Staatspolitisches Handbuch
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zist Gerd-Klaus Kaltenbrunner und dessen Sammelband Was ist deutsch?<br />
beziehungsweise seine von ihm geleitete Buchreihe Initiative, Einzelgänger<br />
wie Hans-Dietrich Sander mit seinem Buch Der nationale Imperativ,<br />
Protagonisten der Friedensbewegung wie Alfred Mechtersheimer und<br />
Linksnationale wie Herbert Ammon, Peter Brandt oder Wolfgang Venohr.<br />
Deren Bestrebungen schienen sich eine kurze Zeit parteipolitisch in<br />
der neuen Partei »Die Republikaner« (gegründet Ende November 1983) zu<br />
konkretisieren, an deren Parteiprogramm Bernard Willms mitwirkte. Es<br />
blieb aber bei einem Strohfeuer. Das völlige Scheitern wurde im Zuge der<br />
Wiedervereinigung Deutschlands, einem der erklärten Ziele der »neuen<br />
Nationalisten« schlechthin, deutlich, bei der keine der genannten Personen,<br />
Institutionen oder Parteien über eine kommentierende Rolle hinauskam.<br />
Auf die Gründe dieses Scheiterns kann es naturgemäß keine mo-<br />
nokausale Antwort geben. Womöglich ist der 2008 verstorbene Günter<br />
Rohrmoser den Gründen am nächsten gekommen, der in einem Interview<br />
mit dem Journalisten Bernd Kallina (Epoche, 1. September 2000) einmal<br />
mehr auf die ausgebliebene »geistig-moralische Wende« anspielte, die<br />
Rohrmoser selbst jahrzehntelang mit Vehemenz gefordert hatte: »… sie<br />
[die »geistige Wende«] kam nicht zustande, weil Helmut Kohl wußte, daß<br />
die Bedingung seines Machterhalts die Koalition mit der FDP war. Der<br />
damalige Vorsitzende … Hans-Dietrich Genscher gab als Ziel der FDP in<br />
der gemeinsamen Koalition vor, eine … ›konservative Gegenrevolution‹ zu<br />
verhindern. Kohl hat daraufhin um des Machterhalts und um der Zustimmung<br />
… auf jeden Ansatz … verzichtet, etwas von dem zu verwirklichen,<br />
was er … als ›geistig-moralische Wende‹ angekündigt hatte«. So unterblieb<br />
die Auseinandersetzung um das, was Rohrmoser als die »eigentliche<br />
Machtfrage« bezeichnete. Hierzu zählte er unter anderem den Willen,<br />
eine entsprechende Medienpräsenz herzustellen: »Wer die vorhandenen<br />
Medien nicht durchdringen und erobern kann«, so Rohrmoser, »der muß<br />
eben neue Medien schaffen, wenn man wenigstens die Chance auf eine<br />
geistige Wende offen halten will.« Auch in dieser entscheidenden Frage<br />
gingen keine entsprechenden Initiativen von den Unionsparteien aus.<br />
Tatsächlich hätten die obengenannten Strömungen und Personen<br />
wohl nur dann Wirkung entfalten können, wenn es in der Volkspartei<br />
CDU/CSU tatsächlich zu einer »geistig-moralischen Wende« gekommen<br />
wäre, die ein neues Nationalbewußtsein mit eingeschlossen hätte. Der<br />
große Strom, in dem alles hätte zusammenfließen können, war nur mit<br />
Hilfe der Unionsparteien denkbar. Weil die Wende ausblieb und der neuerlichen<br />
Verschärfung der Vergangenheitsbewältigung nichts entgegengesetzt<br />
werden konnte, blieben all jene, die auf eine nationale Neubesinnung<br />
hinarbeiteten, isoliert.<br />
Einige sahen sich in der Folge schnell in die »rechtsextreme« Ecke geschoben,<br />
was in Deutschland vor allem eines bedeutet: Ausschluß aus dem<br />
öffentlichen Diskurs. Vor diesem Hintergrund konnte das, was Anfang<br />
der achtziger Jahre mit einigem Wohlwollen als Indiz für einen »nationalen<br />
Aufbruch« bezeichnet werden könnte, wohl nur scheitern. Welche bis<br />
heute spürbaren Konsequenzen dieses Scheitern hatte, brachte der Publizist<br />
Günter Maschke in einem Interview mit dem Monatsmagazin Zuerst!<br />
(8/2010) in der ihm eigenen Nüchternheit wie folgt zum Ausdruck: »Ich<br />
glaube, daß dieses Volk und diese Nation sich selbst nicht mehr will. Die<br />
Deutschen haben längst resigniert. Deutschland will anscheinend aufgehen<br />
in einem diffusen Europa oder in einer diffusen Welt.«<br />
Gerd-Klaus Kaltenbrunner:<br />
Was ist deutsch? Die<br />
Unvermeidlichkeit, eine<br />
Nation zu sein, München<br />
1980, zuletzt 1988.<br />
Programmschriften für<br />
die Renationalisierung<br />
Karlheinz Weißmann:<br />
Nation?, Bad Vilbel 2001.<br />
Wiesberg – Recht auf Nation<br />
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