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Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte - Institut für Zeitgeschichte

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666 Ulrich Lappenküper<br />

währte nicht lang. Schon bald holten ihn die alten Vorurteile über eine amateurhafte<br />

Amtsführung wieder ein. Pressemeldungen verbreiteten, daß er mit den übrigen<br />

ohne diplomatische Laufbahn ausgestatteten „politischen Missionschefs" bald seines<br />

Postens enthoben würde. Im September 1953 meldete „Der Spiegel" als „on dit"<br />

aus Bonn, Hausenstein werde im Rahmen eines baldigen diplomatischen Revirements<br />

abberufen. Er sei 1950 nach Paris wegen seiner „Kunstbeflissenheit, seiner Liebenswürdigkeit<br />

und seiner Harmlosigkeit" geschickt worden 166 . Die neue Situation,<br />

so stand <strong>für</strong> den kundigen Leser zwischen den Zeilen, erfordere nun wahre Diplomaten.<br />

Tatsächlich hatte Adenauer am 19. Februar 1953 per Erlaß angeordnet, die im deutschen<br />

Beamtengesetz § 68 festgelegte Ruhestandsregelung <strong>für</strong> Bundesbeamte von<br />

nun an tatsächlich anzuwenden und grundsätzlich keine Anträge auf Hinausschieben<br />

der Altersgrenze von 65 Jahren mehr vorzulegen. Zwar erwähnte der Erlaß<br />

nicht die Angestellten, sollte aber allem Anschein nach auch auf diese Dienstgruppe<br />

ausgedehnt werden 167 . Nachdem das Auswärtige Amt aber auf den enormen Aderlaß<br />

hingewiesen hatte, den eine buchstabengetreue Auslegung bedeutete, ließ Hallstein<br />

am 2. September 1953 die betroffenen Missionen in Washington, London und<br />

eben auch Paris wissen, daß die Meldungen „jeder Grundlage" entbehrten 168 .<br />

Hausenstein konnte sich folglich weiterhin mit vielfältigsten Aktivitäten auf die<br />

Förderung des kulturellen Austauschs zwischen Deutschland und Frankreich konzentrieren.<br />

Großes Engagement entwickelte der Botschafter bei der Förderung der<br />

vom Jesuitenpater Jean du Riveau inspirierten „Gesellschaft <strong>für</strong> übernationale Zusammenarbeit".<br />

Immer wieder wies er auf die Notwendigkeit hin, sie aufgrund ihrer<br />

„in verschiedenen Richtungen ... <strong>für</strong> das deutsch-französische Verhältnis sehr heilsame[n]<br />

Tätigkeit" stärker als bisher zu unterstützen. Angesichts der erheblichen Widerstände<br />

hielt er es schließlich auch <strong>für</strong> sinnvoll, Adenauer persönlich in die Angelegenheit<br />

einzuschalten, da die Organisation seine schwierige Aufgabe auf manchen<br />

Gebieten fühlbar erleichterte und wesentlich dazu beitrug, die Atmosphäre zwischen<br />

beiden Völkern zu verbessern. 169 .<br />

Darüber hinaus regte Hausenstein im Januar 1954 die Neubesetzung des Mainzer<br />

Lehrstuhls <strong>für</strong> Geschichte der deutsch-französischen Kulturbeziehungen an und unterstützte<br />

den Bau einer deutsch-französischen Gemeinschaftskirche in Le Mans,<br />

166 Der Spiegel, Nr. 37 (1953), S.4.<br />

167 Vgl. PA, BStS, Bd.232, Aufzeichnung Pfeiffer an Hallstein, 30.5. 1953.<br />

168 Ebenda, Hallstein an Paris, London, Washington, Tel. 3 22 02, 23302, 43502, 2.9. 1953; zu den<br />

Revirement-Plänen siehe auch die Tagebucheintragung von Otto Lenz, 30.6. 1953, S.660;<br />

AMAE, All., Bd. 146, B1.41, Sous-Direction d'Europe Centrale, Bruit du démission du Dr. Hausenstein,<br />

4.3. 1953.<br />

169 PA, NL Hausenstein, Bd. 24, Bl. 21 f., Hausenstein an Lenz, 30.12. 1952; ebenda, Bd. 5, Bl. 34 f.,<br />

Hausenstein an Globke, 11.11. 1953; ebenda, Bl. 49, Globke an Hausenstein, K-7/699/53, 15.12.<br />

1953; ebenda, Bl. 131, Hausenstein an Salat, 18.12. 1953; ebenda, Bl. 144, Salat an Hausenstein,<br />

400-22 VI/33163/53, 21.12. 1953, Durch Kurier; ebenda, B1.142f., Hausenstein an Salat, 5.1.<br />

1953 [sic!], wohl 5.1. 1954.

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