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Das Lauf-Innenleben<br />
Die schraubenförmig gewundenen Züge und<br />
Felder haben die Aufgabe, dem Geschoß eine<br />
Drehung um seine Längsachse (Rotation) zu<br />
verleihen. Das Laufprofil und die Drallänge<br />
müssen mit dem verwendeten Geschoß und<br />
dessen Geschwindigkeit im Einklang stehen.<br />
Auch das Geschoßmaterial hat Einfluß auf die<br />
notwendige Zugtiefe. Generell gilt, daß Bleigeschosse<br />
tiefere Züge und einen längern<br />
Drall brauchen als Mantelgeschosse.<br />
Viel Diskussionsstoff liefert die Form des<br />
Feld-/Zug-Profils. Üblich ist heute ein über<br />
die gesamte Lauflänge gleichlanger Rechtsdrall<br />
mit drei bis acht Zügen, wobei vier und<br />
sechs Züge dominieren. Neben dem klassischen<br />
"gleichmäßigen" Feld-/Zug-Profil kennen<br />
wir einige davon abweichende Lösungen.<br />
Ein solches Laufprofil, das in den 1970erund<br />
1980er-Jahren viel Aufmerksamkeit erfuhr,<br />
war der Polygon-Lauf. Beim Blick durch<br />
56 • 3/<strong>2012</strong><br />
einen Polygon-Lauf erkennt man ein abgerundetes<br />
Vieleck, das sich spiralförmig über<br />
die gesamte Lauflänge findet, wodurch die<br />
zur Stabilisierung gewünschte Rotation des<br />
Geschosses gewährleistet wird. Heute verbinden<br />
wir hierzulande mit dem Polygon-Lauf<br />
primär die Firma Heckler & Koch, wo sowohl<br />
Militärwaffen als auch Zivilwaffen mit Polygon-Profil<br />
ausgerüstet werden. Die Drallbewegung<br />
des Geschosses wird beim Polygon-<br />
Lauf durch die breiten Führungsstreifen erreicht.<br />
Dabei wird der Geschoßmantel, an-<br />
Der bewährte Standard bei<br />
Büchsenläufen sind vier bis<br />
sechs Züge.<br />
ders als beim herkömmlichen Feld-/Zug-Profil,<br />
nicht angeschnitten. Dies hat in der Praxis<br />
zur Folge, daß sich zum konventionellen<br />
Laufprofil ein anderes zielballistisches Verhalten<br />
der Geschosse ergeben kann. So sprachen<br />
manche Nutzer von Büchsen mit Polygon-Läufen<br />
von weniger Tötungswirkung. Um<br />
die Geschoßdeformation bei Jagdgeschossen<br />
zu gewährleisten, brauchen Polygon-Läufe,<br />
zumindest aus theoretischer Sicht, weichere<br />
Geschoßmäntel, da eine geringere Manteldeformierung<br />
beim Weg durch den Lauf erfolgt.<br />
Als weiteren Vorteil sagt man den Polygon-<br />
Läufen eine bessere Abdichtung des Geschosses<br />
im Lauf nach. Der entscheidende Vorteil<br />
des Polygon-Laufs liegt jedoch in der Herstellung.<br />
Gerade bei dickeren Läufen braucht<br />
man beim Hämmern des Polygon-Profils weniger<br />
Verformungsarbeit, was Zeit und Kosten<br />
spart. Wichtig ist insbesondere bei Maschinenwaffen<br />
die längere Lebensdauer. Problematisch<br />
werden die aufkommenden bleifreien<br />
Geschosse in Verbindung mit Polygon-<br />
Läufen. Hier können beträchtliche Gasdrucksteigerungen<br />
bei entsprechend für die Präzision<br />
erforderlich engen Querschnitten auftreten.<br />
Als Fazit bleibt für die zivile Praxis festzu-<br />
halten, daß im Normalfall das Polygon-Profil<br />
keine entscheidenden Vorteile bietet, ja sogar<br />
in bestimmten Fällen – wie aufgezeigt – problematisch<br />
werden kann.<br />
Eine weitere Abweichung vom klassischen<br />
Feld-/Zugprofil sind die so genannten "Sägezahnprofile".<br />
Aktuell liefert Shilen dieses als<br />
"Ratchet Rifling" bezeichnete Profil mit vier<br />
Zügen. Auch von Broughton gibt es ein ähnliches<br />
System, das "5C" genannt wird. Höhere<br />
Geschwindigkeiten und weniger Laufverschmutzung<br />
sollen die Vorteile der schrägen<br />
Felder sein. Ein weiteres Zauberwort heißt<br />
"Progressivdrall". Dabei nimmt der Drall zur<br />
Laufmündung hin zu. Man will damit erreichen,<br />
daß die Geschosse beim Eintritt in den<br />
Läufe von der Firma Lothar<br />
Walther genießen einen ausgezeichneten<br />
Ruf. (Foto: Lothar Walther).<br />
Lauf zunächst weniger Belastung ausgesetzt<br />
sind. Zur Mündung hin steigt der Drall dann<br />
progressiv an und verleiht dem Geschoß die<br />
erforderliche Rotation. Heute sind besonders<br />
die von Strayer Voigt verwendeten AET-Pistolenläufe<br />
für ihren Progressivdrall bekannt.<br />
Als Resümee bleibt, daß das klassische Feld-<br />
Zug-Profil bei optimaler Laufqualität in der<br />
Praxis die sinnvollste Lösung für die meisten<br />
Fälle darstellt. Die meisten Sonderaktionen<br />
bieten neben Vorteilen eben auch Nachteile.<br />
www.hkjs.de / www.heckler-koch.com<br />
www.merkel-die-jagd.de IWA 1-231<br />
www.dschulnigg.at IWA 4-316<br />
www.glaser-handels.ch<br />
www.rifle-barrels.net (Broughton)<br />
www.shilen.com<br />
www.sviguns.com<br />
www.lothar-walther.de IWA 7-111