Wartmann (1887) - Swiss Embroidery
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10 Industrie der Gewebe. - Die st. gallische Baumwollindustrie.<br />
würde, sah die Kammer der Depntirten sofort ein und fühlte sich<br />
daher gar nicht veranlasst, der kühnen Phantasie ihrer Commission zu<br />
folgen. Das Ergebnis ihrer Debatten, die vom 31. Januar bis 4. Juni<br />
1880 GO Sitzungen ausfüllten, stellte vielmehr für den ConventionaltcLrif<br />
im allgemeinen wenigstens die Beibehaltung der bisherigen Situation,<br />
wenn auch keinen Fortschritt in freihäncllerischer Richtung in<br />
Aussicht. Daran änderten ~mch die Anstrengungen des hochschutzzöllnerisch<br />
gesinnten Senates nichts mehr, und damit musste man am<br />
Ende zufrieden sein, angesichts des inzwischen eingetretenen offenen<br />
Übergangs zur Schutzzöllnerei in den andern continentalen Industriestaaten.<br />
1).<br />
Wenn wU' indes soeben gesagt haben, dass der neue französische<br />
Generaltarif im allgemeinen für den Vertragstarif die Fortdauer des<br />
bisherigen Zustandes erW~Lrten liess, so bildeten leider gerade die Feinweberei<br />
und Stickerei eine Ausnahme hievon. Für sie waren Ansätze<br />
stehen geblieben, die den frühern Verdacht eines absichtlichen Ausschlusses<br />
ihrer Producte bei Anlass der Umwandlung der Wertzölle 111<br />
1. Plumetis et Gazes fa90nnes 20 % V. \,V.<br />
2. Rideaux: pesant moins c1e 10 k. aux 100 m 2<br />
plus c1e 10 k. aux 100m 2<br />
de tune applieation, de grelUldine, de<br />
tulle brode<br />
2. Mousselines brochees ou brodees lIU crochet, pour<br />
ameublement ou pour vetell1ents (eernes)<br />
4. Broderies fL la mllin ou fL la m8canique:<br />
ell coton<br />
pr. K.<br />
Fr. 2. 50<br />
G.<br />
10. ---<br />
en soie " 20. -<br />
Der Mann, der diesen Ansätzen zu Gevatter stand, war der Deputirte JilI. Meline. Seiner sehr<br />
eingehenden Berichterstattung kann grosse Sachkenntnis nicht abgesprochen werden; WlLS er aber<br />
der COl1lll1ission zu bieten wagte, mag zur Genüg'e aus der einen Behauptung hervorgehen: dass<br />
in der Schweiz 100 Stiche mit 10-20 Rp. bezahlt werden, in Frankreich mit 27-45 Hp. -<br />
C0111ll1ission du Tarif general des Douane8, Proces-Verballx des Se:1nces p. 1024,.<br />
1) Auch die Comll1ission des S8Imts begmm ihre Arbeit mit einer" Untersuchung liber<br />
die Leiden des Handels und der Industrie und die Mittel zu deren Abhülfe"; natürlieh um<br />
diese Abhülfe in prohibitiven Schutzzöllen zu finden. D:1s Procluct ihrer Arbeit gelangte vom<br />
14. Februar bis 24. März 1881 in dem Semet zur BohancUung. Die Kammer beendigte ihre neue<br />
Beratung des vom Senate modificirten 'l'lIrifs am 2. April und der Senat tmt ihren :ßiIodificationen<br />
am 8. April bei, womit die F'mge erledigt und die Grundlage für die Untel'hancllung'en<br />
mit dem AusllLnde gegeben wal', da die sonst übliche zweite Bemtung der Gesetz8WOl'<br />
schläg'8 durch die Erklärung der Dringlichkeit für (llIs Zollgesetz weg·fit'l.<br />
9.<br />
3. 25<br />
Erneuerung' des Hltndelsvertmg's mit Fmnkrcieh. 11<br />
Gewichtzölle zur vollsten Gewissheit erhoben. 1) Und dem entsprach<br />
auch der Gang der Special-Unterhandlungen über die Erneuerung des<br />
Handelsvertrags von 1864, welche endlich, am 1. September 1881,<br />
ihren officiellen Anfang nalmlen.<br />
Einverstanden war man zum vOl'neherein darüber, dass die neuen<br />
Vertragstarife nur diejenigen Artikel umfassen sollten, welche in der<br />
gegenseitigen Einfuhr beider Länder eine wichtige Rolle spielen; die<br />
übrigen Artikel wollte man nicht mehr binden, um sich freiere Bewegung<br />
bei den Unterhandlungen mit andern Staaten zu sichern. Von<br />
französischer Seite wurde als Grundlage für den französischen Vertragstarif<br />
der neue Genentltarif mit einer Reduction von 24 % auf den<br />
meisten Fa,bricaten vorgeschlagen; diesel' neue Generaltarif war aber<br />
in der Hauptsache der alte Vertragstltrif mit Zuschlag eben diesel'<br />
24 %.2) Der VOl'schhtg Frankreichs kam daher factisch anf Belassung<br />
der bisherigen Eingangszölle heraus, soweit sie Gewichtzölle gewesen<br />
waren oder eine billige Umwandlung in Wertzölle erfahren hatten.<br />
Die Schweiz versuchte dem französischen Generaltarif den Entwurf<br />
eines neuen Zolltarifs gegenüber zn stellen, welcher im Jahre 1878<br />
aus der ersten Beratung der Bundesversammlung hervorgegangen wal'<br />
und a,nf zahlreichen Artikeln wesentlich französischer Einfuhr Erhöhungen<br />
der bisherigen Zollansätze aufwies. Es war denn doch nur natürlich,<br />
dass Frankreich, wenn es von sich aus in der Hauptsache die<br />
Fortdauer der Ansätze von 1864 anbot, VOll der Schweiz das Gleiche<br />
verlangte und bei der doch sehr starken schutzzöllnerischen Strömung<br />
1) Diese sehliesslichen Ansätze waren:<br />
Gewebe unter 3 k. lIuf 100m 2<br />
Mousseline brochee Oll broclee au croehet pom ameublements<br />
ou pour vetements<br />
Plumetis et g'lLzes fa\10nne8<br />
Ricleaux dll lllousseline brodee, non encaclres, pesant<br />
moins cle 10 k. aux 100 m 2<br />
Hic1e~ulx de mousseline bro(18e, non encadnJs, pesant<br />
pr. K.<br />
F'r. G. 70<br />
" 3. GO<br />
" 6. 20<br />
10 k et plus, et enclldres G.<br />
llideanx de tune appliclltion, de g'remtdine, de tune brode 9.<br />
Broderies ,11ft lllain on fL hl lllecanique " 8.<br />
2) Diese ttutt'lLllencle ZifFer rührt dtther, dass die französischen Industriellen die innol'll Abgllben,<br />
dip durch die Ans~Lt7,e tles GCl1era.lt.arifs ausgeglichen werden sollten, auf 20--24 % berechneten.<br />