Unternehmen CRUISER Edition <strong>März</strong> <strong>2010</strong> Alles Gold, was glänzt? Im «GOLDEN GAY Spa+Wellness»-Club gibt’s 18 Karat blattvergoldete Wände 6
CRUISER Edition <strong>März</strong> <strong>2010</strong> Unternehmen Das Golden Gay Spa + Wellness wurde Mitte Januar im Zürcher Binzquartier eröffnet. Schnell ging ein Raunen und Rauschen durch den Blätterwald: «Erstes Gay-Bordell der Schweiz» titelten «20 Minuten» und der «Tages-Anzeiger», «Erotik – amtlich bewilligt» die «NZZ». Das Medienecho war gross aber einseitig bordell-betont. Und darum fragte man sich in der Szene, braucht es so was? «Wer ein Etablissement eröffnet, um dort erotische Begegnungen entgeltlicher und unentgeltlicher Art zu ermöglichen, der braucht viel Ausdauer beim Gang durch die Ämter – obwohl es sich um ein legales Gewerbe handelt», schrieb die NZZ, und der Clubbetreiber Erich Brandenberger präzisiert gegenüber CR: «Wir wollten am 1. Oktober 09 eröffnen, bekamen die Bewilligung aber erst im Januar <strong>2010</strong>. Nicht mal das Weihnachtsgeschäft hat man uns gegönnt.» Eine Eröffnung mitten im Januarloch ist natürlich denkbar ungünstig. Dennoch will Brandenberger nicht in das Gejammer anderer schwuler Geschäftsleute einstimmen, die mit Behörden und Bewilligungen Probleme hatten. Er gewinnt der «Verzögerungstaktik» der Behörden noch was Gutes ab: «Dieser Betrieb ist für mich neu, das ganze Personal ist neu und so können wir uns erst mal ruhig einarbeiten und sind gewappnet, wenn die Besucherzahlen jetzt ansteigen.» Doch Brandenberger kommt nochmals auf das Bewilligungsverfahren zurück und erzählt: «Normalerweise geht man zu den einzelnen Abteilungen – sieben Behörden sind involviert –, legt die Pläne und das Konzept vor und sammelt die einzelnen Bewilligungen. Da unser Konzept so einzigartig war in der Schweiz und in der Gay-Szene, haben die Behörden gesagt ‚ups, da wollen wir uns nicht die Finger verbrennen’ und haben das Ganze in ein Vernehmlassungsverfahren geschickt. Da kommt automatisch jede Behörde zum Zug. Das dauert dann zwar länger, aber man kann sicher sein, dass alle Behördestellen Kenntnis haben und zur Bewilligung stehen.» Mehr Wellness als Bordell Brandenbergers Ziel war, nicht eine weitere Gaysauna in Zürich zu eröffnen. Er betont, dass sein Wellness-Club mehr Relaxzonen aufweist, als man es bisher gewohnt war. Und ja, es ist ein Escort-Service integriert. Doch zwei von drei Etagen, insgesamt 1200 Quadratmeter, sind für den Wellness-Bereich reserviert. Der Bereich ist vom obersten dritten Stockwerk getrennt, wo Boys gegen Bezahlung auf Kundenwünsche eingehen. Das gibt die Gewähr, dass man im ganzen Wellnessbereich nicht von Strichern angemacht wird. So sieht Brandenberger auch eine gute Chance, dass zum Beispiel zwei in einer Beziehung lebende Männer zusammen herkommen und sich hier einfach für ein paar Stunden wohlfühlen, das ganze Angebot nutzen und geniessen können von der Bio-Sauna über die Finnische Sauna, die Massage, das Dampfbad, den Whirlpool, bis hin zu den bequemen weissen Leder-Liegen im Relax-Raum und, je nach Eintrittspreis, auch noch freie Getränke an einer der Bars... dazwischen ein Billard-Spiel. Oder, dass man sich hier zum Feierabend-Drink verabredet statt in einer Bar. Die aufgehängten Schlüssel hinter der Empfangstheke erinnern an einen Hotel-Empfang. Die Schlüssel haben einen guten Grund: Wer sich mal für eine halbe Stunde zurückziehen will, kann dies ohne Aufpreis tun. Er holt sich den Schlüssel für ein luxuriös eingerichtetes Zimmer mit Liege, grossflächigem Fernseher, Video und eigener Dusche. Nach Rückgabe des Schlüssels weiss das Personal, dass das Zimmer gereinigt werden muss. Vorher wird es nicht weitergegeben. Mögliche Spuren eines Sexaktes will Brandenberger nachfolgenden Gästen ersparen. Bedürfnisse der Gäste erkennen und mit Gästen umgehen, das hat Brandenberger gelernt. Der 47-jährige eidgenössisch diplomierte Hotelier ist in der Gastronomie zuhause. So überlegt er sich denn auch neue, abgestufte Preise. Zu Beginn galt ein Eitrittspreis von Fr. 99.–. Für einen längeren Aufenthalt im luxuriös ausgestatteten Club findet Brandenberger diesen Preis nach wie vor gerechtfertigt. Zumal bei diesem Angebot Sknacks und Getränke à discrétion inbegriffen sind. Doch wer nur mal für zwei Stunden daherkommt und in dieser Zeit noch eine Massage von einem der freischaffenden professionellen Masseure will, der nutzt die freie Getränkewahl wohl nicht aus. Darum gibt’s jetzt ein Angebot für Fr. 49.– (ohne Getränke) und eines für Fr. 69.– (mit drei Getränken inklusive). Die Escort-Jungs Brandenberger hat offiziell eine sexgewerbliche Bewilligung für den obersten Stock. Er sucht dafür seine Leute persönlich aus und stellt ein paar klare Bedingungen. Sie müssen schwul sein. Einem schwulen Mann kann eigentlich nur ein schwuler Boy einen guten Service leisten, ist Brandenberger überzeugt. Und er lässt nur Jungs mit Bewilligung, mit EU-Pass oder Schweizer arbeiten. Sie sind freischaffend, aber er bespricht mit ihnen die Präsenzzeiten und den Kostenrahmen für ihre Leistungen. Für den Gast soll alles transparent sein. Die Jungs bezahlen keinen Eintritt und bekommen gratis Softgetränke vom Haus. Das Honorar mit dem Boy macht der Gast selber ab. Auf der andern Seite verlangt der Club für die Suite für eine Stunde Fr. 150.– (wer z.B. den Einrittspreis von Fr. 49.– bezahlt, muss für die Suite nur noch Fr. 101.– aufzahlen). Dafür aber erhält er eine Luxussuite mit luststeigerndem Decor und privatem Jacuzzi – hier beginnt denn auch in der Regel das Warmwerden mit dem Escort-Boy. Ein Glücksfall Eigentlich schwirrte Brandenberger schon vor 20 Jahren die Idee Im Kopf herum, in der Schweiz einen sauberen Escort-Service aufzubauen. Nun sind ihm die Probleme des Hausbesitzers «Grubenstrasse 18» entgegengekommen. Ein Glücksfall. Im Haus, genauer gesagt, in dem Stockwerk, wo jetzt der Escort-Service angeboten wird, war für kurze Zeit mal ein Hetero-Bordell. Die damaligen Betreiber unterboten die stadtüblichen Preise massiv und wurden prompt massiv bedroht. Anschläge mit Buttersäure und das Hacken der Internetseite waren die Druckmittel. Der Hausbesitzer wollte diesem Ärger aus dem Weg gehen und kündigte den Mietern. Es folgte die Idee, einen Massagetempel zu errichten. Dazu wurden bereits Um- und Einbauten vorgenommen, aber der Bereich war nie offen. Nun wurden die Räume ausgeschrieben als «Exklusiver Erotiktempel in der Stadt Zürich» und im Inserat stand, dass Bewerber aus der homosexuellen Szene bevorzugt werden. Brandenberger meldete sich, erstellte ein Konzept und verhandelte. Das Resultat ist für ihn insofern befriedigend, dass er sich einen einigermassen rentablen Betrieb erhoffen kann – die angenommenen Besucherzahlen vorausgesetzt. Bei der Luxus-Ausstattung des Clubs stellt sich natürlich die Frage: «Wer hat so viel Geld?» Auf das Gerücht angesprochen, ob denn wirklich die Russen dahinter stecken, winkt Brandenberger ab: «Bei solchen Projekten wird viel gemunkelt, in unserer Szene sowieso...». Fakt ist, dass bereits eine Ausstattung vorhanden war. Dafür wird Miete bezahlt. Der unterste Stock wurde neu ausgestattet. Auf die Frage, ob denn eine Bank für solche Investitionen Kredite gäbe, meint Brandenberger kurz: «nein, sicher nicht». Da staunt man erst recht über die Luxusausstattung mit so viel Marmor, Leder und Gold. Doch was kümmert’s den Gast! Er darf stundenlang puren Luxus auf sich wirken lassen und in vollen Zügen geniessen. 10 Gratis-Eintritte für das GOLDEN GAY Zu gewinnen: Ein 10er-Abo all inclusive für das GOLDEN GAY SPA+WELLNESS im Wert von Fr. 900.–. Als garantierten Sofort-Preis gibt es bei der Teilnahme einen Gutschein für das all inclusive Paket zum Preis von Fr. 49.– (Ersparniss Fr. 50.–). Wettbewerb unter www.goldengay.ch/win-cruiser 7