pdf-Datei: Anbahnung - Heidelberger Katechismus
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Christus - ein Hoherpriester<br />
Miteinander reden<br />
Jesus war ein Prophet und ein König. Warum wird er Hoherpriester genannt?<br />
Jesus wendet sich sogar denen zu, die ihn verspotten. Im Leiden hat er noch Mitleid mit denen,<br />
die ihn kreuzigen. Er bittet sogar für sie: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“<br />
(Lukas 23, 34).<br />
Fürbitte zu tun, das ist eine Hauptaufgabe der Hohenpriester. Von Fürbitte erzählt auch die nächste<br />
Geschichte.<br />
Sag ihm, es täte mir leid<br />
Ralf kauerte im Wiesengraben und baute einen Staudamm, als es passierte. Er spielte meistens<br />
allein, das war ihm am liebsten, Und es störte ihn auch nicht, dass er dass er dieser Nachmittagsstunde<br />
der einzige Mensch im Breitenbachtal war. Nur ab und zu fuhr ein Auto auf der Straße<br />
vorbei, die das Tal in Kurven durchquerte. Am Hang weiter oben grasten ein paar Rehe. Nicht<br />
einmal die Dächer des Dorfes konnte man von hier aus sehen. Die lagen hinter dem Wald. Es<br />
war hier am Wiesengraben ganz still und friedlich.<br />
Mitten in diese Stille hinein quietschten plötzlich Bremsen, ertönte ein dumpfer Knall, gellte ein<br />
Schrei. Ralf fuhr erschrocken aus dem Graben hoch. Er sah, wie ein hellblaues Auto die Leitplanken<br />
der oberen Kurve durchbrach und herabstürzte. Während es sich überschlug, ging die Tür<br />
auf, und ein Mann flog in hohem Bogen heraus. Er fiel ins hohe Gras, das am Fuß des Hanges<br />
wuchs, und der Wagen rutschte ein Stück davon entfernt mit einem schrillen Geräusch auf dem<br />
Dach hangabwärts in ein dichtes Holundergebüsch.<br />
Der Junge wartete atemlos. Aber er konnte nichts mehr von dem Wagen sehen, und den Mann<br />
sah er auch nicht. Die hohen Gräser bewegten sich nicht mehr. Es war wieder alles so wie eine<br />
kleine Weile zuvor: still und friedlich.<br />
Ralf überlegte verstört, ob er das, was eben geschehen war, nicht vielleicht geträumt hatte. Aber<br />
oben an der Kurve war die Leitplanke herausgerissen. Ihr Gestänge hing verbeult über dem<br />
Steilhang. Ein Auto fuhr vorbei, ohne anzuhalten. Der Fahrer hatte wohl nichts bemerkt.<br />
Ralf stieg aus dem Graben. Ihm war ganz kalt geworden, obwohl es ein heißer Sommertag war.<br />
Er stapfte zaghaft durch die Wiese auf das Holundergebüsch zu. Ja, da leuchtete es hellblau<br />
durch die Zweige. Ein Rad drehte sich noch langsam. Ralf bog die Zweige auseinander. Der<br />
Wagen lag mit den Rädern nach oben, seine Scheiben waren zersplittert. Es war leer. Aus der<br />
zusammengedrückten Motorhaube tropfte es. Und das rechte Blinklicht blinkte.<br />
Ralf verließ das Holundergebüsch und näherte sich mit klopfendem Herzen dem hohen Gras am<br />
Fuß der Böschung. War es hier - oder musste er dort liegen? Zaghaft setzte er Schritt vor Schritt,<br />
starrte zwischen die Margeriten, Weidenröschen und Glockenblumen. Er spähte und horchte:<br />
War da ein Stöhnen, ein Atem zu hören? Aber die Grillen übertönten alles, und aus dem Holundergebüsch<br />
zwitscherten Vogelstimmen herüber.<br />
Da schimmerte es weiß zwischen den Halmen. Hier lag der Mann. Er lag mit ausgebreiteten<br />
Armen auf dem Rücken und hatte die Augen geschlossen, Er hatte ein Schnurrbärtchen und<br />
eine Glatze und sah etwa so alt aus wie Ralfs Großvater. Er lag da, als ob er sich nur in die Wiese<br />
geworfen hätte, um ein Schläfchen zu machen.<br />
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