Staatspolitisches Handbuch
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Armin Mohler/<br />
Karlheinz Weißmann:<br />
Die Konservative<br />
Revolution in Deutschland<br />
1918–1932, Graz 2005.<br />
32<br />
Caspar von Schrenck-<br />
Notzing/Armin Mohler<br />
(Hrsg.): Deutsche<br />
Identität, Krefeld 1982.<br />
Wiesberg – Recht auf Nation<br />
heit« sei, bleibt dieser nach Willms »politisch parasitär«; er könne selbst<br />
keine politische Wirklichkeit begründen. Willms empfahl in diesem Zusammenhang<br />
eine Rückbesinnung auf die »Ideen der konservativen Revolution«,<br />
von der er eine ihrer Hauptargumentationsfiguren übernahm,<br />
nämlich daß Deutschland durch den »westlichen Liberalismus« bedroht<br />
beziehungsweise durch die »Mittelmäßigkeit einer Massenkultur, deren<br />
Gleichheitsvorstellungen alle Freiheit« ersticken werde.<br />
Der Angriff auf die Identität der Deutschen als Deutsche sei eine<br />
Kriegshandlung gewesen wie die Teilung des Territoriums: Hier gehe es<br />
nicht um Recht und schon gar nicht um Moral, sondern um nationale<br />
Selbstbehauptung, Kampf um sich selbst, um jene nationale Identität,<br />
ohne die kein Volk existiert. In diesem Zusammenhang zitierte Willms<br />
Armin Mohlers Diktum: »Es gilt sich gegen den Versuch zu wehren, den<br />
Deutschen den Dauer-Status eines ›negativ privilegierten Volks‹ … zu verleihen.<br />
In Wirklichkeit sind die Deutschen nicht besser und nicht schlechter<br />
als andere Völker.«<br />
Kampf um die Nation sei in Westdeutschland vor allem der Kampf<br />
um das nationale Selbstbewußtsein. Mit Blick auf den »Antifaschismus«<br />
stellte Willms fest, daß das, »was heute als ›Antifaschismus‹ … in der Bundesrepublik<br />
vor sich her getragen« werde, nichts mehr mit dem »Kampf<br />
gegen den Nationalsozialismus« zu tun habe, der »Geschichte« sei. Vielmehr<br />
sei der heute »zur Schau gestellte ›Antifaschismus‹« »nichts anderes<br />
als der Versuch, mit einer Demagogie, deren Logik die des Bürgerkriegs<br />
ist, eine Selbstbesinnung der Deutschen als Deutsche zu verhindern, ihre<br />
Identität zu zerstören, ihre Selbstbehauptung zu schwächen«.<br />
Dagegen setzte Willms 1982 die Dynamik der Idee der Nation und<br />
den Begriff der »Nationalen Koexistenz«, den er zum Prinzip einer aktiven<br />
Politik nationaler Wiederherstellung unter antagonistischen Rahmenbedingungen<br />
erhob. Die Politik der »Nationalen Koexistenz« sei selbstverständlich<br />
revisionistisch, sie wolle Deutschland wiederherstellen, also<br />
Jalta und die Teilung revidieren. Mit Blick auf die Bundesrepublik bedeutete<br />
das zunächst die Notwendigkeit der Erneuerung der Idee der Nation.<br />
Das bilde die Voraussetzung für das Wirksamwerden aller weiteren<br />
Maximen. Die Wiedervereinigung Deutschlands sei die erste gewonnene<br />
Schlacht des zukünftigen Europas, weil damit das Prinzip der freien Nation<br />
gegen den sowjetrussischen Imperialismus verteidigt werde. In diesem<br />
Sinne sei das deutsche Interesse zum erstenmal ist mit dem europäischen<br />
Interesse identisch. Von hier aus rekurrierte Willms in seinem Schlußsatz<br />
noch einmal auf die grundlegenden Passagen seines Buches: »Wenn mit<br />
der menschlichen Existenz überhaupt Sinn verbunden ist, dann muß ein<br />
Recht als Grundlage allen Menschenrechts und jeder Bürgerpflicht erkannt<br />
und anerkannt werden: das Recht auf Nation.«<br />
Willms stand mit seinem gedankenreichen Plädoyer für das »Recht<br />
auf Nation« Anfang der achtziger Jahre nicht allein. Es gab in dieser Zeit<br />
eine Reihe von Strömungen, Personen und Institutionen, die vom konservativ-rechten<br />
Flügel über die Friedensbewegung bis hin den »Linksnationalen«<br />
reichte, die ähnliche Vorstellungen hegten, wie sie Willms in seinem<br />
Buch programmatisch zum Ausdruck brachte. Es seien hier pars pro<br />
toto genannt: die Tagungen der Siemensstiftung (deren Leiter bis 1985 Armin<br />
Mohler hieß), das Studienzentrum Weikersheim (mit dem Sozialphilosophen<br />
Günter Rohrmoser und seinem Präsidenten, dem ehemaligen baden-württembergischen<br />
Ministerpräsidenten Hans Filbinger), der Publi-