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Ich hole dich dort ab, wo du stehst. - Institut für Atem ...

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<strong>Ich</strong> <strong>hole</strong> <strong>dich</strong> <strong>dort</strong> <strong>ab</strong>, <strong>wo</strong> <strong>du</strong> <strong>stehst</strong>. 15. Juli 2010<br />

5. Mögliche Störungsfelder zu Beginn der atempädagogischen /<br />

therapeutischen Arbeit anhand von Beispielen<br />

Frau A. ist 40 Jahre alt, verheiratet, berufstätig. Sie wirkt vital und offen, ist im<br />

Gespräch aufmerksam und zugewandt. Mit der übungszentrierten Hockerarbeit hat<br />

sie bereits Erfahrung und möchte nun bei mir die Arbeit auf der Liege kennenlernen.<br />

Die ersten Stunden ergeben folgendes Bild: Auf der Liege atmet Frau A. flach mit<br />

schnellem Rhythmus, fast ohne Pause. <strong>Ich</strong> kann <strong>Atem</strong>bewegung in der Mitte und im<br />

Brustraum sehen, kaum im Becken. Bei Berührung meiner Hand am Bauch weicht<br />

Frau A. mit ihrem <strong>Atem</strong> nach oben aus und tendiert dazu, ihn aktiv zu <strong>hole</strong>n.<br />

Sie wirkt sehr konzentriert und kontrolliert. Vor allem die Oberschenkel, der Nacken-<br />

Schulterbereich und der Rücken sind angespannt. Sie kann schlecht bis gar nicht<br />

loslassen. Auf den Rücken bezogen sagt sie: „<strong>Ich</strong> weiß gar nicht, wie ich mich auf<br />

Ihre Hand runterlassen soll. Meinen Rücken spüre ich wie ein großes, schwarzes<br />

Loch.“ Auch ihr Becken ist der Empfin<strong>du</strong>ng kaum zugänglich. Sie spürt sich meist<br />

„flach“, die Dreidimensionalität fehlt.<br />

Die Berührung meiner Hand empfindet Frau A. als angenehm, solange ich streichend<br />

und knetend arbeite. Versuche ich, ihre Struktur zu verändern, z.B. in Form einer<br />

Dehnung, stellt sich ein Gefühl von innerer Unruhe und „Aufregung“ ein und der<br />

<strong>Atem</strong> wird geholt. Bei dem Versuch, an den Trochanterknochen mit Druck zu<br />

arbeiten, taucht ein Schwindelgefühl auf. Von Schwindel und Angstgefühlen berichtet<br />

sie auch aus den Gruppenstunden, vor allem bei der Arbeit an den Füßen. Meine<br />

Hand unter ihrer Schulter löst Übelkeit in der Magengrube aus. Gelenkspiel der Arme<br />

ist <strong>für</strong> sie anstrengend, erzeugt erhöhte Wachsamkeit, das Gefühl aufpassen zu<br />

müssen.<br />

Auf der Empfin<strong>du</strong>ngsebene ist Frau A. ansprechbar und berichtet von<br />

wahrgenommenen Veränderungen. Ihre <strong>Atem</strong>bewegung scheint mir von meinen<br />

taktilen Interventionen relativ unbeeinflusst zu bleiben.<br />

Manchmal geschieht Folgendes: ein sehr kleiner, sanfter <strong>Atem</strong> breitet sich fließend in<br />

alle Richtungen aus. Frau A. wirkt auf mich entspannt, <strong>ab</strong>er völlig in sich<br />

zurückgezogen, autark. Als ich ihr diese Beobachtung mitteile und auch, dass ich<br />

mich im Moment ausgeschlossen fühle, erklärt sie: „<strong>Ich</strong> konzentriere mich, dass ich<br />

nicht denke, wie in der Meditation. Mein <strong>Atem</strong> geht dann überall hin. <strong>Ich</strong> bin ganz<br />

leicht. Noch ein bisschen mehr, dann fliege ich davon oder löse mich auf.“ In diesem<br />

Zustand empfindet Frau A. ihren Körper neblig-diffus, entgrenzt.<br />

Im Gespräch h<strong>ab</strong>e ich auf der Beziehungsebene mit Frau A. guten Kontakt. Auf der<br />

Körperebene, vor allem verbunden mit Berührung, ist es schwierig, einen<br />

störungsfreien Bereich zu finden. Hier scheint sich Frau A. in einer Art Rückzug nach<br />

innen am <strong>wo</strong>hlsten zu fühlen, <strong>wo</strong>bei sie ihren Körper „ausblendet“.<br />

Frau B. ist 49 Jahre alt, alleinstehend. Sie wird demnächst an einem neuen<br />

Arbeitsplatz ihrer Firma im Büro eingearbeitet werden und ist bereits nervös, ob sie<br />

das schaffen wird. Sie berichtet von psychosomatischen Beschwerden im Magen-/<br />

Darmbereich, starken muskulären Verspannungen im Bereich von Bauch,<br />

Schultergürtel, Kiefer und den Händen („wie nach innen gezogen“, „möchte mich<br />

einrollen“) und Ängsten. Auch halte sie oft die Luft an.<br />

Abschlussarbeit: Brigitte Maas 14

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