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Möbel

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MAA Chair, George Nelson 1956, Fiberglas,<br />

verchromtes Metallgestell, Herman<br />

Miller, Zeeland, Michigan/USA<br />

(Foto: Wright, Chicago, Zuschlag $ 3.125)<br />

DAF Chair, George Nelson 1958, Fiberglas,<br />

verchromtes Metallgestell, Herman<br />

Miller, Zeeland, Michigan/USA<br />

(Foto: Wright, Chicago, Taxe $ 1.800. –<br />

Quittenbaum München, Auktion 70, mit<br />

Polster, Zuschlag 1.500 Euro)<br />

werbs „Low-Cost-Furniture-Design"<br />

präsentierte. Insgesamt beteiligten<br />

sich 31 Länder mit rund 3.000 Vorschlägen,<br />

von denen nur ein einziger<br />

Entwurf auf den Einsatz von Kunststoffen<br />

abzielte. Charles und Ray<br />

Eames stellten hier einen Prototyp<br />

vor, den sie zunächst aus Hartgummi<br />

geformt hatten. Den voluminös geschwungenen<br />

Sessel nannten sie „La<br />

Chaise" – nach einem Akt von Gaston<br />

Lachaise, der sich in ihrer Vorstellung<br />

in einer wogenden, wenn<br />

auch gänzlich ungepolsterten Sitzschale<br />

zurücklehnte. Die blanke<br />

Schale auf kaum sichtbaren Stützen<br />

stellte sich als moderner Diwan vor,<br />

einer weißen Wolke gleich, die einer<br />

surrealistischen Bilderwelt entschwebt<br />

zu sein schien. Das Designerpaar<br />

berechnete, dass die Produktion<br />

einer solchen Sitzschale aus<br />

einem Stoff – der allerdings noch zu<br />

ermitteln war – nur 15 US-Dollar und<br />

die der Unterkonstruktion 12 US-Dollar<br />

kosten würde. In jeder Hinsicht<br />

setzte ein solches Möbel vollkommen<br />

neue Maßstäbe. Das Publikum<br />

der Schau war ebenso fasziniert wie<br />

irritiert. Bisher hatte nur der Finnoamerikaner<br />

Eero Saarinen eine<br />

Kunststoffschale entwickelt und diese<br />

verbarg er unter einem Schaumgummipolster<br />

mit Stoffbezug. Er<br />

vertraute dem Material nicht ganz.<br />

Es schien ihm selbst zu instabil, roh<br />

und unansehnlich. So wie es Saarinen<br />

sah, blieb er auf halbem Wege<br />

stehen. Sein berühmter „Womb<br />

Chair" (1948) geht wohl als die erste<br />

seriell hergestellte Kunststoffschale<br />

in die Möbelgeschichte ein, aber die<br />

Eames stellten sich der Herausforderung<br />

erstmals mit aller Konsequenz.<br />

Über drei Jahre begaben sie sich auf<br />

die Suche nach einem geeigneten<br />

Material und der entsprechenden<br />

Verarbeitungstechnik. „La Chaise"<br />

wurde erst 1991 als „Eames Chair" zu<br />

Leben erweckt, das Interesse des Designerpaars<br />

galt vorerst der Verwirklichung<br />

einer einteiligen, körpergerecht<br />

geformten Sitzschale. Weil ihre<br />

Experimente mit Sperrholz und Alu-<br />

miniumblech zu keinem befriedigenden<br />

Ergebnis führten, stießen sie<br />

bei der Suche nach alternativen Materialien<br />

auf kaltgepresstes glasfaserverstärktes<br />

Polyesterharz (GFK),<br />

das umgangssprachlich auch als Fiberglas<br />

bekannt ist. Seine angenehme<br />

Haptik, seine Formbarkeit, seine<br />

Festigkeit, die zugleich ein hohes<br />

Maß an Flexibilität bot, und nicht zuletzt<br />

sein geringer Preis sowie seine<br />

Eignung zur industriellen Verarbeitung<br />

konnte sie überzeugen. Mit<br />

dem Möbelhersteller Hermann Miller<br />

und dem Kunststoff verarbeitenden<br />

Unternehmen Zenith Plastics in<br />

Zenaloy, die während des Krieges<br />

Schutzhelme und Radarverkleidungen<br />

aus GFK hergestellt hatten, entwickelten<br />

sie das Sitzmöbelprogramm<br />

der „Plastic Shell Group".<br />

Nachdem die Zenith-Ingenieure die<br />

Technologie, im Besonderen das Problem<br />

der gleichmäßigen Verteilung<br />

der Glasfasern über die recht komplexe<br />

Schalenform, gelöst hatten,<br />

übernahm Hermann Miller die Produktion.<br />

Für den Herstellungsprozess<br />

wurde zunächst ein Vorformling<br />

aus Glasfasern und einem Flüssigharz<br />

gefertigt, der in die Negativform<br />

einer hydraulischen Presse gelegt<br />

und dort mit flüssigem Polyesterharz<br />

angereichert wurde. Zur Stabilisierung<br />

arbeitete man in den<br />

Kanten noch eine Kordel ein. Dann<br />

fuhr die Positivform herab, verschloss<br />

das Werkzeug, verteilte das<br />

Pressharz und härtete das Formteil<br />

aus. Das Kordelmotiv („rope edge")<br />

und die einzigartige Textur mit deutlich<br />

erkennbaren, ca. 5 cm langen Fasersträngen,<br />

die für die guten mechanischen<br />

Eigenschaften der Schale<br />

sorgten, liefern heute die Indizien,<br />

für Schalen der ersten Serien. Zunächst<br />

kamen nur Kunststoffschalen<br />

mit Armlehnen, so genannte „A-<br />

Schalen" heraus. Die Anfangsserie,<br />

ca. 2.000 Stühle, legte Zenith nur in<br />

drei Farben auf: Elefantengrau, Pergament<br />

oder „Greige" (eine Mischung<br />

aus Grau und Beige). Erst<br />

1953 wurden weitere Farbenoptio

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