Wartmann (1887) - Swiss Embroidery
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94 Industrie der Gewebe. - Die st. gallische BfLUlnwollindustrie.<br />
Zu erwähnen ist hier ferner, dass die Feinweberei immer strengere<br />
Anforderungen an absolute Heinheit des Gespinnstes stellt, wodurch<br />
der Abütll der Feinspinnerei grösser und ihre sonst ungünstige Situation<br />
noch erschwert wird. Endlich ist dantuf anfmerksCLlll zu machen, wi'e<br />
die in Schneller abgeteilten, abgehaspelten Bündelgame in neuerer Zeit<br />
fortschreitend dmch die Bobinen ersetzt werden, die gleich vom Spinnstuhl<br />
zur weitem Verarbeitung kommen, sei es nun als Einschhtgspuhlen<br />
bei der Weberei oder in der meclmnischen Zettlerei für Gewebe<br />
und in der Zwirnerei für Stick- und Nähgame. Nm die Game<br />
für die Plattstichweberei und die zum Bleichen und Färben für die<br />
Büntweberei bestimmten Garne werden noch in Päcken oder Bündeln<br />
zu fünf oder zehn Pfund englisch verkauft; 1) doch sind in neuester Zeit<br />
Versuche gemacht worden, (letS Garn auch in der Gest~tlt von Bobinen<br />
elen Bleicl1e- und Färbeprozess durchmachen zu lassen. Zu voller Befriedigung<br />
ist indes dieses Experiment nm für die Bleich81'ei gelungen,<br />
für die Färberei noch nicht wegen ungleichmässiger Dmchdringung<br />
des festaufgewundenen Garns mit dem Farbstoff und Zusammenklebens<br />
der einzelnen Fäden. 2) Verkauft werden die Bobinen dmchgehends<br />
nach Schweizergewicht. 3) Dagegen 'wird die Garnnummer in unserer<br />
ganzen Industrie noch ausschliesslich nach englischem System berechnet,<br />
cl. h. nach der Z~Lhl der Schneller von 560 Haspelumgängen c== 840<br />
englische Yards, die auf ein englisches Pfund gehen. Wir könnten nicht<br />
setgen, dass dieses altüberlieferte, mit dem sonst allgemein angenommenen<br />
metrischen Mass und Gewicht in keinem Verhältnisse stehende<br />
System das denkbaT beste wäre, und bedauerten es daher lebhaft, :'Lls<br />
dia drei Congresse ohne praktisches Ergebnis blieben, welche im Anschlusse<br />
an die Wiener Ausstellung zur Erhwgung einer einheitlichen<br />
Ganmumerirung veranstaltet wurden.<br />
') Bis Nr. 60 gewöhnlich in Päcken zu 10 Pfund, von Nr. 60 an in solchen zu 5 Pfund.<br />
") Die Dobinen-l3leicherei ist nach Hingel'l1 Vorversuchen in dem Jn,hro 1870 dl1l'ch I-Tm.<br />
Alexander HünerwlLdel aus Lenzbl1l'g' eingeführt, von (lieselll zwei J'Lhre spätor als seine Erfindung<br />
an Hrn. Bickel verkauft wOl'dcn, dOl' sich dann in vVildegg etablil·te und bis zum J"hre 1880<br />
diese Eleicherci einzig in der Schweiz betrieb.<br />
3) Für die Papiorhülsen wird nur in clen seltenen Ftillen, wo sio dl1l'chgehend verhLngt<br />
werden (bei der Bleicherei oder für die SeidenfabriClLtion), ein Abzug von ca. 2 % gemacht.<br />
SpinnereI.<br />
95<br />
vVie sehr die quantitative Leistung unserer Spinnerei durch die fortschreitende<br />
Zunahme der Selbstspinner und auch durch den Übergang<br />
zn omem gröberen Gespinnste gesteigert worden ist, geht daraus hervor,<br />
dass im Jahre 1866 bei wenigstens zwölfstündiger Arbeitszeit die<br />
Spindel durchschnittlich im Jahr 10,92 schweiz. Pfund Baumwolle zu<br />
10,37 engl. Pfund Garn verarbeitete, im Jahre 1880 aber bei ei11'<br />
stünc1iger Arbeitszeit 15,85 schweiz. Pfund Baumwolle zu 15,26 engl.<br />
Pfund Garn. 1 ) Dabei ist indes nicht zu übersehen, dass das durch-<br />
') Die DurchRclmittsnummer dei' ganzen st.. gallischen SpinnOl'ei würde sich nach diesen<br />
Zahlen für das Jahr 1880 auf ca. Nr. 65 stellen. Als einzelne Beispiele vermehrter Leistungsfiihiglwit<br />
in Folge der Ausrüstung mit neuen Spinnstühlen und genügendem Dmnpfbetrieb führen<br />
wir an, dass in einem Etablissement die Leistung per Spindel und Tag für Zettolgal'Ilo Nr. 00<br />
von 2,4 Schneller bei zwölfstümliger Arbeitszeit fmf 3 Schueller bei eilfstündiger Arbeitszeit erhöht<br />
wurde und der Gal'llverbmuch für Nr. 80 per Spindel von jiihrlich 7 Pfund auf dom HrLndstuhl<br />
auf wenigstens 0 Pfund auf dem Selbstspinner stieg. - Nach einer andern Angabe scheint<br />
sich die dreizehnstümlig'e ArbeitRzeit mit I-bndstühlen der eilfstilndigen mit Selbstspinnel'l1 an<br />
Leistungsfiihiglwit ziemlich gleichgestellt zu haben. Der Bmullwollverbrrl,uch und die Garnproduction<br />
der st. gallischen Spinnerei stellte sich in den Jahren 1867-1880 nach unsern El'hebungen<br />
folgendol'massen:<br />
Baumwolle in Schwoizer-Ccntncl'l1<br />
j\gyptischo N ol'clrtl1lcl'ikanische Indische Andere Znsammen narlle in Ollgl. ContnOl'll<br />
1867 *) 18,'111 10,350 700 865 30,355 26,508<br />
1868*) 10,210 10,520 700 300 30,739 27,028<br />
1869 *) 10,545 9.800 700 1020 31,155 27,646<br />
1870*) 19,047 10,663 700 450 30,860 28,200<br />
1871 **) 20,123 11,307 700 300 32,430 29,113<br />
1872**) 10,844 10,418 700 500 31,462 28,332<br />
1873***) 10,107 10,156 700 520 30,483 27,727<br />
1874***) 21,842 10,563 700 300 33,405 30,202<br />
1875 t) 22,743 11,381 700 100 34,024 31,798<br />
1876 24,458 11,489 700 100 36,747 34,374<br />
1877 27,744 11,509 400 161 39,905 37,007<br />
1878 24,846 14,622 170 39,638 35,142<br />
1870 22,777 19,735 110 210 42,841 37,745<br />
1880 27,500 10,040 334 46,064 42,251<br />
*) Darunter 6 Etablissements nach ungflf'tLhrer Schätzung, entsprechend ihren sptitern Angl1ben.<br />
**) Darunter 5 Etablissements nach ungefährer SclüLtzung.<br />
***) " 4 'j '1 11 II<br />
t) Auch noch von hieran sind die Zahlen diesOl' Statistik nur a,nnäherndrichtig, schon deswegon,<br />
weil wir von einzelnen Etablissements jeweilen ihre AnglLben über dlLS Betriebsjahr, von<br />
andern über das Kalendeljahr erhalten, so dass sich die Angaben nicht gelllLu decken. Sodmm<br />
kommen uns von einigen Spinnereien regelmlissig so auffallend bequeme Decillmhmhlen zu, dass<br />
an deren Abrundung nach oben oder unten nicht zu zweifeln ist. Das Gesamtbild, welches fms<br />
diesen Zn,hlen hervOl'g'eht, ist indes doch ohne Zweifel ein richtiges. - Die - übrigens nicht<br />
bedeutenden - Abweichungen der vorstehenden Zahlen der Jahre 1875-1880 von denjenigen<br />
dor gleichen Jahre in un8ern Jn,hresberichten rühren in der Hauptsl1che davon her, dass wir bei<br />
u118ern jti.hrlichen Erhebungen die Spinnerei N. Dütschler mit 2500 Spindeln übersehen hl1be11, in<br />
der irrigen Annahme, sie gehöre auch zu den n,bgegangen8n kleinem Spinnereien aus frühercr<br />
Zeit. Ausserclem lmt auch eine genaue Hevision sämtlicher Angaben einzelne Irrtümer in den jährlichen<br />
Zusammenstellungen ergeben.<br />
Quantitative<br />
I.JcistUllg.