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ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2011<br />
Der Krieg vor der Haustür -<br />
das <strong>Ruhrtal</strong> vor 250 Jahren - 1.Teil<br />
von Dr. Ingo Fiedler<br />
Am 3. Juli 1761 kam es <strong>im</strong> Siebenjährigen Krieg zu einem Gefecht an<br />
der Ruhrbrücke von Garenfeld nach Westhofen. Preußen, Hessen <strong>und</strong> besonders<br />
Hannoveraner griffen mit Grenadieren <strong>und</strong> leichter Reiterei die<br />
Franzosen an, die ihre Nachschubroute sicherten. Obwohl die Franzosen<br />
die Brückenstellung letztlich halten konnten, war ihr Sieg unter großen<br />
Verlusten errungen.<br />
Das Geschehen beschreibt G. F. von Tempelhoff <strong>im</strong> „Fünften Theil“ seiner<br />
„Geschichte des siebenjährigen Krieges in Deutschland“ aus dem Jahre<br />
1794 mit folgenden Worten: „… doch detaschirte der Herzog Ferdinand<br />
den Major Scheiter mit seinem Korps leichter Truppen zu Fuße <strong>und</strong> zu<br />
Pferde nach Westhofen bei Schwerte, diesen Posten wegzunehmen, den<br />
der Feind besetzt hatte. Der Prinz von Croy stand nämlich <strong>hier</strong> mit dem<br />
größten Theile seines aus 18 Bataillonen <strong>und</strong> 8 Schwadronen bestehenden<br />
Korps, das best<strong>im</strong>mt war, um das linke Ufer der Ruhr von Menden bis an<br />
den Rhein zu besetzen, <strong>und</strong> die Zufuhren zu decken, die von Kölln <strong>und</strong><br />
Düsseldorf zur Armee gehen sollten. Der Major Scheiter ließ die Brücke<br />
bei Westhofen durch seine Infanterie angreifen, <strong>und</strong> setzt mit der Reuterei<br />
muthig durch die Ruhr, um dem Feinde in den Rücken zu kommen.<br />
Es entstand ein lebhaftes Gefecht, das mit abwechselndem Glücke geführt<br />
wurde. Anfänglich ward der Feind mit großem Verluste geworfen; frische<br />
ankommende Truppen erneuerten aber wieder das Gefecht, <strong>und</strong> trieben<br />
die Scheiterschen Völker zurück; wurden wieder zurückgeschlagen, <strong>und</strong><br />
durch neue Verstärkungen aus dem Feuer gezogen, das sodann wieder mit<br />
desto größerer Lebhaftigkeit anfing. Endlich gab der Major Scheiter den<br />
Versuch auf, <strong>und</strong> ging mit einem unbeträchtlichen Verluste zurück. Dies<br />
zog die französische Armee aus keiner geringen Verlegenheit; denn wäre<br />
der Prinz von Croy geschlagen worden, so fiel dem Major Scheiter eine<br />
Zufuhr in die Hände, die eben von Kölln abgegangen <strong>und</strong> nicht weit von<br />
Westhofen schon angekommen war. Wahrscheinlich war der Herzog Ferdinand<br />
nicht genau genug von der Stärke des Feindes <strong>und</strong> der Wichtigkeit<br />
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dieses Postens unterrichtet, weil er sonst leicht ein so starkes Korps abschicken<br />
konnte, als nötig gewesen wäre, den Feind völlig zu vertreiben.<br />
Vielleicht wollte er aber auch seine Armee nicht schwächen, weil sein<br />
Hauptaugenmerk auf den Angriff des feindlichen Hauptheeres gerichtet<br />
war; <strong>und</strong> einem so großen entscheidenden Zwecke müssen allerdings kleinere<br />
Nebenunternehmungen weichen, so verführerisch auch die Aussichten<br />
zu einem glücklichen Erfolge sind.“<br />
Berghofen hatte so den Krieg, den man seit seinem Ausbruch 1756 wegen<br />
der Durchzüge <strong>und</strong> beständigen Requirierungen gespürt hatte, gleichsam<br />
vor der Haustür. Es schien ein Schrecken ohne Ende zu sein.<br />
Seit dem Friedensschluss von Saint Germain en Laye <strong>im</strong> Jahre 1679 – in<br />
dem Brandenburgs „Großer Kurfürst“ sich durch das Reich um seine militärischen<br />
Erfolge gegen die Schweden gebracht sah <strong>und</strong> Frankreich das<br />
Elsass gewann – hatte sich Westfalen ganz allmählich vom Dreißigjährigen<br />
Krieg (1618-1648) <strong>und</strong> seinen Folgekriegen erholt. Der Anschluss<br />
der Grafschaft Mark an das Kurfürstentum Brandenburg war schon 1609<br />
erfolgt, erlangte aber erst nach dem großen Kriege eine Bestätigung. Die<br />
Landesherren waren 1701 Könige in Preußen geworden, <strong>und</strong> so gewöhnte<br />
man sich daran, auch von den Märkern als „ Preußen“ zu sprechen. Als der<br />
junge König Friedrich II. 1740 auszog, um Schlesien zu erobern, hatten die<br />
Kriege <strong>im</strong> Osten stattgef<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> Österreich war unterlegen.<br />
Nun aber rangen in einem weltweiten Krieg die europäischen Mächte<br />
um die Vorherrschaft. Der britisch-französische Kolonialkrieg mit Kriegsschauplätzen<br />
in Nordamerika, Westindien, Westafrika <strong>und</strong> Indien stellte<br />
den Hintergr<strong>und</strong> für den „Umsturz aller Bündnisse“. Was 1754 <strong>im</strong> Ohiotal<br />
begonnen hatte, sollte auch tiefgreifende Auswirkungen auf Europa<br />
haben. – Graf Kaunitz-Rietberg, seit 1753 österreichischer Staatskanzler,<br />
brachte ein mächtiges Bündnis gegen Preußen zusammen, um den 1745<br />
geschlossenen Dresdner Frieden zu revidieren <strong>und</strong> Schlesien zurückzuerobern.<br />
Österreich, Russland, Sachsen <strong>und</strong> das Reich – allerdings ohne Han-