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88 • 3/2012 - Waffenmarkt-Intern

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Das Lauf-Innenleben<br />

Die schraubenförmig gewundenen Züge und<br />

Felder haben die Aufgabe, dem Geschoß eine<br />

Drehung um seine Längsachse (Rotation) zu<br />

verleihen. Das Laufprofil und die Drallänge<br />

müssen mit dem verwendeten Geschoß und<br />

dessen Geschwindigkeit im Einklang stehen.<br />

Auch das Geschoßmaterial hat Einfluß auf die<br />

notwendige Zugtiefe. Generell gilt, daß Bleigeschosse<br />

tiefere Züge und einen längern<br />

Drall brauchen als Mantelgeschosse.<br />

Viel Diskussionsstoff liefert die Form des<br />

Feld-/Zug-Profils. Üblich ist heute ein über<br />

die gesamte Lauflänge gleichlanger Rechtsdrall<br />

mit drei bis acht Zügen, wobei vier und<br />

sechs Züge dominieren. Neben dem klassischen<br />

"gleichmäßigen" Feld-/Zug-Profil kennen<br />

wir einige davon abweichende Lösungen.<br />

Ein solches Laufprofil, das in den 1970erund<br />

1980er-Jahren viel Aufmerksamkeit erfuhr,<br />

war der Polygon-Lauf. Beim Blick durch<br />

56 • 3/<strong>2012</strong><br />

einen Polygon-Lauf erkennt man ein abgerundetes<br />

Vieleck, das sich spiralförmig über<br />

die gesamte Lauflänge findet, wodurch die<br />

zur Stabilisierung gewünschte Rotation des<br />

Geschosses gewährleistet wird. Heute verbinden<br />

wir hierzulande mit dem Polygon-Lauf<br />

primär die Firma Heckler & Koch, wo sowohl<br />

Militärwaffen als auch Zivilwaffen mit Polygon-Profil<br />

ausgerüstet werden. Die Drallbewegung<br />

des Geschosses wird beim Polygon-<br />

Lauf durch die breiten Führungsstreifen erreicht.<br />

Dabei wird der Geschoßmantel, an-<br />

Der bewährte Standard bei<br />

Büchsenläufen sind vier bis<br />

sechs Züge.<br />

ders als beim herkömmlichen Feld-/Zug-Profil,<br />

nicht angeschnitten. Dies hat in der Praxis<br />

zur Folge, daß sich zum konventionellen<br />

Laufprofil ein anderes zielballistisches Verhalten<br />

der Geschosse ergeben kann. So sprachen<br />

manche Nutzer von Büchsen mit Polygon-Läufen<br />

von weniger Tötungswirkung. Um<br />

die Geschoßdeformation bei Jagdgeschossen<br />

zu gewährleisten, brauchen Polygon-Läufe,<br />

zumindest aus theoretischer Sicht, weichere<br />

Geschoßmäntel, da eine geringere Manteldeformierung<br />

beim Weg durch den Lauf erfolgt.<br />

Als weiteren Vorteil sagt man den Polygon-<br />

Läufen eine bessere Abdichtung des Geschosses<br />

im Lauf nach. Der entscheidende Vorteil<br />

des Polygon-Laufs liegt jedoch in der Herstellung.<br />

Gerade bei dickeren Läufen braucht<br />

man beim Hämmern des Polygon-Profils weniger<br />

Verformungsarbeit, was Zeit und Kosten<br />

spart. Wichtig ist insbesondere bei Maschinenwaffen<br />

die längere Lebensdauer. Problematisch<br />

werden die aufkommenden bleifreien<br />

Geschosse in Verbindung mit Polygon-<br />

Läufen. Hier können beträchtliche Gasdrucksteigerungen<br />

bei entsprechend für die Präzision<br />

erforderlich engen Querschnitten auftreten.<br />

Als Fazit bleibt für die zivile Praxis festzu-<br />

halten, daß im Normalfall das Polygon-Profil<br />

keine entscheidenden Vorteile bietet, ja sogar<br />

in bestimmten Fällen – wie aufgezeigt – problematisch<br />

werden kann.<br />

Eine weitere Abweichung vom klassischen<br />

Feld-/Zugprofil sind die so genannten "Sägezahnprofile".<br />

Aktuell liefert Shilen dieses als<br />

"Ratchet Rifling" bezeichnete Profil mit vier<br />

Zügen. Auch von Broughton gibt es ein ähnliches<br />

System, das "5C" genannt wird. Höhere<br />

Geschwindigkeiten und weniger Laufverschmutzung<br />

sollen die Vorteile der schrägen<br />

Felder sein. Ein weiteres Zauberwort heißt<br />

"Progressivdrall". Dabei nimmt der Drall zur<br />

Laufmündung hin zu. Man will damit erreichen,<br />

daß die Geschosse beim Eintritt in den<br />

Läufe von der Firma Lothar<br />

Walther genießen einen ausgezeichneten<br />

Ruf. (Foto: Lothar Walther).<br />

Lauf zunächst weniger Belastung ausgesetzt<br />

sind. Zur Mündung hin steigt der Drall dann<br />

progressiv an und verleiht dem Geschoß die<br />

erforderliche Rotation. Heute sind besonders<br />

die von Strayer Voigt verwendeten AET-Pistolenläufe<br />

für ihren Progressivdrall bekannt.<br />

Als Resümee bleibt, daß das klassische Feld-<br />

Zug-Profil bei optimaler Laufqualität in der<br />

Praxis die sinnvollste Lösung für die meisten<br />

Fälle darstellt. Die meisten Sonderaktionen<br />

bieten neben Vorteilen eben auch Nachteile.<br />

www.hkjs.de / www.heckler-koch.com<br />

www.merkel-die-jagd.de IWA 1-231<br />

www.dschulnigg.at IWA 4-316<br />

www.glaser-handels.ch<br />

www.rifle-barrels.net (Broughton)<br />

www.shilen.com<br />

www.sviguns.com<br />

www.lothar-walther.de IWA 7-111

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