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Hochschule Karlsruhe - Die Welt

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Einleitung 2<br />

verhindern, dass die Staaten sich direkt bei der Notenbank finanzieren. 1 Besonders der Haupt-<br />

auftrag der EZB – die Inflation durch die Anpassung des Leitzins bei ungefähr zwei Prozent zu<br />

halten – könnte durch ein solches Vorgehen gefährdet werden. <strong>Die</strong>s ist auch der Grund, weshalb<br />

sich die EZB lange gegen derartige Maßnahmen gesträubt hatte.<br />

Dennoch kündigte die EZB Mitte Dezember 2011 an, den 6000 europäischen Banken unbe-<br />

schränkt Liquidität für bis zu drei Jahre, zu einem Zinssatz von nur einem Prozent, zur Verfügung<br />

zu stellen. Experten bringen dieses Angebot mit dem anschließend deutlichen Rückgang<br />

von Risikoaufschlägen für Schulden-Staaten in Verbindung. Spanien konnte sich einige Tage<br />

später auf diese Weise fast doppelt so viel Liquidität am Kapitalmarkt beschaffen wie ursprünglich<br />

avisiert. <strong>Die</strong>s kommt daher, dass Banken durch das Angebot der EZB die Möglichkeit haben,<br />

schuldengeplagte Länder mit Kapital zu versorgen. Damit erreichte Draghi, EZB Präsident seit<br />

November 2011, das Umsetzen einer Maßnahme, die der EZB grundsätzlich verboten ist, nämlich<br />

die direkte Finanzierung von Staaten. Der US-Ökonom Tyler Cowen sieht durch das Angebot<br />

der EZB die Gefahr einer steigenden Inflation2 und auch Wirtschaftsprofessor Hanno Beck äußert<br />

sich kritisch gegenüber diesen Maßnahmen mit der Aussage: „<strong>Die</strong> EZB wirft für drei Jahre<br />

eine gigantische Liquidität in den Markt. Das kann sie nicht mehr kontrollieren, das ist ein Spiel<br />

mit dem Feuer.“ 3 <strong>Die</strong> zunehmende Gefahr einer Inflation in Europa sehen auch andere Experten.<br />

Bereits im November 2011 äußerte Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse der Baader<br />

Bank, in einem Artikel der Zeit Online, dass die EZB gezwungen sein wird die Zinsen zu senken<br />

und Anleihen der schwachen Euro-Länder zu kaufen, was früher oder später die Inflation beschleunigen<br />

wird. 4<br />

Bei aller Diskussion der Probleme im Euro-Raum sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass<br />

die Staatsfinanzlage der USA ebenso als prekär anzusehen ist. Allein in den letzten Monaten des<br />

Jahres 2011 wurden von der US-Zentralbank Federal Reserve (Fed) US-Staatsanleihen im Wert<br />

von 1,3 Billionen Dollar gekauft. <strong>Die</strong> Märkte gehen auch weiterhin davon aus, dass die Fed<br />

grundsätzlich dazu bereit ist, die US-Regierung mit unbegrenzten Mitteln zu unterstützen. <strong>Die</strong>s<br />

führt dazu, dass die USA bei der Ausgabe von Staatsanleihen zwar nicht mit erhöhten Risikoprämien<br />

kämpfen muss, jedoch ist zu erwarten, dass eine solche Politik der Fed über kurz oder<br />

lang Auswirkungen auf die Inflation haben wird. 5<br />

<strong>Die</strong> vorangegangenen Ausführungen sollen zeigen, dass aktuell in Europa und auch in den USA<br />

nichts unmöglich erscheint, sei es eine hohe Inflation, Staatsinsolvenzen im Euro-Raum oder gar<br />

das Scheitern der EWU. Nobelpreisträger Paul Krugman schildert in einem Interview im Han-<br />

1 Tobias Kaiser (2011), <strong>Welt</strong> Online – www.welt.de<br />

2 Susanne Schulz (2011), BoerseGO – www.godmode-trader.de<br />

3 Stefan Kaiser (2011), Spiegel Online – www.spiegel.de<br />

4 Oliver Hollenstein (2011), <strong>Die</strong> Zeit<br />

5 Tobias Kaiser (2011), <strong>Welt</strong> Online – www.welt.de, Hollenstein, Olliver (2011), <strong>Die</strong> Zeit<br />

Beitrag zum Postbank Finance Award 2012

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