Wartmann (1887) - Swiss Embroidery
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26 Industrie der Gewebe. - Die st. gallische BfLllmIYollinclustrie.<br />
Dass es ihnen damit in der Hauptsache gelang, hatten sie vor allem<br />
dem zufälligen Umstande zu verdanken, dass der Ablauf jener Verträge<br />
zusanllnenfiel mit der grossen Krise, deren Vorboten ihren Scha,tten<br />
schon über die Wien er Ausstellung von 1873 geworfen hatten, und mit<br />
den Unterhandlungen übel' die Erneuerung des zehnjährigen Ausgleichs<br />
mit Ungarn, welche auch die El'l1euerung des Zoll- und Handelsbündnisses<br />
zwischen den beiden Reichshälften in sich begriff. Die Krise in<br />
den mittleren Siebziger-Jahren gab den erwünschten Anlass, al1es Unglück,<br />
welches sie übel' die österreichische Industrie und Hanc1els,velt<br />
brachte, den Handelsverträgen in die Schuhe zu schieben. 1) Ungarn,<br />
das sich in dem ersten Decennium seiner Selbstherrlichkeit eine furchtbare<br />
Schuldenlast aufgebürdet hatte, sah in hohen Finanzzöllen das<br />
letzte Rettungsmittel vor dem Bankerott; die im österreichischen Reichstage<br />
sitzenden Vertreter der Grossindustrie und ihr Anhang waren aber<br />
entschlossen, diese übrigens auch der österreichischen Regierung keineswegs<br />
unerwünschten Finanzzölle nur dann zu gewähren, wenn ihre Insteigen.<br />
Der Vertragstarif vom 9. März 1868 zeichnete. sich in der Kategorie Baumwolle vor<br />
allem durch eine merkwürdige Einfachheit der Ansätze aus, indem für sämtliche rohen, nicht<br />
drei- oder mehrdrätig gezwirnten Gll,l'l1e llur ein Ansatz von H. 8 Papier pr. q., für die gebleichten<br />
und gefärbten (nicht gezwirnten) ein Ansatz von H. 12 und für die gezwirnten ein<br />
Ansatz von H. 18 vorgesehen wal'; alle glatten und einfärbigen dichten Gewebe bezahlten H. 40<br />
pr. q.; die gemusterten rohen ebenfalls; gebleichte, gefärbte, bedruckte und elie bobbinetartigen<br />
Vorhangstoffe H. 80; unclichte Gewebe (mit Ausnahme von Tüll, Spitzen etc.) H. 120; Tüll,<br />
Spitzen und gestickte VValtl'en H. 160. Auch dies Ansätze repräsentiren zum Teil Wertzölle von<br />
weit mehr als 10-14 °/0. - In Folge des Vertrags mit England wlll'den sodann auf den 1. .Januar<br />
1870 elie Ansätze auf Baumwollgewebe folgendermassen festgesetzt: a) Gemeinste (Dochte, Gurten,<br />
Netze) H. 12; b) g'emeine, d. h. glatte dichte, roh und gebleicht; gemusterte dichte, roh H. 16;<br />
c) mittelfeine (d. h. g'latte dichte, gefärbt; g'emusterte, gebleicht odel' gefärbt) H. 20; d) undichte,<br />
roh; dichte, mehl'üLrbig' oder rotgefärbt. ; bob binetartige Vorhangstoffe etc. H. 80; e) feine undichte<br />
H. 45; f) feinste: 'l'iHl, Spitzen, Stickereien etc. H. 60.<br />
1) In dem Ja,hrbuch des deutschen Reichs für 1874 führt K. Th. Richter das bisherige<br />
Zurückbleiben der mercmltilen Entwicklung Österreichs wesentlich darauf zurück, dass Fabrication<br />
und Handel nicht genugsam geschieden seien, d. h. dass der F"bricltnt mit allen möglichen<br />
Artikeln selbst Handel treibe, statt sich der Vermittlung des Grosshandels für den Ahsatz<br />
seiner Produde zu bedienen; auf den Mangel einer g'eniig'enclen FabriclLtion von Massenware;<br />
auf den Mangel einer Veruindung des Geld- und Creditwesens mit der Industrie und auf eine<br />
mangelh