ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2011 46 BauIngBüro Göres Dipl.-Ing. Michael Göres Architekt AKNW Bauherrenberatung - Baubegleitung - Energieberatung - Energieausweis - Architektur Ausschreibung - Bauleitung - Aufmaß - Abrechnung - Architekten-Dienstleistungen Sicherheits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutzkoordination - Schulungen Im Winkel 20 58239 Schwerte www.bib-goeres.de Tel. +49 (2304) 95 25 67 Fax +49 (2304) 95 25 68 Mail info@bib-goeres.de Melina Matthieu Villigster Str. 20 58239 Schwerte Tel.: 0 23 04 / 7 44 72 Fax: 0 23 04 / 7 83 81 Nutzen Sie auch unseren Medikamenten- Lieferservice! Bethúnestraße 4 - 58239 Schwerte - Tel.: (02304) 22233
von 1806 - 1975 gezeichnet Ach<strong>im</strong> Möhling In der Nachbarschaft der „Gaststätte zur Tulpe“ auf der <strong>Ergste</strong>r Kirchstraße wohnte einst ein fre<strong>und</strong>licher, aber stets zu Streichen aufgelegter Mann. Es war der Schuhmachermeister Heinrich Harde, genannt Piäck (Pech). Dieser betrat an einem späten Abend das Lokal, in dem sich neben den <strong>Wir</strong>tsleuten „Gandierk“ <strong>und</strong> Guste Brinkmann, genannt „die Tülpsche“, noch zwei weitere Gäste befanden. Einer war der ziemlich lautstarke <strong>und</strong> aufdringliche Heinrich Hövelmann, gen. „Päiter“ (oder Päiterken) <strong>und</strong> der zweite der ehrenwerte Bäckermeister Louis Vogt aus der Nachbarschaft, dem nicht selten der Schalk <strong>im</strong> Nacken saß. Nach einer Weile belangloser Gespräche erhebt sich Harden Piäck <strong>und</strong> macht folgende Ankündigung: („Lustert es! Vi hett tehuse schlachtet un en Haupen Mettwüörste maket. Eck la‘ ink alle morgen Owend taum Mettwuorstiätten <strong>hier</strong> inne „Tulpe“ in. Gandierk un Guste, ihrt Wäietslüü, sid auk met dobie. Alles ümzüss!. Inverstohn?“) „Hört mal her! <strong>Wir</strong> haben zu Hause geschlachtet <strong>und</strong> einen Haufen Mettwürste gemacht. Ich lade euch alle morgen Abend <strong>zum</strong> Mettwurstessen <strong>hier</strong> in die Tulpe ein. Gandierk <strong>und</strong> Guste, ihr <strong>Wir</strong>tsleute, seid auch mit dabei. Alles umsonst! Einverstanden?“ - Mit Erstaunen <strong>und</strong> großem Hallo st<strong>im</strong>mten alle zu, wenn auch die <strong>Wir</strong>tsleute einiges Missfallen erkennen ließen. Tatsächlich stellten sich am nächsten Abend alle 180 Jahre Gaststätte zur Tulpe, Krone <strong>und</strong> altdeutsche Gaststätte Der bestohlene Dieb nacherzählt von Walter Höher wieder ein <strong>und</strong> begannen voller Erwartungsfreude zu trinken. „Piäck, mak vüöran, holl din Verspiäcken! Piäck, mach voran, halte dein Versprechen!, forderten sie den Spender auf. Der reagierte promt <strong>und</strong> verteilte aus einem Stoffbeutel fleißig eine Wurst nach der anderen. Als die Zecher sie in die Hand nahmen <strong>und</strong> <strong>zum</strong> Zwecke echten Genusses zwischen den Zähnen knacken ließen, sagte die <strong>Wir</strong>tin verärgert <strong>und</strong> sich auf die guten Sitten des Hauses besinnend: „Das geht doch nicht, dass ihr die Würste aus der Hand esst“ - <strong>und</strong> verteilte Teller, Messer <strong>und</strong> Gabeln. Schließlich verkehrte dort ja auch der Stammtisch der „besseren“, der würdigen Herren. Be<strong>im</strong> Essen entwickelte sich ein bierseliges Gespräch in gedämpfter Lautstärke, von dem die bekannt schwerhörigen <strong>Wir</strong>tsleute allerdings nichts verstehen sollten <strong>und</strong> auch nichts verstanden. Dann fragte Bäckermeister Louis Vogt den edlen Mettwurstspender: „Piäck, wie hast du das bloß fertiggebracht, deiner Alten die vielen Mettwürste abzuklauen ohne dass sie das mitgekriegt hat? Die passt doch sonst <strong>im</strong>mer so auf wie‘n Luchs!“ „Aber nicht so gut, das ich nicht weiß, wo sie den Schlüssel der Fleischkammer hingelegt hat, ha-haa!“, antwortet Piäck verschmitzt. Alle lachten, jubelten <strong>und</strong> tranken weiter. Bloß einer forschte listig nach. Man ahnt schon, wer es war. Es gelang dem gewitzten Bäckermeister Louis Vogt, dem Mettwurstspender Piäck den Ablageort des Schlüsselverstecks der Fleischkammer in seinem Haus abzulauschen. - Die St<strong>im</strong>mung stieg weiter. Auf dem Höhepunkt der Begeisterung gab Piäck auch sein Gehe<strong>im</strong>nis preis: Er sagte mit gedämpfter St<strong>im</strong>me - die <strong>Wir</strong>tsleute verstanden natürlich nichts - dass er die vermeintlich gespendeten Würstchen gar nicht von Zuhause mitgebracht, sondern sie tags vorher der <strong>Wir</strong>tin aus ihrem Karbüffken (kleine Vorratskammer) <strong>im</strong> Keller abgeklaut habe. „Nicht einmal ihr“, prahle er, „habt das gestern mitgekriegt als ich einmal austreten ging, ha-haa!“ Diese Schlitzohrigkeit löste große Freude aus, natürlich auch Schadenfreude. Als die Party zu einem derben Saufgelage ausartete, wollte die <strong>Wir</strong>tin alle Anwesenden rausschmeißen. Aber dem kam eine Ankündigung des Bäckermeister Louis Vogt zuvor. Er sagte, wenn auch mit schelmischen Hintergedanken: „Eck well mi nit lumpen laoten, vi hett tehuse auk schlachtet; dat es mi enSchenken wäät. (Hört mal zu; Ich will mich nicht lumpen lassen. <strong>Wir</strong> haben zu Hause auch geschlachtet; das ist mir einen Schinken wert.“) - Und er lud sie alle zu sich nach Hause ein. Die Reaktion: Großer Jubel! Wenn auch etwas wackelig, tapsten sie alkoholselig - sogar gemeinsam mit den <strong>Wir</strong>tsleuten, die längst kapituliert hatten - die paar Schritte über die Straße zu Vogts, wo ein geräucherter Schinken <strong>und</strong> auch frisches Brot aus der Backstube bereit lagen. Sie mampften was das Zeug hielt, dabei fehlte ihnen allerdings das Bier als Schluckhilfe, <strong>und</strong> Piäter sagte: „Ohne Bäier krieg eck niks mä‘ runner!“ (Ohne Bier krieg ich nichts mehr runter). Kein Problem: Im „Backs“ stand ein leerer Wassere<strong>im</strong>er. Mit Genehmigung von Louis Vogt holte Piäter diesen leeren Wassere<strong>im</strong>er aus der Backstube, torkelte damit über die Kirchstraße, drang in die nicht verschlossene Gaststätte zur Tulpe ein, ließ den E<strong>im</strong>er randvoll Bier laufen <strong>und</strong> schleppte ihn mühevoll über die Straße zurück in die Vogtsche Behausung. Es begann eine Fress- <strong>und</strong> Sauforgie ohnegleichen, so dass Louis Vogt am nächsten Tag bemerkte: „Piäck hiët diän ganzen Schenken bolle ganz alläine friätten; owwer dat dicke Enne kömmt.“ (Piäck hat den ganzen Schinken bald ganz alleine gefressen, aber das dicke Enne kommt.“ - Und das dicke Ende kam: Als Piäcks Frau morgens die Fleischkammer betrat, war der Schock groß: Es fehlte ein Vorderschinken. Sofort hatte sie ihren Mann in Verdacht, der aber guten Gewissens abstritt, ihn entnommen zu haben.Stattdessen kam die Wahrheit heraus: Einer - man kann vielleicht schon ahnen wer es war - hatte sich während des Fressgelages unbemerkt für eine Weile nach draußen verdrückt - Haustüren blieben früher meist guten Glaubens unverschlossen. Und so konnte man leise, ungehindert <strong>und</strong> unbemerkt mit Kenntnis des Schlüsselverstecks Fleischkammern öffnen, sie nach der Entnahme eines Vorderschinkens wieder schließen, den Schlüssel an seinem gehe<strong>im</strong>en Ort wieder ablegen <strong>und</strong> mit der Beute zu der Meute verschwinden.