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Ich hole dich dort ab, wo du stehst. - Institut für Atem ...

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<strong>Ich</strong> <strong>hole</strong> <strong>dich</strong> <strong>dort</strong> <strong>ab</strong>, <strong>wo</strong> <strong>du</strong> <strong>stehst</strong>. 15. Juli 2010<br />

Tiefer als die konfliktzentrierte Übertragung liegt die jeweilige Grundübertragung, die<br />

Rückschlüsse zulässt auf die seelische Entwicklungsebene, auf der das jeweilige<br />

Beziehungsverhalten angesiedelt werden kann. Rosenberg unterscheidet hier drei<br />

Phasen der Übertragungsbeziehung (vgl. Rosenberg, 1996):<br />

In der sog. magischen Phase (sie entspricht der symbiotischen oder Bin<strong>du</strong>ngsphase<br />

des Kleinkindes) erwartet der Klient vom Therapeuten eine „magische“ Lösung<br />

seiner Probleme, <strong>für</strong> die weder Zeit, noch Anstrengung, noch Überprüfung der<br />

Realität erforderlich sind. Er hat blindes Vertrauen in die Kräfte des Therapeuten<br />

(oder des <strong>Atem</strong>s). Wird dieses Vertrauen notgedrungen nach einiger Zeit enttäuscht,<br />

können die Gefühle des Klienten in Frustration oder Wut umschlagen.<br />

In der sog. Anlehnungsphase (sie entspricht der Loslösungs- oder<br />

Indivi<strong>du</strong>ationsphase, in der das Kind auf die Spiegelung <strong>du</strong>rch die Mutter angewiesen<br />

ist) ist das Selbstgefühl des Klienten zerbrechlich. Er weiß zwar, dass er<br />

Verant<strong>wo</strong>rtung <strong>für</strong> sich übernehmen muss, braucht <strong>ab</strong>er noch die Unterstützung des<br />

Therapeuten, der über anerkennende und angemessene Spiegelung das<br />

Selbstgefühl des Klienten halten muss.<br />

Erst in der dritten, der sog. selbstsicheren Phase ist das Selbstgefühl des Klienten so<br />

st<strong>ab</strong>il, dass er zunehmend <strong>für</strong> sich selbst sorgen und sich in seinen positiven wie<br />

auch seinen problemhaften Seiten wahrnehmen kann. Er hat keine Angst mehr, in<br />

seiner Andersartigkeit <strong>ab</strong>gelehnt zu werden und tritt aus der Übertragungsbeziehung<br />

in eine reale Beziehung zum Therapeuten. Erst hier ist im Grunde die Ebene einer<br />

Lehrer-Schüler Beziehung erreicht, also die Ebene eines weitgehend störungsfreien<br />

pädagogischen Arbeitens.<br />

6.2. Sammeln diagnostischer Hinweise zur Klärung der <strong>Ich</strong>-Kraft<br />

Wie in der Psychotherapie steht auch in der APT zu Beginn der Arbeit eine<br />

Diagnosestellung (griech. diagnossi: <strong>du</strong>rchforschen, Erkenntnis gewinnen) als<br />

Orientierung <strong>für</strong> das konkrete Vorgehen im Sinne verant<strong>wo</strong>rtlichen therapeutischen<br />

Handelns. Sie ergibt sich aus der Wahrnehmung des Bestehenden im somatischen<br />

und psychischen Bereich (einzelne Erscheinungen / Symptome) und dessen<br />

Verbin<strong>du</strong>ng mit dem lebensgeschichtlichen Hintergrund (Anamnese).<br />

Bei <strong>Atem</strong>therapeuten existieren gegen den Begriff der Diagnose oft Widerstände.<br />

Diese sind meines Erachtens dann berechtigt, wenn Diagnose mit der realen Gefahr<br />

der Abwertung verbunden wird. Die diagnostische Vermutung dient jedoch der<br />

Orientierung und Differenzierung und muss immer wieder an den Wahrnehmungen<br />

überprüft werden. Außerdem ist zu beachten, dass das Auftreten bestimmter,<br />

beispielsweise narzisstischer Symptome noch lange nicht das Krankheitsbild einer<br />

narzisstischen Persönlichkeitsstörung ergibt. So verstanden sind die diagnostischen<br />

Beobachtungen eine wichtige Voraussetzung <strong>für</strong> ein dem Klienten angemessenes<br />

atemtherapeutisches Angebot.<br />

Folgende Fragestellungen können helfen, einen Wahrnehmungsraum <strong>für</strong> die <strong>Ich</strong>-<br />

Kraft bzw. das Strukturniveau des Klienten zu eröffnen:<br />

- Welchen konkreten Abstand zum Therapeuten möchte der Klient einnehmen?<br />

Sucht er unverhältnismäßig viel Nähe (symbiotische Tendenz) oder sehr viel<br />

Distanz, weil Nähe angstbesetzt ist?<br />

- Kann der Klient die Wahrnehmung aufrechterhalten oder hat er<br />

Wahrnehmungslöcher („<strong>Ich</strong> weiß nicht.“)?<br />

Abschlussarbeit: Brigitte Maas 18

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