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ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2011<br />

Friedrich Theodor Althoff<br />

Friedrich Althoff<br />

(Foto um 1907)<br />

<strong>Wir</strong> sprechen von einem der herausragendsten<br />

Bildungspolitiker des Deutschen Kaiserreiches,<br />

vergleichbar einem Wilhelm von<br />

Humboldt. Seine Leistungen in Bezug auf die<br />

Reform des Universitätswesens, <strong>und</strong> seine Anstrengungen<br />

zur Gründung von Forschungsinstituten<br />

<strong>und</strong> der Förderung von Forschern<br />

waren entscheidend für die Weltgeltung der<br />

deutschen Wissenschaft gegen Ende des 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts. Obwohl nie Kultusminister,<br />

sondern nur Ministerialdirektor, entschied<br />

er durch sein „System Althoff“, ein System<br />

zentral organisierten akademischen Großbetriebs<br />

mit autoritärpatriaschalischer Lenkung,<br />

in Preußen <strong>und</strong> <strong>im</strong> Deutschen Reich über die<br />

Entwicklung von Wissenschaft, besonders in<br />

Physik, Chemie <strong>und</strong> Medizin.<br />

Diesen herausragenden Mann bezeichnen<br />

Quellen, als aus großbäuerlicher Familie in<br />

<strong>Ergste</strong> bei Schwerte stammend. Betrachten<br />

wir die Lebensgeschichte dieses „Bismarck des<br />

Hochschulwesens“ bevor wir zur Klarstellung<br />

seiner Herkunft kommen.<br />

Friedrich Althoff wurde am 19. Februar 1839<br />

in Dinslaken geboren. Sein gleichnamiger Vater<br />

war dort Preußischer Domänenrat. Er hatte<br />

entweder mit der behördlichen Administration<br />

landwirtschaftlicher Staatsgüter am<br />

Niederrhein zu tun oder war selbst Inhaber<br />

einer Domäne, also eines Staatsgutes. Seine<br />

Mutter war von pommerschem Adel. Sie war<br />

eine Julie von Buggenhagen. Zu ihren älteren<br />

Familienmitgliedern gehörte der Reformator<br />

Johannes Bugenhagen. Die Familie Althoff<br />

bewohnte in Dinslaken das Kastell, eine Burganlage,<br />

die der Familie von Buggenhagen gehörte.<br />

Ab 1851 besuchte Friedrich Althoff das<br />

Gymnasium in Wesel. Nach bestandener Rei-<br />

Preußischer Bildungsreformer <strong>und</strong> Förderer der Wissenschaft<br />

von Helmut Müller<br />

feprüfung <strong>im</strong>matrikulierte er sich 1856 an der<br />

juristischen Fakultät der Universität Bonn. Als<br />

Student des Korps Saxonia war er berüchtigt.<br />

Wiederholt saß er bei Auseinandersetzungen<br />

mit der Polizei Haftstrafen <strong>im</strong> Universitätsgefängnis<br />

ab. Nach dem Staatsexamen 1861<br />

<strong>und</strong> einer praktischen juristischen Ausbildung<br />

in Neuwied <strong>und</strong> Berlin, bestand er 1969 sein<br />

Assessor Examen. Er heiratete die aus Neuwied<br />

stammende Marie Ingenohl. Seine Lehrjahre<br />

verbrachte er ab 1871 als Referent für<br />

Kirchen- <strong>und</strong> Schulangelegenheiten be<strong>im</strong> Zivilkommissariat<br />

der Reichslande Elsass-Lothringen<br />

in Straßburg. Hier erlangte er die für<br />

seinen weiteren Berufsweg entscheidenden<br />

Kenntnisse <strong>im</strong> Verwaltungswesen.<br />

1882 trat er <strong>im</strong> Rang eines Gehe<strong>im</strong>en Regierungsrates<br />

als Referent für Universitätsangelegenheiten<br />

in den Dienst des Preußischen<br />

Kultusministeriums in Berlin. Mit diesem<br />

Eintritt begann die äußerst fruchtbare Phase<br />

der gr<strong>und</strong>legenden Modernisierung des deutschen<br />

Universitätswesens. 1897 wurde er <strong>zum</strong><br />

Ministerialdirektor für Universitäten <strong>und</strong> Höhere<br />

Schulen befördert. Das „System Althoff“<br />

begann seine <strong>Wir</strong>kung zu zeigen.<br />

Althoff hatte nicht nur Befürworter wie Kaiser<br />

Wilhelm II, sondern auch viele Feinde in<br />

der Professorenschaft. Unter dem teilweise<br />

berechtigten Vorwand, er bekämpfe die akademischen<br />

Freiheiten <strong>und</strong> vernichte die Autonomie<br />

der Universitäten, traten seine Gegner<br />

an die Öffentlichkeit. Aber, es kann kein<br />

Zweifel bestehen, dass das „System Althoff“<br />

äußerst effektiv war. In der Zeit von 1900 bis<br />

1919 wurden 17 Nobelpreise in Chemie, Physik<br />

<strong>und</strong> Medizin an deutsche Wissenschaftler<br />

vergeben. Althoff war auch der Initiator der<br />

späteren Gründung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft<br />

zu Förderung der Wissenschaften.<br />

Auf seine Initiative gehen maßgeblich die<br />

Gründungen der Universität Münster <strong>und</strong> der<br />

Technischen Hochschulen in Danzig <strong>und</strong> Breslau<br />

zurück.<br />

Die besondere Förderung Althoffs galt der<br />

Medizin. Althoffs Bemühungen verdankte die<br />

Charité in Berlin den Neu- <strong>und</strong> Umbau ihrer<br />

medizinischen Fakultäten. Er ist auch ein früher<br />

Initiator der Drittmittelforschung, einer<br />

Forschung, die fremdes Kapital von Industrieunternehmungen<br />

<strong>und</strong> gemeinnützigen Stiftungen<br />

zur Forschungsförderung einwirbt.<br />

Die Charité dankte Althoff für seine Verdienste<br />

um die Berliner Universitätsmedizin durch<br />

ein Denkmal auf dem Klinikgelände.<br />

Kommen wir zu der Frage nach der Herkunft<br />

des Friedrich Althoff. Ist jene Quellenmitteilung<br />

zu verifizieren, dass er von großbäuerli-<br />

chem Geschlecht aus <strong>Ergste</strong> bei Schwerte sei?<br />

Der Name Althoff ist in <strong>Ergste</strong> wohl bekannt<br />

<strong>und</strong> in den Publikationen zur Ortsgeschichte<br />

<strong>und</strong> auf einigen Grabsteinen des <strong>Ergste</strong>r Kommunalfriedhofs<br />

zu finden. Der Name Althoff<br />

lässt sich von jenem Herrenhof der Curtis Argeste<br />

ableiten, dem Alde Hoff. Er war Sitz des<br />

Ministerialengeschlechts der Herren von <strong>Ergste</strong>,<br />

die diesen Hof als Erblehen der Abtei Siegburg<br />

innehatten. In der Folgegeschichte ging<br />

dieser Hof, mit dem Auseinanderbrechen der<br />

Curtis Argeste, in den Besitz der Grafen von<br />

L<strong>im</strong>burg über. Der Alde Hoff wurde l<strong>im</strong>burgisches<br />

Pachtgut <strong>und</strong> die Herren von <strong>Ergste</strong><br />

verschwanden aus der Ortsgeschichte. Pächter<br />

übernahmen das Gut. Unter Ihnen wird ein<br />

Pächter gewesen sein, der, wie <strong>im</strong> Mittelalter<br />

üblich, seinen Namen an den Namen des Hofes<br />

knüpfte, Alde Hoff wird <strong>zum</strong> Geschlech-<br />

Denkmal Friedrich Althoffs auf dem Charité-<br />

Gelände<br />

ternamen Althoff. Es gibt einige Dokumente,<br />

die darauf schließen lassen, dass die Althoffs<br />

gegen Anfang des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts den Alde<br />

Hoff innehatten. Um 1635 datiert ein Brief<br />

eines Dietrich Althoff an die regierende Gräfin<br />

von L<strong>im</strong>burg, Johannetta Elisabeth, mit<br />

der Bitte, ihm, wegen der Schäden, die ihm<br />

Soldaten des 30jährigen Krieges beigebracht<br />

hätten, Schuldenerlass zu gewähren. Dietrich<br />

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