Möbel
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Y37 aus der Serie „Yantra di terracotta”,<br />
im Auftrag von Poltronova, 1969<br />
Y28 aus der Serie „Yantra di terracotta”,<br />
im Auftrag von Poltronova, 1969<br />
Y33 aus der Serie „Yantra di terracotta”,<br />
im Auftrag von Poltronova, 1969<br />
ßend zusammengesetzt wurden. Die<br />
in kleinen Auflagen hergestellten<br />
Serienmodelle weisen überwiegend,<br />
wie oben beschrieben und in der<br />
Düsseldorfer Schau schön zu sehen,<br />
Sgraffitoverzierungen, Streifenmuster<br />
und Farbfelder, teilweise auch<br />
im Vaseninneren, auf. Fast alle Exemplare<br />
sind mit „Sottsass 58" gezeichnet.<br />
In einschlägigen Zeitschriften<br />
fanden die ersten Keramiken des Italieners<br />
rasch Beachtung, allerdings<br />
nicht als einzelne Kunstobjekte, sondern<br />
als Einrichtungsgegenstand,<br />
kombiniert mit Möbeln und Lampen<br />
im Gesamtinterieur.<br />
Ein Jahr später stellte Sottsass bei Il<br />
Sestante einfache Schalen bzw. Teller<br />
aus weißem Ton aus. Mit ihren kalligrafischen<br />
Elementen erinnern die<br />
großformatigen Werke mit einem<br />
beachtlichen Durchmesser von 30<br />
bis 34 Zentimetern an die abstrakte<br />
Malerei des Informels. Der in Düsseldorf<br />
präsentierte Teller aus der Serie<br />
Tondi lässt an die Keramiken der<br />
Künstlergruppe „Cobra”, aber auch<br />
an das keramische Werk Emil Schumachers<br />
denken. Der Einfluss des<br />
italienischen Malers und Bildhauers<br />
Luigi Spazzapans, mit dem Sottsass<br />
zu Beginn der Mailänder Zeit verstärkt<br />
zusammenarbeitete, ist ebenfalls<br />
nicht von der Hand zu weisen.<br />
Seit Anfang der 1960er-Jahre vereinfachte<br />
Sottsass die Formen seiner keramischen<br />
Entwürfe, um geeignete<br />
Formen für die industrielle Fertigung<br />
zu schaffen, wobei die Serie der Rocchetti<br />
e Isolatori für Il Sestante am<br />
populärsten ist. Ihre Bezeichnung<br />
kommt nicht von ungefähr, vergegenwärtigen<br />
sie doch mit ihrem<br />
technischen Aussehen Spulen und<br />
Isolatoren. Hier griff der Designer bewusst<br />
auf den roten Ton zurück, da<br />
dieser im Gegensatz zum sehr elastischen<br />
weißen Ton auch komplexere<br />
Formen und eine bessere Standhaftigkeit<br />
bzw. Handhabe erlaubt. Glasiert<br />
sind die Stücke in unterschiedlichen<br />
Glasuren und Nuancen. Bei Bitossi<br />
sind einige besonders markante<br />
Exemplare der Spulen und Isolatoren<br />
bis heute im Programm.<br />
ENTSTEHUNGSPROZESS<br />
„Wenn ich von Keramikentwürfen<br />
spreche, denke ich an Keramiken, die<br />
auch ohne meine persönliche Kontrolle<br />
produziert werden können, wie<br />
das beim Design eines Automobils<br />
oder jedem anderen Serienprodukt<br />
geschieht", erklärte Sottsass den<br />
Entstehungsprozess seiner Keramiken.<br />
So lieferte er die Entwürfe, die<br />
von den Keramikmanufakturen, zunächst<br />
bei Bitossi und dann bei weiteren<br />
italienischen Firmen wie bei<br />
Alessio Sarri Sesto, gefertigt wurden.<br />
Laut Sottsass war der erste und einzige<br />
unter seiner persönlichen Kontrolle<br />
entstandene Prototyp derjenige,<br />
der seine Signatur trägt. Bei den<br />
ersten, seit 1955 entstandenen Stücken<br />
bis hin zu den frühen Serien<br />
Ceramiche delle tenebre (1963) und<br />
Offerta a Shiva (1964) legte Sottsass<br />
noch selbst Hand an den Ton an. Das<br />
plastische Material ermöglichte ihm,<br />
seinen Reflexionen und Emotionen<br />
unmittelbar Ausdruck zu verleihen.<br />
Die letzt genannten Keramikserien<br />
sind gewiss als der persönlichste Teil<br />
seines Gesamtwerkes zu verstehen,<br />
verarbeiteten sie doch existenzielle<br />
Ängste des Künstlers: Sottsass erkrankte<br />
1961 so schwer, dass er nur<br />
knapp dem Tod entrann. „Diese Keramiken<br />
habe ich mir letztes Jahr ausgedacht,<br />
als ich krank war und beinahe<br />
für immer von meinen Verwandten,<br />
Bekannten und Freunden Abschied<br />
genommen hätte. […] Ich<br />
dachte sie mir nachts aus, wenn ich<br />
aufgrund der Medikamente nicht