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Ich hole dich dort ab, wo du stehst. - Institut für Atem ...

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<strong>Ich</strong> <strong>hole</strong> <strong>dich</strong> <strong>dort</strong> <strong>ab</strong>, <strong>wo</strong> <strong>du</strong> <strong>stehst</strong>. 15. Juli 2010<br />

Es zeigt sich immer mehr, dass sie oft mit festen Vorstellungen lebt, wie etwas zu<br />

sein hat, z.B. sollte die <strong>Atem</strong>pause immer gleich lang sein, sonst sei das ein<br />

unregelmäßiger und somit nicht erwünschter Rhythmus. Wir arbeiten daran, dass<br />

„richtig“ und „falsch“ in den Hintergrund treten kann zugunsten einer wertfreien<br />

Wahrnehmung des Prozesses und einer subjektiven Bewertung, ob sie sich damit<br />

<strong>wo</strong>hl fühle oder nicht.<br />

Ein immer wieder auftauchender körperlicher Widerstand ist „Schwindel“, der mit der<br />

Zeit als leicht vernebelte Wahrnehmung mit der Angst, das Gleichgewicht zu<br />

verlieren, beschrieben wird, also eine Art Angst vor Kontrollverlust.<br />

Wird der <strong>Atem</strong> etwas tiefer, fühlt sich Frau A. un<strong>wo</strong>hl. Vor allem im Zusammenhang<br />

mit Berührung taucht dann Trauer auf. Frau A. hat das Bild des Kindes, das von der<br />

Mutter gehalten wird: „Das Gefühl, mich an die Mutter zu kuscheln und alles ist in<br />

Ordnung, das fehlt mir.“ Die Trauer macht ihr Angst und sie „drückt“ sie „weg“.<br />

In der 12. Stunde fällt Frau A. bei der Arbeit auf der Liege auf ein sehr niedriges<br />

Strukturniveau. (Frau A. hatte am vorangegangenen Wochenende an einem Kurs mit<br />

holotropem Atmen teilgenommen, <strong>wo</strong>bei heftige Gefühle unkontrolliert frei ge<strong>wo</strong>rden<br />

waren und nicht eingeordnet werden konnten.) Auf der Liege fühlt sich Frau A.<br />

plötzlich von ihrem Gefühlsbereich bedroht bis hin zur Angst sich aufzulösen, <strong>wo</strong>bei<br />

sie zur Abwehr in einen Zustand der Starre geht. Die Selbstwahrnehmung ist d<strong>ab</strong>ei<br />

noch löchriger ge<strong>wo</strong>rden. Ganz klar strukturierte, kräftige und verbal begleitete<br />

Empfin<strong>du</strong>ngsarbeit ist hilfreich: „<strong>Ich</strong> spüre, dass ich wieder da bin, als materielle<br />

Substanz, nicht nur als Hülle, und nicht zerfließe. Das st<strong>ab</strong>ilisiert mich.“ Für mich ist<br />

diese Stunde schwierig, in der Gegenübertragung von Gefühlen der Unsicherheit und<br />

Angst begleitet.<br />

2. Phase von weiteren 20 Einzelstunden in wöchentlichem Abstand:<br />

Das Arbeitsbündnis wird nun dahingehend verändert, dass wir erst einmal nicht mehr<br />

auf der Liege arbeiten. Die Gefahr von Regression und Gefühlsüberflutung soll<br />

vermieden werden. Der Arbeitsschwerpunkt liegt nun auf Struktur- und<br />

Empfin<strong>du</strong>ngsarbeit auf dem Hocker, um Frau A.s schwankendem Gefühlsleben<br />

vermehrt Halt zu geben und nach Möglichkeiten zu suchen, wie sie sich in den<br />

Alltagsbeziehungen besser selbst regulieren kann, damit sie nicht mehr bei zu<br />

hohem Erregungslevel nach draußen oder in die Starre gehen muss.<br />

In Bezug auf die <strong>Ich</strong>-Kraft nehme ich Frau A. folgendermaßen wahr: Willenskraft,<br />

Disziplin und Motivation sind ausgeprägt, sie reflektiert ihre Situation. Beruflich ist sie<br />

erfolgreich, aktiv in ihren Interessen und zeigt nach außen eine st<strong>ab</strong>ile Persona im<br />

Jungschen Sinn. Auf der Ebene des Fühlens sind immer wieder Einbrüche da,<br />

schmerzhafte Gefühle werden <strong>ab</strong>gespalten, bzw. überrollen Frau A., wenn sie mit<br />

sich alleine ist.<br />

Weder das Fühlen noch das Körperempfinden können St<strong>ab</strong>ilität und Orientierung<br />

vermitteln. Frau A. ist hier auf das Denken und Halt von außen angewiesen. Auf der<br />

Denkebene bewegt sie sich immer wieder in Extremen, die nicht an eine<br />

realitätsbezogene Erfahrung angebunden sind („<strong>Ich</strong> möchte in meinem Alltag jetzt<br />

immer in einem Zustand der Präsenz sein, so gesehen h<strong>ab</strong>e ich 20 Jahre meines<br />

Lebens überhaupt nicht gelebt.“)<br />

<strong>Ich</strong> vermute, dass es aufgrund mangelnder empathischer Spiegelung in der frühen<br />

Kindheit Frau A. nicht möglich war, ein st<strong>ab</strong>iles, authentisches Selbst im Bereich des<br />

Fühlens und des Selbstwertes zu entwickeln. Auf der Übertragungsebene braucht sie<br />

noch die Mutter, die spiegelnd das Selbstgefühl <strong>für</strong> sie hält und mitunter auch ihr<br />

Denken strukturiert, <strong>wo</strong>bei sie selbstverant<strong>wo</strong>rtlich an ihrem Weiterkommen<br />

Abschlussarbeit: Brigitte Maas 22

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