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Ich hole dich dort ab, wo du stehst. - Institut für Atem ...

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<strong>Ich</strong> <strong>hole</strong> <strong>dich</strong> <strong>dort</strong> <strong>ab</strong>, <strong>wo</strong> <strong>du</strong> <strong>stehst</strong>. 15. Juli 2010<br />

der therapeutischen Beziehung gespiegelt werden, erfahren <strong>Ich</strong>-Kraft und<br />

Identitätserleben des Klienten weitere Unterstützung.<br />

Auf dieses Thema der konkreten Körper- und <strong>Atem</strong>arbeit möchte ich im Kapitel 7<br />

genauer eingehen.<br />

6.7. Das Umgehen mit Emotionen und Widerstand<br />

Das Fühlen als <strong>Ich</strong>-Funktion, eine der vier grundlegenden Jungschen<br />

Wahrnehmungsfunktionen, wird in der APT als wichtiger Teil menschlichen Erlebens<br />

in die Arbeit integriert. Für eine gezielte Arbeit in diesem Bereich sollte differenziert<br />

werden zwischen Gefühl, Emotion und Affekt.<br />

Das Gefühl wird definiert als emotionale Bewertung einer Empfin<strong>du</strong>ng aus einem<br />

bestimmten Kontext heraus. Es zeichnet sich aus <strong>du</strong>rch Raum und Tiefe, weist auf<br />

ein Bedürfnis hin oder setzt einen klaren Handlungsimpuls frei.<br />

Eine Emotion ist ein meist plötzlich auftauchendes Konglomerat von bewussten und<br />

unbewussten Empfin<strong>du</strong>ngen, Gefühlen und Bewertungen, das den Menschen<br />

innerlich „rotieren“ lässt ohne in eine klare Richtung zu weisen. Wird d<strong>ab</strong>ei der innere<br />

Druck so groß, dass er sich mehr oder weniger unkontrolliert eine Bahn nach außen<br />

sucht, spricht man von einem Affekt, bzw. von Ausagieren.<br />

In Situationen der <strong>Ich</strong>-Schwäche wird das <strong>Ich</strong> leicht von Emotionen überrollt.<br />

Abgespaltene Gefühle tauchen in einer bunten Mischung auf und versetzen den<br />

Menschen in innere Erregung, ohne dass er sie gezielt kontrollieren könnte. Die<br />

Klientin beginnt dann z.B. zu weinen, was noch nichts über ihre Gefühle aussagt<br />

(das kann Trauer sein, Wut, Verzweiflung, Hilflosigkeit, Sehnsucht...), sondern in<br />

erster Linie etwas über ihren inneren Druck.<br />

Im Beisein anderer Menschen, also z.B. am Arbeitsplatz, versucht die Klientin<br />

wahrscheinlich, mit der Situation angemessen fertig zu werden, indem sie ihre<br />

Emotionen wieder zurück nach innen drückt: „ Das kam wie eine Tonne in mir<br />

hochgerollt und ich musste es wieder runterdrücken.“ Das geschieht muskulär, vor<br />

allem auch im Zwerchfellbereich. „<strong>Ich</strong> spüre mich dann in der Mitte wie<br />

<strong>ab</strong>geschnitten, in mir wird es heiß und mein Kopf ist wie benebelt. <strong>Ich</strong> spüre eine<br />

richtig schmerzhafte Anspannung im Bauch und in den Schultern“, beschreibt Frau<br />

B. ihr Erleben.<br />

Es ist nun nicht im Sinne der APT, dass solche Emotionen die Klientin<br />

überschwemmen, denn das macht sie noch hilfloser, schwächt ihr <strong>Ich</strong> noch mehr.<br />

Deshalb wird bei Menschen, die stärkeren emotionalen Schwankungen ausgesetzt<br />

sind, zunächst ausschließlich im Empfin<strong>du</strong>ngsbereich gearbeitet, um über ein<br />

wahrnehmbares und st<strong>ab</strong>iles Körper-<strong>Ich</strong> eine zunächst gefühlsneutrale bzw. mit<br />

positiven Erfahrungsqualitäten besetzte Identitätsbasis zu schaffen, die im<br />

Folgenden eine haltende Funktion <strong>für</strong> Emotionen und Gefühle übernehmen kann.<br />

Allerdings konnte ich bei meinen Klientinnen die Erfahrung machen, dass sie<br />

manchmal bereits aufgewühlt in die Stunde kamen oder in der Stunde unbe<strong>ab</strong>sichtigt<br />

Emotionen auftauchten. Da diese emotionale Seite <strong>für</strong> sie ein wichtiger Teil ihres<br />

Selbsterlebens war, <strong>für</strong> den sie Beachtung einforderten, bestand der erste Schritt<br />

darin, die Emotionen zwar nicht weiter zu hinterfragen, jedoch sie zu benennen und<br />

in der Eigenwahrnehmung an die dazugehörigen Empfin<strong>du</strong>ngen anzubinden.<br />

Für Frau A. und Frau B. war es weiterhin wichtig, in solchen Situationen über<br />

Empfin<strong>du</strong>ngs- und Strukturarbeit ihren Körper um den von der Emotion besetzten<br />

Abschlussarbeit: Brigitte Maas 29

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