Wartmann (1887) - Swiss Embroidery
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2 Industrie der Gewebe. - Die st. gallische Bal1111Wollinclustrie.<br />
men zu dürfen, dass sich die angedeuteten, eben zu vollem Durchbruch<br />
gelangten Strömungen noch für längere Zeit in den gleichen Bahnen<br />
bewegen und nach der gleichen Richtung weiter führen werden.<br />
In wie fern sich diese Annahme in Bezug auf die Industrie als<br />
richtig bewährt hat, wird sich bei der Betrachtung ihrer einzelnen<br />
Zweige herausstellen. Dass sich aber die Voraussetzung des weiteren<br />
Fortschreitens zu einem freiem internationalen Austausch der Producte<br />
in keiner Weise erfüllt, sondern in ihr gerades Gegenteil verkehrt hat,<br />
das wissen wir heute ohne jedes Besinnen.<br />
Indem wir nun danm gehen, jenem ersten Versuche eine Fortsetzung<br />
bis in die jüngsten 'rage zu geben, ist es unsere nächste Aufgabe,<br />
aus dem allgemeinen Ga.nge der Zeitereignisse die Ursachen dieser<br />
auffallenden Erscheinung klar zu legen. Denn für die unbefangene<br />
Betrachtung steht es wohl zweifellos fest, dass es keineswegs inneren,<br />
in der Sache selbst liegenden Gründen zuzuschreiben ist, wenn die<br />
meisten Staaten die mit mehr oder weniger Entschiedenheit eingeschla.<br />
gene, dem Freilmndel zuführende Bahn verliessen, sobald der Ablauf<br />
der Verträge die Möglichkeit zu einer Umkehr gewährte. Ganz unberechenbare<br />
politische Ereignisse und Umwälzungen waren es vielmehr,<br />
welche die natürliche Entwicklung unterbrachen und mit ihren llllmittelbaren<br />
und mittelbaren Folgen einen durchgreifenden Einfluss<br />
auch auf die volkswirtschaftlichen Verhältnisse ausübten.<br />
Zwar hatten schon die lÜmdelsverträge, welche am 14. und<br />
2 2 . Juli 18 6 8 und mn 13. Mai 18 6 \) mit Österreich, Italien und<br />
Deutschland abgeschlossen wurden) uns keine oder nur unbedeutende<br />
besondere Begünstigungen gebracht, der zweite dieser Yerträge sogar<br />
eine durchgehende, wenn auch nicht bedeutende Zoll erhöhung auf<br />
sämtliche Baumwollfabricate. 1 ) Allein dem financiell so sclnver bedrängten<br />
und politisch immer noch unfertigen Italien konnte man es<br />
eben nicht sehr verdenken, wenn es durch mässig erhöhte Zölle eine<br />
') Vrgl. darüber a. a. O. S. ,107 ff., wo der Gang der Untcrlmmllungen mit Dcutschland,<br />
Italien und Österreich in Kürze dargestellt ist.<br />
Allgemeine Lage.<br />
Vermehrung seiner Einnahmen zu erlangen suchte; von Österreich<br />
hatte man nie viel erwartet, und Deutschland hatte gleich bei Beginn<br />
der Unterhandlungen erklärt, dass es sich im wesentlichen bloss um<br />
die Anwendung des neuen deutsch-französischen Vertragstarifs auch<br />
auf die Schweiz handeln könne, nicht aber um weitergehende Beo'ünstiguno'en<br />
h Man ist J' a bei uns daran g:ewöhnt, dass die kleine<br />
b e! ~<br />
Sclnveiz in der Regel durch solche Verträge nur nachträgliche Zulassung<br />
zu Demjenigen erhält, was die Grossen vorher unter sich ausgemacht<br />
haben, und durfte sich damals vollkommen bei dem Gedanken<br />
beruhigen, dass die ausgesprochenel'massen allgemein vorwaltende Absicht<br />
der fortschreitenden Erleichterung des internationalen Austausches<br />
von selbst auch für uns "yeitere Früchte zeitigen werde.<br />
Da brachte das Jahr 1870 den deutsch-französischen Krieg.<br />
Als derselbe am 10. Mai 1871 in dem Frieden von Frankfurt<br />
seinen Abschluss fand, hinterliess er auf lange hinaus eine schroffe Verschärfung<br />
der natiOlmlen Gegensätze, war da.s deutsche Kaiserreich wieder<br />
ersta.nden und das französische des dritten Napoleon verschwunden.<br />
An die Spitze der dritten französischen Hepublik trat Ad. 'rhiel's,<br />
der bereclteste Vertreter der rrheorie vom Schutze der nationalen<br />
Arbeit, mit Pouyer-Qnertier, dem Grossinclustriellen von Rouen, als<br />
Finanzminister .<br />
Gewiss wäre unter dem ersten Eindrucke der furchtbaren Niederlage<br />
und unter clem Einflusse der tiefen Erbitterung gegen die Sieger<br />
und gegen das gestürzte Kaisertum auch dessen eigenste Schöpfung<br />
der Handelsverträge c1ureh eine sofortige gründliche Umkehr .Frankreichs<br />
zum Schutz- nnd Abschliessnngssystell1 beseitigt worden, wenn<br />
die Männer der neuen Regierung freie H~tl1d gehabt und nicht die auf<br />
zehn .Jahre abgeschlossenen Verträge noch für längere Zeit eine N eugestaltung<br />
der internationalen Ha,ndelsbeziehungen verwehrt hätten. 1)<br />
'). Die durch den Krieg