HANNOVER ERLEBEN

156 ARBEIT, WIRTSCHAFT, SOZIALES
Kirchen und Glaubensgemeinschaften
in Hannover
Leere Kassen sorgten im 14. Jahrhundert dafür,
dass der Turm der Marktkirche in Hannovers Altstadt
nur die Hälfte seiner ursprünglich geplanten
Höhe erreicht hat. Aber das tat dem Antlitz des
gotischen Baus keinen Abbruch. Neben der Aegidienkirche
und der Kreuzkirche ist die Marktkirche
eines der wichtigsten Gebäude, die Hannovers Altstadt-Silhouette
prägen. Der „halbe“ Turm fand
übrigens später noch reichlich Nachahmer.
So viel zum kleinen Ausflug in die Historie hannoverschen
Kirchenbaus. Neben den christlichen
Kirchen finden sich heute in Hannover Gotteshäuser
der unterschiedlichsten Glaubensrichtungen
wieder. Moscheen, Synagogen, Tempel und die
buddhistische Pagode prägen die multikulturelle
Landschaft, in der alle großen Weltreligionen ihren
Platz finden.
Kirchen des Christentums
Die Lutherstadt Wittenberg in Sachsen-Anhalt ist
nicht allzu weit entfernt, kein Wunder, dass ein Großteil
der hannoverschen Bevölkerung (knapp 40 Prozent)
evangelisch-lutherischer Glaubensrichtung ist.
Die Einführung der Schriften Martin Luthers fand im
16. Jahrhundert durch den Willen des Volkes statt,
denn kein einziger hannoverscher Theologe war zu
dieser Zeit lutherischer Ansicht. Im Evangelischlutherischen
Stadtkirchenverband (Hannover, Seelze,
Garbsen) sind heute 61 Gemeinden zusammengefasst.
Neben zahlreichen sozialen Einrichtungen sind
die Telefonseelsorge (Tel. 0800 1110111) und die
Diakoniestationen wichtige Pfeiler gemeinnütziger
Arbeit. Die Evangelisch-lutherische Landeskirche
hat ihren Sitz in der Calenberger Neustadt.
Die Katholische Kirche ist in Hannover und im
Umland nach einer Umstrukturierung der kirchlichen
Region zum 1. November 2014 mit 23 Kirchengemeinden
vertreten. Zehn Pfarrgemeinden
befinden sich davon auf dem Gebiet der Landeshauptstadt
Hannover. Die Zahl der Katholiken liegt
bei 153 000, davon ca. 75 000 in der Stadt Hannover.
Die Katholische Kirche in der Region Hannover
ist eine Region innerhalb der Diözese Hildesheim.
Neben den Einrichtungen des Caritasverbandes unterhält
die katholische Kirche in Hannover unter
anderem zahlreiche seelsorgerische Einrichtungen,
Schulen und Bildungsstätten.
Parallel zu den beiden „großen“ Kirchen und der
Evangelisch-reformierten Kirche sind in Hannover
einige Freikirchen vertreten, darunter die Evangelisch-methodistische
Kirche, die Baptisten und die
Selbständige Evangelisch-lutherische Kirche, sowie
verschiedene Gemeinden der Orthodoxen Kirche.
Jüdische Gemeinden
Insgesamt vier jüdische Gemeinden sind heute in
Hannover zu finden. Die Jüdische Gemeinde Hannover
K.d.ö.R. ist mit ca. 5000 Mitgliedern die
größte und hat ihren Sitz in der Haeckelstraße.
Neben der 1963 eingeweihten Synagoge unterhält
die Gemeinde ein Gemeindezentrum und ein Altenheim.
Im Jugendzentrum CHAI Hannover engagieren
sich die jungen Mitglieder der Gemeinde.
Die Liberale Jüdische Gemeinde Hannover e.V. hat
sich 1995 aus ihr heraus gebildet. Ihr besonderes
Anliegen ist es, das Liberale Judentum, das bis
zum 2. Weltkrieg die dominierende Strömung in
Deutschland war, wieder neu zu beleben und ebenso
Zuwanderern aus den GUS-Staaten eine neue
Heimat zu bieten. Die Liberale Jüdische Gemeinde
unterhält ihr Gemeindezentrum Etz Chaim in Leinhausen.
Die dritte jüdische Gemeinde ist die chassidischorthodoxe
Bewegung Chabad Lubawitsch. Sie unterhält
ein Bildungszentrum in Kleefeld. Ferner hat
sich die Jüdisch-Sefardisch-Bucharische Gemeinde
in Ricklingen angesiedelt.
Islamische Gemeinden und Vereine
Insgesamt verfügt Hannover über ca. 20 Moscheen.
Die größten Moscheen sind am Weidendamm
und in der Stiftstraße zu finden. Die
Moschee in der Stiftstraße wird vom türkischen
Konsulat unterstützt. Alle anderen Moscheen sind
deutlich kleiner. Einzelne Nationen haben in den
letzten Jahren ihre eigenen Vereine und Moscheen
gegründet.