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Wartmann (1887) - Swiss Embroidery

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Industrie der Gewebe. - Die st. gallische Baumwollindustrie.<br />

verschwand nach und nach gänzlich. Um die Mitte der Siebziger-J ahre<br />

durfte der Ausnahmszustand als beendigt gelten, und seitdem decken die<br />

Südstaaten der Union und Ägypten wieder fast ausschliesslich unsern<br />

Bedarf. Indische Baumwolle wird nur von einzelnen Grobspinnereien<br />

verwendet, und das Product anderer Länder - Brasilien, rrahiti etc. -<br />

erscheint nur gelegentlich und versuchsweiRe.<br />

Die Zunahme des Baumwollverbrauchs unserer Spinnerei seit 1874<br />

kam zuerst hauptsächlich dem ägyptischen Stoffe zu gute, sowohl weil<br />

sie wesentlich durch die rasche Ausdehnung der Maschinenstickerei<br />

bedingt war, die nur Makogarne verwendet,' als auch weil die Preise<br />

der ägyptischen und amerikanischen Sorten sich oft auffallend nahe<br />

standen, ja längere Zeit hindurch Mako sogar billiger zu haben "val',<br />

als Louisiana. In jüngster Zeit aber, seitdem die Feinspinnerei in<br />

schwere Bedrängnisse geraten ist und merklich zurückgeht, vermehrte<br />

sich zumeist der Begehr nach amerikanischer Baumwolle, wobei auch<br />

die Verdrängung der Krappfärberei 'durch die Alizarinfärberei fühlbar<br />

mitwirkte. Da nämlich dieser neue Färbeprocess nicht mehr, wie<br />

jener früher allgemein übliche, eine besonders starke Faser verlangt,<br />

wird nun für die Türkischrot-Garne statt der kräftigeren Mako vorherrschend<br />

die schwächere Louisiana verwendet. 1) Der amerikanischen<br />

Baumwolle wird das Zeugnis ausgestellt, dass sie in Bezug auf Reinheit<br />

durch Verbessenmg der Säuberungsmaschinen und sorgfältigere<br />

Behandlung bedeutend gewonnen habe; die Faser im sich aber sei mit<br />

der Zeit kürzer, gröber und schwächer geworden: eine Folge der<br />

immer schärfern Ausnutzung des Bodens.<br />

Der Stapelplatz für die ägyptische Baumwolle iRt Alexandria, von<br />

wo sie gewöhnlich über Venedig, Triest oder Marseille 2 ) ihren vVeg<br />

nach der Schweiz nimmt; die Hauptmärkte für die nordamerikanische<br />

Baumwolle sind Neu-York, Neu-Orleans und Galveston. Während nUll<br />

der Mako-Spinner in der Regel bei Beginn der Campagne - im Spätherbst<br />

- in Ägypten selbst seinen ganzen Jahresbedarf einkauft und<br />

Rohstoff.<br />

87<br />

den Markt III Liverpool nur aushülfsweise für den Bezug besonderer<br />

Qualitäten benutzt, oder wenn er mit Reinen Vorräten zu frühe auskömmt,<br />

versieht sich der Grobspinner meist nur für 2 bis 4 Monate<br />

mit dem nötigen R,ohstoft'e. Der Spinner ist daher, obschon er sich bei<br />

seinen Einkäufen der Vermittlung von Agenten bedient, ganz allgemein<br />

auch Baumwollspeculant und klagte als solcher in den letzten Jahren<br />

bitter darüber, wie sich die nordamerikanische Speculation selbst der<br />

gewaltigsten Erntevorräte bemächtige, sie zurückhalte und so die Preise<br />

künstlich in die Höhe treibe, bis die grossen Bestellungen eingegangen<br />

seien. Ist dann das Schäfchen im Trocknen, so lässt man dem Geschäfte<br />

den natürlichen Lauf, wodurch erst die wahre Situation zu Tage tritt.<br />

So vviederholte sich schon mehrere Jahre nach einander die widersinnige<br />

Erscheinung, dass die Preise stiegen, wenn die Vorräte am<br />

höchsten standen, und sanken, wenn diese ganz bedeutend zusammengeschmolzen<br />

waren; nachdem eben die Spinner ihre Magazine mit dem<br />

teuren Stoffe gefüllt hatten.<br />

Die Durchschnittspreise für unsere "wichtigsten Sorten stellten sich<br />

nach der Baumwollstatistik der Herren Geilinger & Blum in Wintertur<br />

in den Jahren 1866/67-1880/81 folgendermassen:<br />

Mako fair Midd1. 01'1. Fair Sumte<br />

Mako fair lYIidd1. 01'1. Fair Surate<br />

Pence Pence Pence Pence Pence Pence<br />

1866/67 15 ' ;4 12,85 8 3 ,4 1874/75 6 5 /16 7,87 5'<br />

1867/68 10 7 /8 10,Ob 8" {2 1875176 63 /8 ') 6,62 4 ' /2<br />

1868!69 12 3 /4 12,12 9 3 /4 187677 6 3 's 6,50 5 3 ;lG<br />

186970 117/8 10,98 8" ,8 1877/78 7 3 ;8 6,,51 4 '5 /'6<br />

1870/71 8 5 / S 8,57 5 13 /16 1878'79 7 3 /4 6,26 5<br />

1871,072 10 ' /2 10,78 7 1 /2 187f)/80 7 ' /16 7,06 5 ' /4<br />

1872173 9 3 !4 9,56 6 3 ,16 1880/81 6"/16 6,62 4 3 /8<br />

1873,/74 8' /2 8,52 5 5 /16<br />

Noch genauern Aufschluss über die Preisbewegung des Baumwollmarktes<br />

gibt die nachstehende Tabelle, welche wir der Gefälligkeit deR<br />

Herrn Bertheau-Hürlimann in Rapperswil verdanken:<br />

') Daneben auch häufig Mako: Abfallg'arne für Eintrag.<br />

2) Seit Eröffnung der Gotthardbahn sucht Genua Marseille den Rang ::Ibzul::lufen.<br />

') Diesel' Preis ist ::luch [Luf 8. 20, wie anf 8. 19, der "Cotons-Statistique" (herausgegeben<br />

auf die schweizerische Lmlclesausstellung von 1883) anzusetzen. Alle vorhergehenden Preis[Lngaben<br />

für Mako sind clemgemäss auf S. 20 je um ein J::Ih1' zurückzustellen.

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