Pressespiegel_14_13 vom 30.03. bis 05.04.2013.pdf - Evangelisch ...
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Davoser Zeitung <strong>vom</strong> 05.04.20<strong>13</strong>, Seite 23.1.pdf<br />
ZUM SONNTAG<br />
Zwischensaison<br />
Cornelia Camichel Bromeis<br />
Ev.-ref. Pfarrerin<br />
Davos Platz<br />
Nun beginnt sie wieder, die<br />
Zeit dazwischen, die Zwischensaison.<br />
Es ist nicht mehr<br />
richtig Winter, Frühling ist es<br />
aber auch noch nicht. Die<br />
Wintersachen können noch<br />
nicht wirklich weggeräumt<br />
werden, denn Schnee gibt es<br />
immer mal wieder. Gleichzeitig<br />
will aber zumindest in<br />
Haus und Wohnung der Frühling<br />
Einzug halten: Kleider<br />
und Schuhe, Töpfe und Blumenschmuck,<br />
Velopneus und<br />
Ferienkataloge künden eine<br />
neue Jahreszeit an. Wohin<br />
also mit dem, was noch nicht<br />
gebraucht wird zwischen all<br />
dem, das noch gebraucht<br />
wird Aufräumen ist da gar<br />
nicht so einfach! Die Zeit<br />
«dazwischen» zwingt uns immer<br />
mal wieder, bestehende<br />
(Un-)Ordnungen auszuhalten,<br />
weil sie unzulänglich<br />
sind. Scheinbar einfache Entscheidungen<br />
fallen schwer.<br />
Wann soll der Wintermantel<br />
gewaschen werden Wohin<br />
mit dem Altpapier, auf dessen<br />
Beige noch ein wichtiger, aber<br />
ungelesener Artikel liegt<br />
Wohin mit dem halb fertiggestrickten<br />
Winterpullover<br />
Gleichzeitig erhalten wir die<br />
Möglichkeit, innezuhalten<br />
und nach bestehenden Ordnungen<br />
zu fragen.<br />
Am vergangenen Wochenende<br />
haben wir Ostern gefeiert.<br />
Ostern gilt als das Fest, das jede<br />
Ordnung auf den Kopf gestellt<br />
hat. Gekreuzigt, gestorben<br />
und begraben – das war<br />
die Ordnung, <strong>bis</strong> anhin einsichtig<br />
für alle. Bis zu dem<br />
Moment, als der schwere<br />
Stein nicht mehr am erwarteten<br />
Platz vor dem Grab war.<br />
Und die noch irritierendere<br />
Aussage dazu: «Was sucht ihr<br />
den Lebenden bei den Toten»<br />
Die Anhängerinnen und Anhänger<br />
Jesu brauchten ihre<br />
Zeit, um zu begreifen, was das<br />
bedeutete.<br />
Auch sie erlebten eine Zeit<br />
«dazwischen». Sie mussten<br />
Erlebtes ordnen. Sie alle<br />
brauchten Zeit, um die Neuordnung,<br />
die durch die Auferstehungserfahrung<br />
in die Welt<br />
gekommen war, in ihr Leben<br />
zu integrieren. Die Hierarchien<br />
wurden auf den Kopf<br />
gestellt, der Tod hatte seine<br />
ganze Macht verloren. Und<br />
mit ihm auch alle Mächtigen<br />
der Welt, welche Gewalt und<br />
Tod als Mittel zur Unterdrückung<br />
brauchten.<br />
Und so können auch wir beim<br />
Aufräumen in der Zwischensaison<br />
fragen: Was für eine<br />
Ordnung wollen wir Welche<br />
Mächte, Kräfte, Hierarchien<br />
lassen wir zu in unseren Räumen,<br />
in unserer Welt Wer definiert,<br />
womit aufzuräumen<br />
ist Womit wollen wir verschwinden<br />
Und was sollten<br />
wir unbedingt behalten Können<br />
wir auch einer gewissen<br />
«Un»-Ordnung Raum zugestehen<br />
Um zu entdecken,<br />
was da wächst und gedeiht in<br />
unserem Leben – gegen alles<br />
Starre, schon immer so Gewesene<br />
Wie eine kleine Blume,<br />
die den Asphalt aufzubrechen<br />
vermag<br />
Die Zwischensaison ist eine<br />
gute Zeit, der Ostererfahrung<br />
in unserem Leben Platz einzugestehen.<br />
Denn diese hilft uns,<br />
beim Aufräumen neue Ordnungen<br />
zu (er)finden und<br />
sorgt dafür, dass ja etwas «dazwischen»<br />
kommt.<br />
«Das Leben ist schön»<br />
<strong>Pressespiegel</strong> der <strong>Evangelisch</strong>-reformierten Landeskirche Graubünden