Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte - Institut für Zeitgeschichte
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658<br />
Ulrich Lappenküper<br />
Seinen auf profunden Kenntnissen basierenden Einfluß übte Hausenstein indes<br />
nicht nur bei der Vermittlung von Tourneen verschiedener Opernhäuser, sondern<br />
auch bei den von ihnen gebotenen Programmen aus. Als er im Sommer 1951 einen Besuch<br />
der Württembergischen Staatsoper Stuttgart ins Auge faßte, drängte er den Generalintendanten<br />
Walter Erich Schäfer zur Inszenierung eines modernen Stückes, da<br />
es „kulturpolitisch unendlich wichtiger" sei als das bekannte Klassische, das er aus<br />
Gründen der Ausgewogenheit freilich nicht gänzlich vernachlässigt sehen wollte 124 .<br />
Wie im Bereich der Malerei achtete Hausenstein auch im musischen Sektor oder<br />
auf dem Gebiet des Theaters peinlich genau darauf, Unzulängliches zu vermeiden.<br />
Zwar legte er prinzipiell Wert darauf, jeden „Anschein einer amtlich lenkenden Kulturpolitik"<br />
125 und „jeden betont offiziellen oder gar propagandistischen ,Betrieb' " 126<br />
zu vermeiden. Um das von ihm geforderte hohe Niveau zu gewährleisten, fühlte er<br />
sich aber bisweilen genötigt, seinem Motto, private Abmachungen zwischen deutschen<br />
Theatern oder Musikern und französischen Agenturen nicht amtlich zu dirigieren,<br />
untreu zu werden: „Unsere kulturelle Arbeit in Paris war durch all die Jahre<br />
her vom höchsten Anspruch bestimmt und wird unter Darbietungen, die nicht ganz<br />
eindeutig die oberste Qualität aufweisen, allmählich zweifellos empfindlich zu leiden<br />
haben." 127<br />
Diplomatische Vertretung<br />
Eine neue Phase im Wirken Wilhelm Hausensteins als Vertreter der Bundesrepublik<br />
Deutschland in Frankreich begann mit seiner Ernennung zum Geschäftsträger<br />
durch Erlaß des Bundeskanzlers vom 13. Juni 1951 im Zuge der Kleinen Revision<br />
des Petersberger Abkommens 128 . Selbst so ausgesprochene Gegner wie Wilhelm<br />
124<br />
PA, NL Hausenstein, Bd. 45, Bl. 89f., Schäfer an Hausenstein, 4.12. 1951. Nach einer erfolgreichen<br />
Tristan-Aufführung dankte Hausenstein Schäfer per Telegramm: „Ihr Gastspiel war mein<br />
größter politischer Erfolg". Zit. nach Walter Erich Schäfer, Bühne meines Lebens. Erinnerungen,<br />
München 1979, S. 173.<br />
125<br />
PA, NL Hausenstein, Bd. 48, Bl. 175 ff., Hausenstein an Hans Ludwig Held (Beauftragter <strong>für</strong> Kultur<br />
der Stadt München), 453, 5. 8. 1952.<br />
126<br />
Ebenda, Bd.21, Bl. 1 f., Kessel an AA, 22.6. 1951; siehe auch ebenda, Bd.22, Bl.1-4, Salat an Nostitz,<br />
400-03-22 II Kult/2509/51, 6.4. 1951; ebenda, Bd.44, B1.8f., Hausenstein an AA, 462<br />
Nr.3385, 5.9. 1951, Konzept.<br />
127<br />
Ebenda, Bd. 46, Bl. 93 f., Hausenstein an AA, 451-00 I 644/54, 24.2. 1954, Konzept. Zur Förderung<br />
des Kulturaustausches gehörte <strong>für</strong> Hausenstein schließlich auch der Gedanke, verdienten<br />
Persönlichkeiten Frankreichs die Mitgliedschaft in wichtigen deutschen <strong>Institut</strong>ionen anzutragen.<br />
Ebenso im allgemeinen Interesse der deutsch-französischen Verständigung war <strong>für</strong> ihn die<br />
Einladung französischer hommes de lettres nach Deutschland oder deutscher Geistesgrößen<br />
nach Paris. Ebenda, Bd.9, Bl. 161, Hausenstein an Paul Claudel, 12.4. 1951; ebenda, B1.274,<br />
Lenz-Medoc an Hausenstein, 22.2. 1952; ebenda, B1.275, Hausenstein an Lenz-Medoc, 23.2.<br />
[52], Reinkonzept.<br />
128 Ebenda, Bd. 4, Bl. 155, Notiz [d. AA-Personalabteilung], 7.2. [1953]; AMAE, All., Bd. 137, Bl. 92,<br />
Francois-Poncet an MAE, Tel. 1738, 16.3. 1951; ebenda, Bd. 144, Bl. 184, Bérard an MAE,<br />
Tel.3724, 15.6. 1951.