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Möbel

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KERAMIK<br />

Vase aus der Serie „Ceramiche di lava”,<br />

Ausführung Bitossi, 1957<br />

Vier Vasen, Ausführung Bitossi, 1955<br />

ren, den Mobiles, von Alexander Calder.<br />

Der Weg zum Kunsthandwerk<br />

wurde hiermit geebnet. Bereits zu<br />

Beginn seiner künstlerischen Karriere<br />

publizierte Sottsass Beiträge unter<br />

anderem in DOMUS, einer renommierten<br />

Zeitschrift für Architektur<br />

und Innenraumgestaltung. Mit eigenen<br />

Texten begleitete der Künstler<br />

von nun an sein gestalterisches<br />

Schaffen, dabei handelte es sich nie<br />

um bloße Beschreibungen seiner<br />

Entwürfe, sondern vielmehr um subjektive<br />

Erfahrungsberichte seiner<br />

vielen Reisen, in denen er sich dezidiert<br />

über die Architektur, die Gesellschaft<br />

und das Individuum – kurz<br />

über Gott und die Welt – äußerte.<br />

Eine dieser Reisen, die nachhaltig<br />

sein künstlerisches Schaffen bestimmten,<br />

war die Reise 1956 in die<br />

USA: Besonders die Malerei der Pop-<br />

Art schlug sich als farbkräftige und<br />

fantasievolle Ausdrucksform in seinen<br />

Entwürfen nieder. Zudem sah<br />

sich Sottsass hier im Land der unbegrenzten<br />

Möglichkeiten mit einer rasant<br />

sich entwickelnden Konsumgesellschaft<br />

und einer Vielzahl von<br />

technischen Neuerungen konfrontiert,<br />

denen er sich als Gestalter<br />

mittels industrieller Produktionsmethoden<br />

stellen musste. In der Zusammenarbeit<br />

mit dem italienischen<br />

Büromaschinenhersteller Olivetti<br />

vollzog sich ab 1957 für Sottsass<br />

der Schritt vom Produkt- zum Industriedesigner,<br />

indem er das Design<br />

der ersten elektronischen Datenverarbeitungsanlage<br />

italienischer Herkunft,<br />

der „ELEA 9003", entwarf – ein<br />

Großrechner, der damals von seinen<br />

Ausmaßen noch ein ganzes Zimmer<br />

einnahm. Weitaus weniger Platz benötigte<br />

die ebenfalls für Olivetti entworfene<br />

Valentine – eine der Ikonen<br />

des postmodernen Produktdesigns,<br />

die ein vormals graues Büroutensil<br />

mit dem Lebensgefühl der Pop-Art<br />

verband –, gerade mal einen 35 x 35<br />

cm großen Plastikkoffer.<br />

Eine Indienreise 1960/61 hinterließ<br />

vermutlich die elementarsten Einflüsse<br />

auf Sottsass’ Œuvre, diese sind<br />

besonders im keramischen Werk zu<br />

spüren. Hier zeugen Betitelungen<br />

wie Yantra, Tantra, Shiva oder The<br />

Indian Memories von der Faszination,<br />

die dieses Land mit seinen Menschen,<br />

der Landschaft und der Architektur,<br />

aber auch der hinduistischen<br />

Religion, auf den Gestalter ausübte.<br />

Besonders beeindruckten Sottsass<br />

die Tempelbauten der Inder sowie<br />

die farbenfrohen Wandbemalungen<br />

einfacher Dorfbehausungen, insbesondere<br />

das magisch-religiöse Verhältnis<br />

der Menschen zu den Alltagsdingen.<br />

Folglich kehrte er von rein<br />

funktionalen Entwürfen mit einer<br />

betont sachlichen Formensprache<br />

ab, einer Auffassung, die in der Gründung<br />

der Designergruppe „Studio<br />

Alchemia" 1976 mündete, zu der unter<br />

anderem der Provokateur des italienischen<br />

Designs schlechthin, Alessandro<br />

Mendini, gehörte. Einige Jahre<br />

später, 1980, initiierte Sottsass die<br />

avantgardistische Gruppe „Memphis",<br />

die das Design der 80er-Jahre<br />

regelrecht revolutionieren sollte: Die<br />

Objekte und Möbel sollten nun nicht<br />

mehr nur nützlich sein, sondern<br />

auch Gefühle auslösen. Kostbare<br />

und preiswerte Materialien, knallbunte<br />

Farben und auffällige Muster<br />

wurden frech gemischt. Zahlreiche<br />

Haushaltsgegenstände für Bodum<br />

und Alessi sowie Möbel für Driade<br />

und Zanotta entstanden.<br />

Zu seinen weiteren Auftraggebern<br />

zählten Poltronova, Knoll International,<br />

Sèvres oder Esprit, für das Bekleidungsunternehmen<br />

entwickelte er<br />

dessen gesamtes Erscheinungsbild<br />

inklusive der Showrooms. Seit Ende<br />

der 80er-Jahre widmete sich Sottsass<br />

vermehrt der Architektur, gemeinsam<br />

mit seinen jungen Kollegen<br />

der Sottsass Associati (einer<br />

Gruppe junger Architekten und Gestalter)<br />

realisierte er unter anderem<br />

Privathäuser in Italien, der Schweiz<br />

oder beispielsweise das Haus für<br />

Ernest Mourmans in Belgien (einer<br />

der Leihgeber der Düsseldorfer Ausstellung).<br />

Die Palette der Bauten<br />

umfasst des Weiteren eine Mu-

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