Monti als<br />
Premierminister. Seit <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahl in Frankreich<br />
haben Eurobonds wie<strong><strong>de</strong>r</strong> Hochkonjunktur.<br />
Dass die gemeinsamen Schul<strong>de</strong>n vor allem<br />
Deutschland zur Finanzierung <strong>de</strong>s Rests<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> EU verpflichten, wird in Rom und Paris<br />
gerne gesehen, dass sie in Deutschland<br />
allerdings verfassungswidrig sind, gerne<br />
übersehen. Das Problem <strong><strong>de</strong>r</strong> Eurobonds ist<br />
so einfach wie unlösbar: Sie sind unmoralisch,<br />
vor allem aber sind sie unsinnig.<br />
Eurobonds nehmen wichtigen Reformdruck<br />
von Krisenlän<strong><strong>de</strong>r</strong>n, <strong>de</strong>nn sie wirken<br />
wie eine Autoversicherung mit Vollkasko<br />
ohne Selbstbeteiligung. Genauso wie<br />
danach riskanter Auto gefahren wird,<br />
wür<strong>de</strong>n Län<strong><strong>de</strong>r</strong> mit Eurobonds noch<br />
unverantwortlicher haushalten. Das Problem<br />
von Griechenland war nicht, dass zu<br />
wenig Geld vorhan<strong>de</strong>n war, im Gegenteil:<br />
Billiges Geld hat das Land erst in die heutige<br />
Situation geführt. Die Schlussfolgerung<br />
liegt nahe: Wer unsoli<strong>de</strong> haushaltet,<br />
also sündigt, muss hohe Zinsen zahlen,<br />
also büßen. Diese Position ist moralisch<br />
einwandfrei, auch wirtschaftspolitisch,<br />
letzteres jedoch nur im Lehrbuch. Denn<br />
die aktuelle Lage in Europa ist so verfahren,<br />
dass nach <strong>de</strong>m Grundsatz von<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> gerechten Buße am En<strong>de</strong> auch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Tugendhafte bestraft wird.<br />
In Deutschland wächst die Wirtschaft,<br />
Exporte und Staatseinnahmen steigen,<br />
Staatsschul<strong>de</strong>n und Arbeitslosigkeit gehen<br />
zurück. Fast im gesamten Rest Europas<br />
sieht es völlig an<strong><strong>de</strong>r</strong>s aus: Die Jugendarbeitslosigkeit<br />
nimmt dramatische Ausmaße<br />
an, Investoren scheuen das Risiko,<br />
Wachstum bleibt aus. Doch was geht uns<br />
das an? Immerhin sechzig Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>de</strong>utschen Exporte gehen in die EU, al-<br />
statt eurobonds<br />
Bei einer Veranstaltung im Düsseldorfer Industrie-club am 03. april 2012 traf Dr. arno Bothe alexan<strong><strong>de</strong>r</strong> graf<br />
lambsdorff M<strong>de</strong>p. Dr. Bothe informierte <strong>de</strong>n europapolitiker über das netzwerk für Ökonomen und <strong>de</strong>n Informations-<br />
und Meinungsaustausch über eu-themen in <strong>de</strong>n bdvb-Medien. Dabei nahm graf lambsdorff die einladung<br />
zu diesem gastbeitrag an.<br />
lein mit <strong>de</strong>n Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>lan<strong>de</strong>n ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Han<strong>de</strong>l<br />
größer als <strong><strong>de</strong>r</strong> mit <strong>de</strong>n USA o<strong><strong>de</strong>r</strong> China.<br />
Über acht Millionen Jobs in Deutschland<br />
hängen vom Export ab. Bricht in unserem<br />
größten Exportmarkt die Nachfrage ein,<br />
worauf vieles hin<strong>de</strong>utet, wer<strong>de</strong>n das über<br />
kurz o<strong><strong>de</strong>r</strong> lang auch <strong>de</strong>utsche Betriebe<br />
in ihren Auftragsbüchern zu spüren bekommen.<br />
Lohnrun<strong>de</strong>n mit satten Steigerungen<br />
wie gera<strong>de</strong> jetzt sind dann nicht<br />
mehr vorstellbar, die Binnennachfrage<br />
wür<strong>de</strong> lei<strong>de</strong>n, die Konjunktur auch bei<br />
uns einbrechen.<br />
risikEn unD nEbEnwirkungEn<br />
DEr altErnatiVEn zum Pakt<br />
Deutschland steht mit seiner Ablehnung<br />
von Eurobonds so gut wie alleine da,<br />
einige Getreue halten noch zu Berlin,<br />
doch <strong><strong>de</strong>r</strong> wirtschaftspolitische Globalkonsens<br />
ist längst woan<strong><strong>de</strong>r</strong>s. Der IWF<br />
will gemeinsame Euro-Anleihen, Francois<br />
Hollan<strong>de</strong> und Mario Monti wollen<br />
sie, die Weltbank, China und Barack<br />
Obama wollen sie, auch die großen institutionellen<br />
Anleger wie Versicherungen<br />
und Pensionsfonds wollen sie. Wenn<br />
Deutschland sie also nicht will, muss es<br />
einen besseren Vorschlag haben – eine<br />
reine Verweigerungshaltung wird kaum<br />
durchzuhalten sein. Alternativen gibt<br />
es: Die Europäische Zentralbank könnte<br />
in <strong>de</strong>utlich höherem Umfang als bisher<br />
Staatsanleihen aufkaufen. Damit wür<strong>de</strong><br />
sie ihr eigenes Bilanzrisiko noch weiter<br />
verschlechtern, da diese Anleihen nicht<br />
von <strong>de</strong>n besten, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>de</strong>n mittleren<br />
und schlechten Risiken <strong><strong>de</strong>r</strong> Eurozone angekauft<br />
wer<strong>de</strong>n müssten. Und angesichts<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> bereits hohen Menge an Kapital an<br />
<strong>de</strong>n Finanzmärkten wür<strong>de</strong> dieser Schritt<br />
die Geldwertstabilität in Gefahr bringen.<br />
Schon jetzt gibt es eine versteckte Inflation,<br />
die sich in <strong>de</strong>utschen Städten in<br />
Form steigen<strong><strong>de</strong>r</strong> Preise für Häuser und<br />
Wohnungen bemerkbar macht. Zu<strong>de</strong>m<br />
verursacht eine solche Politik das Risiko<br />
von gefährlichen Blasen, abzulesen an <strong>de</strong>n<br />
volatilen Preisen an Kapital- und Rohstoffmärkten.<br />
Eine zweite Alternative wäre<br />
die weitere Aufstockung <strong><strong>de</strong>r</strong> bestehen<strong>de</strong>n<br />
Brandmauer, also von EFSF und ESM.<br />
Die vergangenen zwei Jahre haben aber<br />
gezeigt, dass diese Strategie we<strong><strong>de</strong>r</strong> die Öffentlichkeit<br />
noch die Finanzmärkte überzeugen<br />
kann. Im Abstand von wenigen<br />
Wochen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Monaten immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> eine<br />
neue Aufstockung im Deutschen Bun<strong>de</strong>stag<br />
zu verhan<strong>de</strong>ln, strapaziert Nerven und<br />
politisches Kapital auch <strong><strong>de</strong>r</strong> glühendsten<br />
Europäer in Berlin, von <strong>de</strong>nen es ohnehin<br />
nicht mehr viele gibt. Die Zustimmung<br />
8 bdvb-aktuell 118