15.01.2015 Aufrufe

Gebündeltes Wissen gegen Gewalt - Österreichische LIGA für ...

Gebündeltes Wissen gegen Gewalt - Österreichische LIGA für ...

Gebündeltes Wissen gegen Gewalt - Österreichische LIGA für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

1. Ausgangslage<br />

Kinder sind, um sich optimal entwickeln zu können, auf unseren besonderen Schutz und<br />

unsere Hilfe angewiesen. Dieser spezielle Schutz wird ihnen durch die 1989 von den<br />

Vereinten Nationen verabschiedete Konvention über die Rechte des Kindes zuerkannt.<br />

Besonders Kinder, die unter schwierigen Rahmenbedingungen heranwachsen, bedürfen<br />

dieses Schutzes, der in einzelnen Fällen nicht durch die Familie sichergestellt werden<br />

kann. Vor allem, wenn sie Opfer von <strong>Gewalt</strong> werden, sind Kinder darauf angewiesen,<br />

dass die Gesellschaft diese Schutzfunktion übernimmt. Laut der BMGFJ-Broschüre<br />

„<strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong> Kinder und Jugendliche. Leitfaden für die Kinderschutzarbeit in<br />

Gesundheitsberufen“ (2008) wird <strong>Gewalt</strong> dabei wie folgt definiert: „<strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong> Kinder<br />

und Jugendliche ist eine – bewusste oder unbewusste – gewaltsame körperliche<br />

und/oder seelische Schädigung, die in Familien oder Institutionen geschieht und die zu<br />

Verletzungen, Entwicklungsverzögerungen oder gar zum Tode führt und die somit das<br />

Wohl und die Rechte eines Kindes beeinträchtigt oder bedroht.“<br />

Die öffentliche Wahrnehmung des Problemfelds Kinderschutz ist stark beeinflusst von<br />

jenen Fällen, in denen <strong>Gewalt</strong> an Kindern einen „monströsen“ Charakter zeigt, der fernab<br />

vom Alltag der Allgemeinheit zu sein scheint. Die Fälle werden medial als dramatisch<br />

und gleichzeitig außergewöhnlich inszeniert, sie erhalten den Charakter von<br />

Katastrophen, <strong>gegen</strong> die die Gesellschaft die Kinder – aber auch sich selbst – schützen<br />

muss. Rufe nach stärkerer Kontrolle und Eingriffen von staatlicher Seite werden in der<br />

Regel danach laut. Von politischer Seite kann darauf u.a. mit gesetzlichen Regelungen,<br />

der Androhung höherer Haftstrafen oder auch einer Verstärkung der Prävention reagiert<br />

werden.<br />

Ein von politischer Seite getaner Schritt war, die seit den 1990er Jahren bestehenden<br />

Kinderschutzgruppen im Jahr 2004 durch eine gesetzliche Regelung für alle<br />

Kinderabteilungen und Kinderkliniken in Österreich verpflichtend werden zu lassen.<br />

Kinderschutzgruppen werden tätig, um Kindern, die Opfer von <strong>Gewalt</strong> im oben<br />

definierten Sinn wurden, Hilfe und Schutz zu bieten. Sie übernehmen dabei als eine<br />

ExpertInnengruppe innerhalb eines Krankenhauses eine Schnittstellenfunktion zwischen<br />

medizinischem Personal, das einen Verdacht auf Misshandlung oder Missbrauch bei<br />

einem Kind äußert, Sozialarbeit, Jugendämtern und anderen Institutionen. Hierbei<br />

kommt das Fachwissen verschiedener ExpertInnen gebündelt zum Einsatz. Jeder<br />

Einzelfall wird individuell betreut und bearbeitet. Im Alltag der Kinderschutzgruppen<br />

spielen dabei weniger die medial präsenten Fälle von massiver <strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong> Kinder<br />

eine Rolle, sondern vor allem Formen von Vernachlässigung und Verletzungen mit<br />

4

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!