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ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des Ruhrtals November 2011 Unbenannt-2 1 15.04.2011 14:37:36 Karl-Heinz Thüner Grauen unterm Galgen von Uwe Fuhrmann Es ist nunmehr schon gut 200 Jahre her, da elektrisierte ein seltenes und äußerst spektakuläres Ereignis die Menschen in unserer heimischen Region. Es trug sich zu, im Jahre 1807 – genauer gesagt war es der 19. Juni – als für den, in Ergste ansässigen Jürgen Bechthold das letzte Stündlein geschlagen hatte. Georg Heinrich Michael Bechthold, genannt Jürgen, war wegen einer schrecklichen Bluttat auf der Berchumer Heide – des brutalen Raubmordes an dem jüdischen Hausierer Levi Michael Cain – von der zuständigen Gerichtskommission in der Grafschaft Limburg überführt und rechtskräftig zum Tode verurteilt worden. Am 14. März verkündete der Vorsitzende des Gerichtshofes, Kanzleirat Helling, das Urteil: „Darum soll der Mörder und Straßenräuber Bechthold, mit dem Rade vom Leben zum Tode gebracht, der Körper auf Rad geflochten und das Mordinstrument an den Galgen gehängt werden.“ Dieses Urteil musste nun noch durch den Landesherren bestätigt werden und die auf den 22. April 1807 datierte Antwort war folgenden Inhaltes: „Wir haben uns das Urteil, das Ihr gefällt habt, vortragen lassen und die Strafe den Gesetzen angemessen gefunden.“ Da es aber das erste Todesurteil ist, das ihm zur Unterzeichnung vorgelegt wurde, so soll die Strafe des Rades in die Strafe des Schwertes, die Enthauptung, umgewandelt werden. Also wurde den Limburgern am 26. April durch ein „Publikum“ der Wille des Landesherrn den getreuen Untertanen der gesamten Grafschaft kundegetan: „Laut Befehl Ihrer Hochgräflichen Gnaden wird hiermit öffentlich bekannt gemacht, dass das gegen den Mörder und Straßenräuber Bechthold an dem hiesigen Kriminalgericht gefällte Urteil, wonach derselbe mit dem Rade vom Leben zum Tode gebracht, der Körper aufs Rad geflochten und das Mordinstrument bei ihm aufgehangen werden soll, zwar im ganzen den landesherrlichen Gesetzen gemäß gefunden, und bloß aus dem Grunde, weil dem Landesherrn bei diesem ersten traurigen Fall. ein Todesurteil zu bestätigen, solches zum Beweis einer Gnade anstatt des Rades von oben, in die Strafe des Schwertes verwandelt habe. Diese Milderung geschieht nur einmal, künftig wird man den den Gesetzen freien Lauf lassen.“ Am 19. Juni 1807, es war ein Freitag, rollte dann der Karren mit dem Delinquenten darauf, unter dem Klang des Armesünderglöckleins und begleitet von einer großen Menschenmenge, zur Richtstätte der Grafschaft Limburg, dem Reher Galgen. „Auf der alten Gerichtsstraße über Henkhausen bewegte sich der Zug. Die ganze Bevölkerung der Umgebung scheint sich hier auf der Höhe ein Stelldichein zu geben. Von nah und fern sind Neugierige herbeigeströmt, Zeugen des grausigen Schauspiels zu sein. Männer und Frauen, Kinder und Erwachsene, ein Kinderstrubel, dem selbst die Jahrmarktsbuden nicht fehlen. Die hohen Bäume, die den Galgen umkränzten, brechen fast unter der Last der Menschen, die in den Zweigen hockend grausam – lüstern des Augenblicks harren, da Jürgen Bechtholds Tat ihre Sühne finden wird.“ Was für das staunende Publikum Gegenstand der Sensationsgier war, rief in aufgeklärten Gemütern Zweifel an der Berechtigung dieser Hinrichtungsmethode wach; denn es hatte sich seit längerem Hinweise gehäuft, dass an den Köpfen der durch Enthauptung Hingerichteten noch Minuten nach dem entscheidenden Streich Spuren von Leben zu beobachten gewesen wären. Diese ebenso schreckliche, wie vom Standpunkt der Menschlichkeit bedeutsame Frage war seit dem Tage nicht wieder zur Ruhe gekommen, als die Schwärmerin Charlotte Corday, die Mörderin Marats, im Jahre 1793 guillotiniert worden war und die Umstehenden mit Entsetzen an dem abgeschlagenen Kopf deutlich einen: „gegen den Henker gerichteten Ausdruck der Verachtung und des Schmerzes“ wahrge- 15
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