Neuer Oberbürgermeister Sven Gerich möchte „vom ICH zum WIR“ Nachdem Sven Gerich (SPD) am 1. <strong>Juli</strong> im Rathaus feierlich in sein neues Amt als Oberbürgermeister (OB) der Landeshauptstadt Wiesbaden eingeführt und durch Stadtverordnetenvorsteher Wolfgang Nickel vereidigt wurde, stellte der neue OB am Tag danach der Presse sein Schwerpunktprogramm für die nun begonnene Amtszeit vor. Als Kernpunkt nannte Gerich dabei das Thema Bürgerbeteiligung sowie die Stärkung des Standortes Wiesbaden und die Identifikation der Menschen mit ihrer Stadt. Besonders betonte er auch, einen neuen Stil der Kooperation in der Stadtverwaltung pflegen zu wollen. Dabei setzt er besonders auf die Kreativität und Eigenleistung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und möchte den Stadtverordneten mehr Mitspracherecht in den städtischen Betrieben geben. „Sich nicht in alles reinhängen“, so ist seine Devise und meint dazu, dass beispielsweise für spezielle Verkehrsprobleme in der Stadt nicht er selbst, sondern das Fachdezernat zuständig sei. Mit seinem neuen Führungsstil will Gerich auch bewirken, dass der Krankenstand unter den Rathausmitarbeitern sinkt, dem zuletzt in einer Studie eine außergewöhnliche Größenordnung bescheinigt wurde. Schwerpunktprogramm vorgestellt An wichtigen Entscheidungsprozessen, erklärt der 38 Jahre alte Sozialdemokrat, sollen die Bürger nach seinen Vorstellungen stärker als bisher beteiligt werden. Externe Fachleute aus Wissenschaft und Gesellschaft sollen an einem Konzept mitarbeiten, das über klassische Formen der Beteiligung, wie Nachbarschaftskonferenzen und Ortsbeiräte hinausgeht. Dazu sagte er: „Das ist unverzichtbar, wenn wir nicht Enttäuschung und Frustration fördern und uns bei jedem Projekt ein Bürgerbegehren einhandeln wollen.“ Zur Entwicklung eines neuen Wiesbadener Wir-Gefühls will Gerich außerdem einen Runden Tisch, der Ideen und Konzepte entwickelt, einberufen und eine ämterübergreifende Projektgruppe zur besseren Integration schaffen. Weiterhin hat er eine „Kennenlern-Tour“ angekündigt, die ihn quer durch das vielfältige Wiesbadener Vereinsleben führen soll. Das Ganze gemäß seinem Wahlslogan: „Mittendrin statt über allem.“ „Laden Sie mich ein – ich komme gerne. Auch nur als Teilnehmer ohne Grußwort oder irgendwelche offizielle Funktionen“, erklärte Gerich. Zu seinem Programm sprach er aber auch noch weitere Themen an, wie etwa den So ist der neue Oberbürgermeister zu erreichen: Vereine, Initiativen, Verbände und Gruppen, die Oberbürgermeister Sven Gerich zu einem „ganz alltäglichen“ Programmpunkt einladen möchten, können sich an seinen Persönlichen Referenten Marc Kneiper wenden: Telefon (0611) 312670, Fax (0611) 313901 oder E-Mail marc.kneiper@wiesbaden.de. Wohnungsbau in Wiesbaden. „Jetzt muss es nur noch losgehen“, sagte Gerich und verwies auf die Mittel, die im Haushalt bereitstehen sowie die Flächen, die von Stadtentwicklungsdezernentin Sigrid Möricke definiert wurden. Dabei wird künftig Bürgermeister Arno Goßmann neben dem Sozialdezernat auch die Federführung und Verantwortung für den Wohnungsbau übernehmen. OB Gerich selbst wolle außerdem einen Runden Tisch aller am Wohnungsbau Beteiligten ins Leben rufen. Den „Standort Wiesbaden“, der dem OB, wie er hervorhob, in mehrfacher Hinsicht besonders am Herzen liegt, will er nicht nur in Gesprächen mit Hochschulpräsident Detlev Reymann auf eine kontinuierliche Basis stellen, auch ein monatlicher Besuch bei Wiesbadens größten Wirtschaftsunternehmen stehe auf seiner Liste. Denn: „Diese Unternehmen schaffen Arbeit und Wohlstand und haben ein Recht darauf, dass der Oberbürgermeister sie besucht.“ FRANK HENNIG Antrittsrede vor der Stadtverordnetenversammlung: Wiesbadens neuer Oberbürgermeister Sven Gerich nach seiner Vereidigung. Zum Thema „Saubere Stadt“ will Gerich eine Projektgruppe einsetzen, die Verbesserungsvorschläge erarbeiten soll. „Wenn Bürger sich über wilden Müll beklagen, muss erst der Müll weggeräumt werden und danach muss man klären, wer zuständig ist oder dafür bezahlen muss und nicht umgekehrt“, so der OB. „Ich glaube, dass mir angesichts dieses Programms sicher nicht langweilig wird – aber das ist auch nicht Sinn der Sache“, erklärte Gerich und betonte abschließend: „Ich freue mich wahnsinnig auf die neue Aufgabe.“ (hdh) 18 <strong>DER</strong> <strong>BIEBRICHER</strong> / JULI <strong>2013</strong>
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