Möbel
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Zylindergefäß aus der Serie „Ceramiche<br />
delle tenebre”, Ausführung Bitossi, 1963<br />
Zylindergefäß aus der Serie „Ceramiche<br />
delle tenebre”, Ausführung Bitossi, 1963<br />
Zylindergefäß aus der Serie „Ceramiche<br />
delle tenebre”, Ausführung Bitossi, 1963<br />
seumsgalerie in Ravenna, ein Golfhotel<br />
in China sowie den Innenausbau<br />
des Flughafens Malpensa in<br />
Mailand.<br />
KERAMIK<br />
Und die Keramik? Zu dieser kam<br />
Sottsass eher zufällig: „Ich habe 1955<br />
angefangen, Keramiken zu entwerfen,<br />
weil ein Amerikaner namens Irving<br />
Richards mich gebeten hat, dies<br />
zu tun", beschrieb er einst lapidar.<br />
Der umtriebige Händler aus New<br />
York brachte seit den 1930er-Jahren<br />
modernes Design auf die amerikanischen<br />
Esstische, indem er einheimische,<br />
aber auch europäische Designer<br />
beauftragte, zeitgemäße Entwürfe<br />
zu entwickeln. Für seine Firma<br />
Raymor Corporation / Designs (auch<br />
unter Richards Morgenthau & Co.<br />
bekannt) importierte er seit den<br />
50er-Jahren Arbeiten von Arne Jacobsen,<br />
Tapio Wirkkala und eben Ettore<br />
Sottsass in<br />
die neue Welt. Richards machte Sottsass<br />
mit der Manufaktur Bitossi in<br />
Montelupo nahe Florenz bekannt,<br />
dessen prägender Kopf der künstlerische<br />
Leiter Aldo Londi von 1946 bis<br />
1976 war. Hier entstanden die ersten<br />
Auftragsarbeiten für Raymor, denen<br />
allerdings in Amerika keine großen<br />
Erfolge beschieden waren. Bei Bitossi<br />
experimentierte Sottsass erstmals<br />
mit dem Material Ton, dem er sein<br />
Leben lang treu blieb und das er<br />
überaus schätzte: In den ersten Jahren<br />
entstanden zahlreiche Unikate,<br />
aber auch Serien, vornehmlich von<br />
Tellern und Vasen. Viele dieser ersten<br />
keramischen Arbeiten sind einfach<br />
gestaltete Artefakte, wie beispielsweise<br />
die vier Vasen, ovale Gefäße<br />
mit kleinen Öffnungen, die in der<br />
Düsseldorfer Schau zu sehen sind.<br />
Sie wirken wie Relikte aus antiken,<br />
vergangenen Kulturen, mediterrane,<br />
altorientalische, aber auch ostasiatische<br />
Vorbilder klingen an. Auf dem<br />
unglasierten roten Ton – dem in der<br />
Toskana üblichen Werkstoff für die<br />
Terrakotta – sind einfache Dekors<br />
aufgebracht: entweder mit Pinselstrichen,<br />
durch teilweises Eintauchen<br />
in die Glasur, oder mittels Klebeband<br />
oder mit Wachs abgedeckten<br />
Stellen.<br />
Regelrecht archaisch kommen auch<br />
die Keramiken der Serie Lava (Ceramiche<br />
di lava) von 1957 daher. Die<br />
Vasen und Schalen in reduzierter,<br />
geradezu massiger Form aus<br />
Kalksteinrotlehm weisen eine<br />
schrundig und porös wirkende<br />
Deckglasur auf, die ihnen das<br />
Aussehen eines Lavagesteins<br />
verleiht. Die raue Oberfläche<br />
resultiert aus einem Pulver aus<br />
feuerfestem, gebranntem Ton,<br />
das der Glasur beigefügt wurde.<br />
Die noch 15 bekannten<br />
Modelle sind mit „Sottsass57"<br />
signiert und sind kaum noch<br />
auf dem Markt zu finden. Daher<br />
ist es umso erfreulicher, dass<br />
einige dieser bemerkenswerten<br />
Exemplare in der Düsseldorfer<br />
Ausstellung zu bewundern sind.