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Pressespiegel_14_13 vom 30.03. bis 05.04.2013.pdf - Evangelisch ...

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Klosterser Zeitung <strong>vom</strong> 05.04.20<strong>13</strong>, Seite 23.pdf<br />

Klosterser Zeitung<br />

Prättigauer Post<br />

Freitag, 5. April 20<strong>13</strong><br />

LOKAL<br />

KIRCHENFENSTER – DENKPAUSE<br />

Weiter Raum<br />

Wenn wir an Engel denken,<br />

kommen uns Bilder aus der<br />

Kindheit in den Sinn. Wir begegneten<br />

ihnen in Geschichten,<br />

in kindlichen Gebeten, im<br />

Krippenspiel, auch in den biblischen<br />

Ostergeschichten, die<br />

in den Kirchen vor Tagen erst<br />

wieder vorgelesen wurden.<br />

Das alles verwirrte uns nicht.<br />

Engel gehörten einfach dazu,<br />

und in unserem kindlichen<br />

Glauben vertrauten wir darauf,<br />

dass sie uns beschützen<br />

und begleiten. Noch war uns<br />

der Verstand nicht im Wege.<br />

Es gab Krach in der Familie.<br />

Ein heftiger Wortwechsel zwischen<br />

Vater und Mutter. Die<br />

Kinder stumm dabei. Heimlich<br />

stiehlt sich die Vierzehnjährige<br />

davon, ruft von draussen<br />

mit verstellter Stimme ihre<br />

Eltern an. Zu Hause hört<br />

der Vater überrascht: «Guten<br />

Tag, ich bin Reporterin und<br />

mache eine Umfrage für eine<br />

Illustrierte. Lieben Sie Ihre<br />

Frau» Vater – ziemlich verdutzt<br />

– zögert lange: «Ja, hm,<br />

natürlich!» Dann ruft er:<br />

«Vreni, komm doch mal!» Die<br />

Mutter erkennt auch erst nach<br />

einer Schrecksekunde die<br />

Stimme ihrer Tochter: «Verzeihen<br />

Sie, ich mache eine Umfrage,<br />

lieben Sie Ihren Mann»<br />

«Ja», sagt sie völlig verwirrt.<br />

«Danke», ruft die Stimme am<br />

anderen Ende der Leitung.<br />

Solche Engel kommen stets<br />

unerwartet, zu einer Zeit, wo<br />

wir eines Engels bedürfen. Er<br />

reicht uns die Hand, er hat eine<br />

Botschaft, öffnet die Augen,<br />

gibt uns ein gutes, auf jeden<br />

Fall notwendiges Wort, das uns<br />

nachhaltig berührt oder wegweisend<br />

wird. Der Engel kann<br />

auch eine «Sie» oder ein «Es»<br />

sein. Wer sich verrennt in einer<br />

angeblich unwiderlegbaren<br />

Überzeugung, einer Weltsicht,<br />

im Beklagen seines<br />

Schicksals, der steht plötzlich<br />

wie vor einer Mauer. Und<br />

wenn zwei es sind, die das tun<br />

(wie in unserer Geschichte),<br />

dann hat jeder seine höchstpersönliche<br />

vor der Nase.<br />

Mauern steigern die Aggressivität<br />

im Gefolge von Angst,<br />

am Ende die Resignation. So<br />

braucht es halt manchmal eines<br />

Anrufes von anderswoher,<br />

eines Erinnertwerdens: Hast<br />

Du vergessen Es bedarf eines<br />

Engels. Und siehe da: Es gibt<br />

ein Aufsehen, ein Aufmerken,<br />

ein Staunen, eine Einsicht, einen<br />

Weg plötzlich.<br />

Nicht wahr, das kennen Sie<br />

doch: Man nennt sie Vexierbilder.<br />

Sie schauen und schauen<br />

und sehen immer nur den Jäger.<br />

Die andern lachen: Aber<br />

da ist doch ein Hase! Aber wo<br />

denn nur Womöglich muss er<br />

Ihnen gezeigt werden. Und<br />

dann sehen Sie. Dann fassen<br />

Sie sich an den Kopf: Wie<br />

konnte ich nur so blind sein<br />

Eben. So ist das manchmal.<br />

Auch wenn es um unsere Mauern<br />

geht, unsere vermeintlichen<br />

Ausweglosigkeiten.<br />

«Er –Gott –reisst mich heraus»<br />

heisst es im 18. Psalm in<br />

der Bibel, der dem König David<br />

zugeschrieben wird. Wenn<br />

ich zurückdenke, dann wird<br />

mir bewusst, wie oft ich schon<br />

vor Mauern gestanden habe.<br />

Oder auch mit einem Brett<br />

vor dem Kopf, was ja keineswegs<br />

viel besser ist. Kein<br />

Durchgang. Kein Hinüberkommen.<br />

Verriegelt. Verrammelt.<br />

– Und dann auf einmal<br />

ein Anstoss, ein Hinweis, ein<br />

Mit-der-Nase-Draufgestossenwerden<br />

– und siehe da: Die<br />

ganze Welt verwandelt sich,<br />

wird durchsichtig auf einmal<br />

für Gottes Güte. «Er riss mich<br />

heraus, denn er hatte Lust zu<br />

mir!» –so bekennt es David,<br />

als er zurückblickt.<br />

«Mit Dir, mein Gott, überspringe<br />

ich Mauern», steht<br />

auch noch im 18. Psalm. Und<br />

«du gibst meinen Schritten<br />

weiten Raum». Ich weiss auch,<br />

es ist nicht immer nur das Verbohrtsein<br />

im Streit, das Brett<br />

vor dem Kopf. Es gibt Empfindungen,<br />

die greifen tiefer,<br />

kommen aus dunklen Schichten<br />

in uns, äussern sich zuweilen<br />

in Träumen, wie sie wohl<br />

jeder von Ihnen schon einmal<br />

geträumt hat: Du kämpfst an<br />

gegen den Sturm und kommst<br />

nicht voran. Du rennst, fliehst<br />

vor etwas, wirst atemlos – und<br />

kommst doch nicht von der<br />

Stelle. Gott reisst uns heraus,<br />

weil er Lust zu uns hat. Zu seiner<br />

Zeit. Und dann wandeln<br />

sich auch unsere Träume.<br />

Dann können wir auf einmal<br />

fliegen.<br />

Auch bei uns geht jetzt langsam<br />

der Winter vorüber. Es<br />

wird Frühling. Ostern hat uns<br />

hoffentlich beflügelt zu Aufbrüchen<br />

ins Leben. Ich wünsche<br />

Ihnen, dass auch ein innerer<br />

Blickewandel damit einhergehen<br />

möge. Besser noch:<br />

Ich wünsche Ihnen einen Engel<br />

Gottes, der Sie anruft, anschubst<br />

oder auch nur ganze<br />

leise berührt. Einen Engel, wie<br />

jene Tochter einer war. Ich<br />

wünsche es uns. Und dann lassen<br />

Sie uns springen. Natürlich<br />

über Mauern. Und dahinter<br />

uns freuen am «weiten<br />

Raum»!<br />

Joachim Mietz<br />

AMTLICHE ANZEIGEN<br />

Gemeindebibliothek<br />

Klosters-Serneus<br />

Öffnungszeiten der Gemeindebibliothek Klos -<br />

ters-Ser neus an der Talgasse 1, Klosters Platz:<br />

Montag 16.00–18.00 Uhr<br />

Mittwoch 16.00–19.00 Uhr<br />

Freitag 16.00–18.00 Uhr<br />

Klosters, 5. April 20<strong>13</strong><br />

<strong>Pressespiegel</strong> der <strong>Evangelisch</strong>-reformierten Landeskirche Graubünden

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