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Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte - Institut für Zeitgeschichte

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Wilhelm Hausenstein - Adenauers erster Missionschef in Paris 653<br />

Erwartungsgemäß gestalteten sich die ersten Verhandlungen über die Konkretisierung<br />

der Pläne im Sommer 1950 problematisch und zäh 97 . Einige Projekte blieben<br />

gar ganz undurchführbar. Eine von Hausenstein besonders favorisierte Ausstellung<br />

Barocker Kleinplastik des deutschen Westens und Südens aus dem 18. Jahrhundert<br />

konnte mangels eines entschiedenen französischen Interesses nicht realisiert werden<br />

98 . Seine kulturelle „Lieblingsidee", eine Ausstellung des Oeuvre Wilhelm Leibls<br />

unter Betonung der Verbindung zu Gustave Courbet scheiterte, weil seine Gesprächspartner<br />

wie der Generaldirektor des Louvre Georges Salles oder der Direktor<br />

des Petit Palais Andre Chamson die Malerei des 19. Jahrhunderts völlig exklusiv<br />

als französische begriffen 99 . Als Hausenstein dann die Überzeugungskünste seiner<br />

Frau einzusetzen versuchte und sie zum Musée d'Art Moderne schickte, wurde<br />

ihm noch einmal in aller Klarheit verdeutlicht, wie schwierig das Terrain in Paris<br />

<strong>für</strong> einen deutschen Generalkonsul noch war: Von der Assistentin des Leiters Jean<br />

Cassou empfangen, fand sich Margot Hausenstein einem „absoluten, zu keiner Unterscheidung<br />

bereiten Haß gegen alles Deutsche gegenüber", der seinen makabren<br />

Ausdruck darin fand, daß Mme. Agnès Himbert vor einer Hakenkreuzfahne saß,<br />

die sie aus einem Konzentrationslager mitgenommen hatte 100 - ein schmerzender<br />

Schlag ins Gesicht einer belgischen Jüdin, die ihren Bruder sowie andere Verwandte<br />

in Konzentrationslagern verloren und sich nur mit großen Vorbehalten dazu durchgerungen<br />

hatte, Deutschland an der Seite ihres Mannes in Frankreich zu repräsentieren.<br />

Kulturpolitische Anerkennung<br />

Eine überzeugende Entschädigung <strong>für</strong> zahlreiche Enttäuschungen im kulturpolitischen<br />

Bereich boten Wilhelm Hausenstein indes die großen Erfolge seines kulturellen<br />

Engagements. Dazu gehörte in erster Linie die Exposition deutscher und französischer<br />

Meisterwerke des Berliner Kaiser-Friedrich-Museums. Im Dezember 1950<br />

von der Französischen Hohen Kommission bei Adenauer angeregt, galt es zunächst,<br />

Widerstände des Landes Hessen, das die im amerikanischen Collecting point Wies-<br />

97 Vgl. PA, NL Hausenstein, Bd.7, B1.217, Hausenstein an Waldheim, 19.8. 1950.<br />

98 Ebenda, Bd. 42, Bl. 43 f., Hausenstein an Eugen Gürster (Kulturattache der Diplomatischen Vertretung<br />

London), 15. ll. 1954; siehe auch ebenda, Bd.36, Bl. ll ff., Hausenstein an DfAA, 450-04<br />

Nr. 118, 5.8. 1950, Konzept.<br />

99 Hausenstein, Erinnerungen, S.42; siehe auch PA, NL Hausenstein, Bd.36, Bl. 11 ff., Hausenstein<br />

an DfAA, 450-04 Nr.118, 5.8. 1950, Konzept; ebenda, Bl.19-22, Hausenstein an DfAA, 450-04<br />

Nr. 518, 11.9. 1950, Konzept.<br />

100 Hausenstein, Erinnerungen, S. 45. Auch eine Hausenstein besonders am Herzen liegende Ausstellung<br />

deutscher und italienischer Krippen aus den Beständen des Bayerischen Nationalmuseums<br />

scheiterte, da es in Paris zwar nicht an Sympathie, wohl aber an geeigneten Lokalitäten und vor<br />

allem brauchbaren Vitrinen mangelte. Vgl. PA, NL Hausenstein, Bd. 37, Bl. 174, Hausenstein an<br />

Dr. Carl Theodor Müller (Direktor des Bayerischen Nationalmuseums), 450, 19.1. 1952, Konzept;<br />

ebenda, Bd.38, Bl.34, Hausenstein an Müller, 450, 29.4. 1952; ebenda, Bd.42, B1.47f., Hausenstein<br />

an Gürster, 11.12. 1954.

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