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PS 07/2015

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H2 –<br />

DER<br />

IRRSTE<br />

SPORT-<br />

LER<br />

träumt vor mich hin, als weiter vorne<br />

plötzlich ein Fernfahrer seinen riesigen<br />

Blechhaufen zum Überholen auf die<br />

mittlere Spur manövrierte. Im Vergleich<br />

zu 299 sind 200 nichts, aber im Vergleich<br />

zu 100 eine Lawine. Ich habe<br />

Einsteins Relativitätstheorie nie ganz<br />

verstanden, doch dass sich ein ausscherender<br />

Lastwagen zu einem Supersportler<br />

verhält wie ein auftauchendes<br />

U-Boot zu einem Jet-Ski war mir<br />

schon klar.<br />

Die H2 ein Supersportler?<br />

Was sonst?<br />

Das Ausweichen war selbstverständlich<br />

eine leichte Übung, die den Puls in<br />

keiner Weise beschleunigte. Kawasaki<br />

hat sehr viel Erfahrung mit Boden-Boden-Raketen<br />

(schon mit der ersten ZX-<br />

12R bin ich seinerzeit mit echten 310<br />

km/h durch die Lichtschranke gefahren<br />

– bevor sich die vor der europäischen<br />

Bürokratie fürchtenden Japaner<br />

einigten, dass kein Straßeneisen<br />

schneller als 299 marschieren sollte),<br />

und die H2 ist die beste zulassungsfähige<br />

Maschine, die sie je gebaut haben.<br />

Das Geschoss beschleunigt nicht nur<br />

atemberaubend, sondern es bremst<br />

auch so und hat die Lenkpräzision<br />

eines Supersportlers. Dass die H2 mit<br />

239 Kilo vollgetankt doch deutlich<br />

schwerer ist als rennorientierte Tausender<br />

wie ZX-10R & Co. ist richtig,<br />

darf aber nicht zum Schluss führen,<br />

dass es sich um einen Tourensportler<br />

handelt. Das wäre eine echte Verirrung,<br />

eine peinliche Fehleinschätzung, ein<br />

Wahnsinn. Die H2 ist für mich definitiv<br />

der irrste Supersportler aller Zeiten,<br />

aber sie ist nicht vorrangig auf der<br />

Welt, um Rundenrekorde zu brechen.<br />

Ich bin die Maschine auf der Rennstrecke<br />

in Brünn und am Red Bull Ring<br />

gefahren und war einfach nur fassungslos,<br />

welch irren Druck der Motor erzeugte.<br />

Begeistert war ich auch von der<br />

Elektronik. Normalerweise hätte ich<br />

sicher mindestens zwanzig Runden gebraucht,<br />

um einigermaßen zuversichtlich<br />

die schiere Gewalt des aufgeladenen<br />

Blocks abzurufen, im Vertrauen an<br />

die Rettungssysteme nietete ich aber<br />

schon nach der dritten Runde voll ein.<br />

Unfassbar großartig! Als ich bei Vollgas<br />

mittels Schaltautomat vom Dreier in den<br />

38 <strong>PS</strong> 7/<strong>2015</strong>

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