Staatspolitisches Handbuch
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Vermischtes | Sezession 38 · Oktober 2010<br />
Rilke-Preis 2010<br />
Junge Autoren und Nachwuchsmaler sind aufgefordert,<br />
sich am Rainer-Maria-Rilke-Preis für<br />
Jugendkultur 2010 zu beteiligen. Das Thema,<br />
zu dem sowohl Lyrik und Prosa (Obergrenze<br />
15.000 Zeichen) als auch Videos, Gemälde<br />
und Fotos eingereicht werden können, lautet<br />
»Deutschland 2030«. Unter dem Motto »Vergänglichkeit<br />
und Zukunft« können Teilnehmer,<br />
die das 27. Lebensjahr noch nicht überschritten<br />
haben, ihre Beiträge bis zum 30. November einreichen.<br />
Der gemeinnützige »Verein Journalismus<br />
und Jugendkultur Chemnitz« gehört in das<br />
Umfeld der Jugendzeitschrift Blaue Narzisse<br />
und hat den ersten Preis mit 300, den zweiten<br />
mit 200 und den dritten Platz mit 100 Euro dotiert,<br />
Preisverleihung wird im Januar 2011 sein.<br />
Beiträge an rilkepreis@gmx.de, dort sind auch<br />
weitere Informationen zu erfragen.<br />
Meier über Schmitt<br />
Das aktuelle Buch des Althistorikers Christian<br />
Meier mit zwei Essays über Das Gebot des Vergessens<br />
und die Unabweisbarkeit des Erinnerns.<br />
Vom öffentlichen Umgang mit schlimmer Vergangenheit<br />
(München: Siedler, 160 S., 14.95 €)<br />
wurde vielerorts prominent rezensiert. Seine<br />
Herleitung, warum das Wachhalten der Erinnerung<br />
in einem Fall (Auschwitz) geboten und<br />
in anderen Fällen (DDR-Unrecht) nicht zweckdienlich<br />
sein sollte, empfanden so viele Kritiker<br />
»brillant«, wie es andere als »dürftig« bezeichneten.<br />
Zur jüngsten Ausgabe der Zeitschrift für Ideengeschichte<br />
trägt Meier (Jahrgang 1929) mit zwei<br />
Artikeln bei, einer umfänglichen Rezension der<br />
Carl-Schmitt-Biographie von Reinhard Mehring<br />
und dem Abdruck einer Tagebuchaufzeichnung<br />
über seinen – Meiers – letzten Besuch bei dem<br />
barbarisch klugen Meister anno 1983. »Warum<br />
sind so viele zu ihm gepilgert?«, fragt Meier als<br />
»kritischer« Schmitt-Freund. »Für mich kann<br />
ich bezeugen, daß er mich fasziniert hat. Durch<br />
das, was er sagte und wie er es sagte.« Nach<br />
Meier ist kaum ein aufmerksamerer und anregenderer<br />
Gesprächspartner denkbar als Schmitt.<br />
1983 hingegen sind Gedanken und Artikulation<br />
des Staatsrechtlers (Schmitt starb 1985) bereits<br />
im Schlingern begriffen: »Oft läuft’s, wie wenn<br />
einer auf Glatteis balanciert: Er geht, hält sich im<br />
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Gehen aufrecht, kommt vorwärts – aber nicht<br />
unbedingt dahin, wo er will, sondern wohin ihn<br />
sein Versuch, sich aufrecht zu halten, schließlich<br />
führt – bis er dann doch abbrechen muß. Man<br />
spricht über Maschke, den ›primitiven Konservativismus‹<br />
(Meier) von ›v. Schrenck-Notzing<br />
& Mohler‹ ›schlechtes Urteil auch über Sander,<br />
dessen Diss. so gut war‹.« Das Heft kostet 12 €,<br />
Bezug über bestellung@beck.de, 089/38189-750<br />
Pro Sarrazin<br />
Jemand, der Sarrazin von Anfang an unterstützt<br />
hat, ist die türkischstämmige Soziologin Necla<br />
Kelek. Wer ihre Bücher kennt, weiß warum. In<br />
ihnen schildert sie die Integrationsdefizite aus<br />
der Perspektive derjenigen, die diesem Kreislauf<br />
entronnen ist. Kurz vor Erscheinen von Sarrazins<br />
Buch hat Kelek selbst noch einmal eine Zusammenfassung<br />
ihrer Erkenntnisse vorgelegt.<br />
Sie unterstreicht darin Sarrazins These von der<br />
besonderen Integrationsunfähigkeit des Islam.<br />
Genau wie dieser differenziert sie zwischen den<br />
verschiedenen Ausländergruppen in Deutschland<br />
und schildert anhand einiger Fallbeispiele,<br />
was hinter den nackten Zahlen mangelnder Bildung<br />
und Integration steckt. Sie kommt zu dem<br />
Schluß, daß der Islam, wie er sich heute in Europa<br />
präsentiert, »nicht in eine demokratische<br />
Gesellschaft integrierbar« ist. Seine Werte seien<br />
grundverschieden von denen, die in Mitteleuropa<br />
gelten. Diese Ursache habe die Politik bislang<br />
geleugnet und deshalb sei die Integration<br />
gescheitert. Sie plädiert dafür, daß die westliche<br />
Gesellschaft den Respekt vor ihren Errungenschaften<br />
von Migranten einfordert. Erschienen<br />
ist der Essay Über die Freiheit im Islam in<br />
der Schriftenreihe der Vontobel-Stiftung, die die<br />
schöne Angewohnheit hat, ihre Druckerzeugnisse<br />
an Interessierte zu verschenken: www.vontobel-stiftung.ch.<br />
Juristenwürde<br />
Unter juristisch Geschulten gilt es als Binsenweisheit,<br />
daß Recht und Macht zusammengehören.<br />
Sollensvorschriften, die nicht durchgesetzt<br />
werden, besitzen keinen Rechtscharakter.<br />
Infolge dieses Umstands befindet sich der Jurist<br />
bei der Rechtsfindung stets im Spagat zwischen<br />
den Partikularinteressen politischer, wirtschaftlicher<br />
oder privater Natur auf der einen, und den<br />
Erfordernissen der gesamten Rechtssphäre auf<br />
der anderen Seite.<br />
Der gerade achtzig Jahre alt gewordene ehemalige<br />
Richter des Bundesverfassungsgerichts<br />
Ernst-Wolfgang Böckenförde beschäftigt sich<br />
in seiner jüngsten Schrift Vom Ethos der Juristen<br />
(Duncker & Humblot, 46 S., 10 €) mit<br />
diesem Problemkreis und versucht herauszukristallisieren,<br />
was den beliebigen Rechtstechniker