Pressespiegel_14_13 vom 30.03. bis 05.04.2013.pdf - Evangelisch ...
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Sonntagszeitung <strong>vom</strong> 31.03.20<strong>13</strong>, Seite 03.1.pdf<br />
«Eine gute Predigerin soll über<br />
die Gemeinde hinaus bekannt werden»<br />
Gottfried Locher, oberster Schwei zer Protestant, über se ine Qualitatsoffensive und das Verhaltnis zu den Katholiken<br />
VON PETRA WESSAlOW$KI.<br />
MATTHIAS HALBEIS (TExTl UNO<br />
SEVERIN NOWACKI (FOTO)<br />
BeRN Gottfried Locher, 46, seit<br />
2011 Prã5ident des· Schweizerischen<br />
<strong>Evangelisch</strong>en Kirchenbunds<br />
(SEK), spricht zu geplanten<br />
Neuerungen.<br />
habe, war nieht weniger beschei-<br />
den, er hatte bloss ein anderes<br />
Rollenbild. Seine pãpstlichen ro-<br />
ten Schuhe trug er, weil sie fiir ihn<br />
"frage stellt. Obrigens: Refonlliert- • zum Amt gehõrten.<br />
ist nichtdas Gegenteil von katho- Papst Benedi kt hat die<br />
lisch. Katholisch heisst universal, Okumene abgewürgt.<br />
und das ist auch unsere Kirche - Sicher nicht. Er hat aber endlich<br />
wie die Anglikaner, Lutheraner, laut gesagt, was die Kurie denkt.<br />
Methodisten und viele andere. Der damalige Kardinal Ratzinger<br />
Sie s uche n bewus st die Nahe zu war der Erste, det in der Okumede<br />
n Kat hoHken. Was erhoffe n ne K1artext gesprochen hat. Ich<br />
Sie sich schãtze das. Das ist ehrlicher~ als<br />
Ich suche Kontakt mit allen Kir- wenn man die Probleme zudeckt.<br />
chen. Abt Martin hat mich vor Es ist auch verbindlieher.<br />
acht ]ahren eingeladen, die Fastenexerzitien<br />
Wie soLtes nun mit de r<br />
bei ihm im Kloster t)kumene weitergehen<br />
zu halten. Seither sind wit befreundet.<br />
Es müssen sich beide bewegen.<br />
Es interessiert mich we<br />
Darum ist das, was ich versuche,<br />
niger, zu weJcher Konfession er heikel und macht mich angreifbar.<br />
gehõrt. Beiden brennt das Herz Wir konnen nicht meinen, dass<br />
fü r die Einheit der Kirche. Wir die katholische Kirche jetzt protestantisch<br />
wollen anderen Mut maehen,<br />
wird oder die refor<br />
denen es aueh so geht.<br />
mierte rõmiseh. Abet Franziskus<br />
Sie wotLen, dass die Kirche n in ist eine grosse Chanee für die<br />
der Schwe iz wieder eine Ókumene.<br />
ge meinsame St imme ha be n Sehen Sie Ansatzpunkte<br />
Das finde ieh dringend. In der Theologisch kaum. Das müssen<br />
Sehweiz spielt das Konfessionelle<br />
wir nun eine Zeit lang aushalten.<br />
immer weniger eine Rolle. Vie<br />
Es ist ja nicht nichts mõglich. So<br />
le wol1en mit dem Glauben nichts viel Ókumene wie in der Sehweiz<br />
zu tun haben !-lnd schon gar nicht gibt es nieht überal1. Wenn Abt<br />
Wie verbringen Sie Ostern<br />
Am Ostermontag predige ich in<br />
Baar, WQ die reformierle Kirche<br />
Zug ihr lSO-Jahr-Jubilãum feiert.<br />
Was w erden Sie sagen<br />
Die Predigt ist noeh nicht ge·<br />
schrieben. Ostem ist die Überwindung<br />
des Todes, und das ist<br />
wider die Vemunft. Ich lege Wert<br />
darauf, das in der Predigt nicht<br />
aufzulõsen.<br />
5 ie haben vor Ostern gefastet.<br />
Worauf haben Sie verzichtet<br />
Auf Alkohol und Schokolade.<br />
Wie gut ist Ihnen das gelungen<br />
Bei d,er Schokolade habe ich<br />
durchgehalten, beim Alkohol<br />
nicht. Wenn ich eingeladen wer·<br />
de, dann kann ich nicht einfach<br />
nichts trinken. In der Passionszeit<br />
bin ich reformiert genug, dass mir<br />
das egal ist.<br />
Wieso pftegen Sie diese<br />
katholische Tradition<br />
Weil sie gut ist und guttut. Zudem<br />
fasten Menschenaller Religionen.<br />
Gut reformiert ist, wenn man die<br />
eigene Tradition gelegentlich in-<br />
mit den Institutionen. Zudem<br />
wird die Schweiz multireligiõser.<br />
Muslime wol1en wissen, was die<br />
ehristliche Kirche glaubt, denkt<br />
und will. Sie interessiert - aus<br />
meiner Sicht vol!ig zu Recht -<br />
unser innerchristliehes Hickhaek<br />
nicht. Die 'meisten Christen übrigens<br />
aueh nicht.<br />
Profitieren auch die<br />
Reformierten <strong>vom</strong> neuen und<br />
ei nfacheren Pa pst Franziskus<br />
Ob wit wollen oder nieht: Die<br />
Welt sieht den Papst als Spreeher<br />
des Christentums. 8eim neuen<br />
Papst steckt die katholisehe Welt<br />
im Moment etwas gar stark im<br />
Personenkult. Man zelebriert<br />
seine 8eseheidenheit. Da regt sich<br />
mein Reformiertsein: 8eseheidenheit<br />
zelebriert man nicht. Sein<br />
Vorgãnger, den ich selber getroffen<br />
«Bei den grossen<br />
liürden im Kirchenverstiindnis,<br />
etwa der<br />
Frauenordination,<br />
kommen wir nicht<br />
weiten><br />
locher: •• Das gut gesprochene Wort hatte in der Demokratie eine enorme Bedeutungf'<br />
Martin und ich ein Ostervideo<br />
machen, dann ist das aueh ein<br />
Zeichen. Bei den grossen Hürden<br />
im Kirchenverstãndnis, etwa der<br />
Frauenordination, kommen wir<br />
nicht weiter.<br />
Wie sieht es an der Basis aus<br />
Vielerorts sehr gut. Vielerorts<br />
aueh emüehtemd. Man sagte mir<br />
immer, an der Basis gebe es keine<br />
Probleme. Doch wenn ein pol ~<br />
nischer katholischer Priestet<br />
kommt, der noeh nie zuvor Reformierte<br />
gesehen hat und im Studium<br />
gelemt hat, dass die reformierte<br />
gar keine K.irehe ist, dann<br />
hõrt die Õkumcne rasch mal auf.<br />
Sfe haben a ngekündigt, dass<br />
Sie im SEK Reformen a nstreben.<br />
Wie weit sind Sie da mit<br />
Die Verfassungsrevision kommt<br />
im Juni in die Abgeotdnetenvetsammlung.<br />
Der Entwurf liegt vor.<br />
In welche Richtung geht es<br />
Mir ist wichtig: Die Mitgliedkirehen<br />
müssen ihre Autonomie behalten.<br />
Gleiehzeitig wollen wir die<br />
Einheit sichtbar darsteUen kõnnen.<br />
Wenn wir Vertrauen sehaffen wollen,<br />
müssen wir behutsam vorgehen.<br />
Da gehort es sich, dass ich die Gremien<br />
vor den Medien informiere.<br />
Sie woUen die beste Predigt<br />
kü ren. Wie werden Sie<br />
vorgehen<br />
la, die Arbeiten fti.r den Predigtpreis<br />
sind weit vorgeschritten.<br />
Nun suchen wir die ]ury. Spãtestens<br />
am 12. November fo lgt der<br />
Startschuss.<br />
Was erhoffen Sie sich davon<br />
Wenn es etwas typisch Refonniertes<br />
gibt, dann die Predigt. In einer<br />
guten Rede steckt viel Kraft. Wir<br />
wollen hervorheben, was fti.r ein<br />
gutes Instrument die Predigt ist,<br />
um Glauben zu vermitteln.<br />
Oafür bra ucht e s aber doch<br />
keine n nationalen Preis<br />
Ich finde, eine gute Predigerin soll<br />
übet die Gemeindegrenzen hinaus<br />
bekannt werden. Wir mõchten<br />
die Preistrãger in einem Sammelband<br />
publizieren, damit ihre<br />
Kunst auch eine gewisse Sichtbarkeit<br />
erlangt.<br />
Sotte n Ihnen Geme indemitgliede<br />
r ge lungene Werke melde n,<br />
ode r gibt es e ine Kommission,<br />
die von Predigt zu Predigt eiLt<br />
Zuerst sol1 das Ganze sehr niedersc.hwellig<br />
ablaufen. Jeder und je·<br />
de, also aueh die Predigenden,<br />
konnen Vorsehlall.e einreichen.<br />
Daraus wird die Jury eine Shortlist<br />
erarbeiten. 8eim Predigen ist<br />
nicht nur der Text wichtig, sondem<br />
die ganze Performance. Darum<br />
sol1 aueh der Auftritt 'beurteilt<br />
werden.<br />
Oann geht es nic ht mehr nur<br />
um dle beste Predigt. sondern<br />
um die beste Pre digerin oder<br />
de n beste n Predige r<br />
Na, mit einem sehlechten Inha1t<br />
bringen Sie keine wirklieh gute<br />
Rede zustande. Der Text bleibt<br />
schon im Mittelpunkt.<br />
Was erhã lt die Sieger in oder<br />
der Sie ger <br />
Die Publikation im 8üchlein, ôffenUiche<br />
Anerkennung. Und vielleicht<br />
wird das Femsehen anfragen,<br />
tur das "Wort zum Sonntag_.<br />
Oie Re de als Kunstform wird in<br />
der Schweiz kaum gepflegt.<br />
Óas stimmt. Das gut gesproehene<br />
Wort hãtte in einer Demokratie<br />
eine enonne Bedeutung. Wenn<br />
ieh Parlamentsdebatten hore, reibe<br />
ich mir manchmal die Augen.<br />
Konnen die nieht besser reden,<br />
anschaulicher, sehãrfer, witziger<br />
Vielleicht sollte der eine oder die<br />
andere wieder mal in einer reformierten<br />
Kirche vorbeischauen.<br />
<strong>Pressespiegel</strong> der <strong>Evangelisch</strong>-reformierten Landeskirche Graubünden